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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Städtepartnerschaft in Gefahr: Wissen die Bethlehemer/​USA überhaupt was sie tun?!

Wissen Stadtverwaltung und Bürger in Bethlehem überhaupt, was sie mit am Mittwoch im Gmünder Gemeinderat aufgezeigten Liebäugeleien mit Nürnberg aufs Spiel setzen? In Gmünd stand das Geburtshaus des berühmten amerikanischen Historienmalers. Und die USA gedenken 2016 des 200. Geburtstages dieses Emanuel Leutze. Vielleicht hat dieser Umstand — einer Legende nach — sogar in der Endphase des Zweiten Weltkriegs die Stadt gerettet.

Donnerstag, 18. Juni 2015
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 47 Sekunden Lesedauer

Für die Weltmacht sind die Werke des Gmünder Kunstmalers gleichbedeutend mit Ikonen. Eine Chance, um an die ursprünglich so engagierte US-​Städtepartnerschaft mit Schwäbisch Gmünd zu erinnern. Eigentlich müsste ein Aufschrei durch die ganze USA gehen, denn Nürnberg ist nicht nur berühmt für Lebkuchen und Christkindles-​Markt. Katharina Aubele ist bei der Stadtverwaltung Beauftragte und Ansprechpartnerin für die fünf Gmünder Städtepartnerschaften: Barnsley (England), Antibes (Frankreich), Székesfehérvár (Ungarn) Faenza (Italien) und Bethlehem (USA). Überwiegend zog Aubele am Mittwoch im Gemeinderat ein positives Fazit der Partnerschaftsaktivitäten in den letzten Jahren. Das Miteinander und die Nachfrage nach Begegnungen entwickle sich sehr gut. Vor allem der Schüleraustausch mit den Kontakten zwischen den Schulen seien sehr rege, wobei es durchaus aber auch mal Schwankungen gebe, bedingt durch Wechsel von Ansprechpartnern. Katharina Aubele zählte auch viele weitere Kontakte auf, so zwischen Vereinen und Bildungseinrichtungen. Gmünder Stadtverwaltung setzt USA-​Hoffnung auf Leutze-​Jahr 2016 Richtig gut verwurzelt sei auch die Partnerschaft zwischen den Feuerwehren Schwäbisch Gmünd und Székesfehérvár. Auch im Zusammenhang mit der Landesgartenschau habe die Pflege der Städtepartnerschaften einen deutlichen Schub bekommen. Dies zeige sich vor allem an den nachhaltigen Beiträgen der Partnerstädte bei der Gestaltung des Gartenschaugeländes im Bereich Erdenreich. Auch erinnerte sie an die kulinarischen und kulturellen Beiträge, allen voran die hochwertige Picasso-​Ausstellung, die nur dank der Fürsprache aus der französischen Partnerstadt in Gmünd zustande gekommen sei.
Katharina Aubele will vor allem das Schüler– und Vereinsaustauschprogramm weiter ankurbeln. Auch brachte sie den positiv aufgenommenen Wunsch zum Ausdruck, wonach die Fraktionen des Gemeinderats jeweils einen Städtepartnerschaftsbeauftragten benennen mögen. Dies wäre ein gutes Mittel, um die Kommunikation zu verbessern oder um schnelle Entscheidungen treffen zu können. Einzig die 1991 begründete Partnerschaft mit Bethlehem in den USA musste als Sorgenkind beschrieben werden. Durch den Wechsel an der Stadtspitze dort liege die Beziehung auf Eis. Auch ist Bethlehem Schwäbisch Gmünd gewissermaßen untreu geworden, hat sich der Christkindl-​Stadt Nürnberg zugewandt, wie Stadträtin Brigitte Abele (Bündnis90/​Die Grünen) anmerkte, was von Katharina Aubele bestätigt wurde. Da stellte Stadtrat Hans-​Jürgen Westhauser (SPD) spontan die Frage, ob es überhaupt noch Sinn mache, an dieser Städtefreundschaft einseitig festzuhalten. Katharina Aubele hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Sie erinnerte, dass die Kontakte mit Bethlehem aufgrund der enormen Entfernung und der hohen Reisekosten schon immer schwierig gewesen sei. Die Stadt Schwäbisch Gmünd setze auch auf das bevorstehende Leutze-​Jahr., wenn die Vereinigten Staaten von Amerika 2016 den 200. Geburstag ihres berühmtesten Historienmalers zelebrieren werden: Emanuel Leutze wurde am 24. Mai 1816 in der Rinderbacher Gasse in Schwäbisch Gmünd geboren. Der Kunstmaler wanderte nach Amerika aus. Sein berühmtestes Werk „Washington Crossing the Delaware“ wird in den USA verehrt wie eine Ikone. Und es hält sich die Legende, dass im Zweiten Weltkrieg die Anweisung „von ganz oben“ kam: Army und Airforce mögen die Leutze-​Geburtsstadt Gmünd verschonen!
Die Gmünder haben ihrerseits das Geburtshaus jedoch nicht verschont: Nur noch ein Gedenkstein erinnert dort. Dennoch will die Stadtverwaltung im Leutze-​Jahr den schwäbischen Geburtsort Leutzes in den USA und vor allem in Bethlehem in den Fokus rücken.
Katharina Aubeles Bericht fand im Gremium Dank und positiven Zuspruch. Stadtrat Albert Scherrenbacher regte an, die Gmünder Oktoberfeste in Antibes und umgekehrt das „Bistro d’Antibes“ in Schwäbisch Gmünd wieder aufleben zu lassen. Katharina Aubele bestätigte entsprechende Initiativen im Hinblick auf das 40-​jährige Bestehen dieser Städtepartnerschaft im kommenden Jahr. Scherrenbacher wünschte sich auch, dass sich alsbald auch mal wieder größere offizielle Delegationen auf den Weg machen, um die Städtefreundschaften erneut zu bekräftigen.
Ein konkreter Antrag der SPD fand offene Ohren und Türen bei der Stadtverwaltung: Aufgrund der guten Erfahrung bei der Gartenschau soll ein Laden oder eine kleine Markthalle, vielleicht auch eine Präsenz auf dem Wochenmarkt für Händler und Produkte speziell aus den Partnerstädten etabliert werden.

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