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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Gemeinsam Verantwortung tragen

In Heubach hat er in der Moschee und insbesondere in der Zusammenarbeit mit Jugendlichen gute und wichtige Erfahrungen gesammelt; in der Ditib-​Gemeinde in Gmünd möchte Adem Cicigül auf diesen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Er ist neuer zweiter Vorsitzender.

Mittwoch, 27. Mai 2015
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 34 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (nb). Vier Jahre war Adem Cicigül alt, als er vor 45 Jahren gemeinsam mit seinen Eltern nach Deutschland zog. Viel zu jung eigentlich, um überhaupt zu realisieren, welch große Veränderung mit diesem Umzug einherging. Doch er war als Kind und Jugendlicher stets hin– und hergerissen zwischen zwei Welten – der Heimat seiner Eltern, die auch irgendwo seine war, und seiner neuen Heimat, Deutschland.
Vielleicht liegt auch darin begründet, dass er sich mit solch großer Intensität dafür einsetzt, wenn es darum geht, jenen Jugendlichen mit Migrationshintergrund eine Stütze zu sein, die auf der Suche sind – nach einem Platz in der Gesellschaft, nach Anerkennung, einer Ausbildung.
In der Heubacher Moschee hat Cicigül Wörtern wie Dialog und Bildung Leben eingehaucht und gemeinsam mit anderen Gläubigen Stück für Stück geschaffen, was nun auch in Gmünd zum Tragen kommen soll. In der Stadt, in der bereits vieles für ein gutes Miteinander getan wird; sich einiges aber auch noch ändern muss. In einem gemeinsamen Gespräch mit Bürgermeister Dr. Joachim Bläse, dem Integrationsbeauftragten Hermann Gaugele und der Geschäftsführerin vom Runden Tisch Integration, Martina Häusler, fand Cicigül hierfür klare Worte.
Bürgermeister Dr. Joachim Bläse, der am Dienstag in sein Büro geladen hatte, betonte, dass das Thema des Miteinanders in Gmünd ein ganz wichtiges sei. Das jüngste Beispiel war gerade mal ein paar Stunden alt: Pfarrer Kloker, Pfarrer Plocher und Pfarrer Schmidt hatten am vergangenen Freitag gemeinsam mit Ditib-​Mitgliedern für den Frieden weltweit und für ein gutes Miteinander in Gmünd gebetet. Ihre Begegnung – ein Zeichen von vielen.
Sich begegnen, das sollen nach einem neuen Konzept, das nun Schritt für Schritt zum Tragen kommt, verstärkt auch türkische Jugendliche. Jene, die keinem Verein angehören und jene, die keine Zukunftspläne hegen, perspektivlos sind. Ganz wesentliche Bestandteile werden hierbei Unterstützung beim Erwerb der türkischen als auch der deutschen Sprache sowie die gemeinsame Freizeitgestaltung sein. „70 Prozent der türkischen Jugendlichen sind nicht in Vereinen“, erklärt Cicigül eines der Probleme, das letztlich dazu führe, dass einige von ihnen in Spielotheken, Shisha-​Bars und Wettbüros ihre Freizeit verbringen.
Türkische Kinder und Jugendliche unterstützen, wo den Eltern die Möglichkeiten fehlen, ist Cicigül, der drei Töchter hat, ein Anliegen: „Wir müssen da dringend handeln. Wir haben irgendetwas versäumt.“ Ein großes Problem sei es beispielsweise, wenn Kinder beim Lesen eines Buches Verständnisprobleme haben und Wörter wie „Bordstein“ nicht zuordnen können. Derlei Probleme führten letztlich auch zu Unkonzentriertheit in der Schule.
In Heubach wurde vor sechs Jahren damit begonnen, eine Art Jugendraum zu schaffen, der derzeit 16 Jungs im Alter von zehn bis 14 Jahren die Möglichkeit bietet, das zu lernen, was deutschen Jugendlichen durch die Mitarbeit in Freizeitgruppen, die beispielsweise der Kirche angehören, gelehrt wird: Teamarbeit und Selbstbewusstsein. Regelmäßig verbringen sie ein Wochenende gemeinsam, übernachten in einem eigens hierfür geschaffenen Raum, kochen zusammen und gestalten ihre Freizeit.
Ähnliches – mit 30 bis 40 Kindern – kann sich Cicigül gut in Gmünd vorstellen; die Kooperation mit den Schulen und anderen Institutionen soll darauf aufbauend als nächster Schritt erfolgen. Dann, wenn grundlegende Dinge wie Sprache (die türkische ebenso wie die deutsche), Religion sowie Teamarbeit und Selbstbewusstsein gelehrt wurden.
Bürgermeister Bläse betonte die ihm wichtige Kooperation der Gemeinden mit den öffentlichen Schulen und Hermann Gaugele sprach von vielen Baustellen, an denen gemeinsam gearbeitet werden müsse. Auch Häusler dankte für die klaren Worte und meinte: „Offenheit muss sein, damit man miteinander und nicht übereinander spricht.“ Bläse schlug als nächsten Schritt ein Fortsetzungsgespräch mit Vertretern des Amtes für Bildung und Sport vor. Fragen, beispielsweise, wo eine Zusammenarbeit stattfinden kann, sollen genauer erläutert werden.

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