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Nachrichten Ostalb

Wie funktioniert die 116 117?

Es ist noch keine zwei Wochen her, dass in Ostwürttemberg eine zentrale Telefonnummer für den ärztlichen Bereitschaftsdienst an Wochenenden und an Feiertagen gilt. Allerdings gibt es bis dato dabei noch kleine Mängel.

Dienstag, 09. Juni 2015
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

Von Gerold Bauer
OSTALBKREIS. Während das Kind Fieber hat und sich immer wieder übergeben muss, wählt die Mutter zuerst die „116“ und dann die „117“. Doch beide Nummern funktionieren nicht! Schließlich wählt sie aus Verzweiflung den Notruf „112“ und erfährt von der Rettungsleitstelle, dass 116 und 117 keine alternativ zu wählenden Nummern sind, sondern als sechsstellige Nummer, sprich „116 117“, gewählt werden müssen.
Solche Fälle haben sich in den vergangenen Tagen zugetragen, erfuhr die Rems-​Zeitung von der zentralen Rettungsleitstelle für den Ostalbkreis und den Landkreis Heidenheim. Als Rettungsdienstleiter Marc Sachsenmaier gestern aus dem Urlaub zurück kam, fand er auf seinem Schreibtisch gleich eine Liste, in welcher Weise man bei der neuen Nummer für den ärztlichen Bereitschaftsdienst nachbessern sollte.
Nichts mehr ändern kann man fürs Erste an dem etwas verwirrenden Schriftbild auf den Plakaten der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-​Württemberg. Dort wird nämlich durch den Abstand zwischen den einzelnen Ziffern der Telefonnummer der Eindruck erweckt, als handle es sich um zwei Nummern, die jeweils separat gewählt werden können. Deshalb ist es sinnvoll, dass nicht zuletzt mit Hilfe der Zeitung die Botschaft bei den Bürgerinnen und Bürgern ankommt, dass sie alle sechs Ziffern wählen müssen.
Auch der Ansagetext des Anrufbeantworters enthielt einen „Stolperstein“. Ein Vater, dessen Sohn sich an Fronleichnam verletzt hatte und der nach einer sehr guten Erstversorgung in der Unfallambulanz der Stauferklinik zur Nachbehandlung beim Hausarzt einen Termin vereinbaren wollte, wurde per Ansagetext darüber informiert, dass die Praxis an diesem Freitag geschlossen sei und er doch bitte die Nummer „116 117“ wählen sollte. Dort kam dann – ebenfalls vom Anrufbeantworter, die Ansage, zu welchen Zeiten der ärztliche Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung (mit Sitz in der Stauferklinik) an Sonn– und Feiertagen sowie samstags besetzt ist. Aber es war ja ein ganz normaler Freitag — also was jetzt? Glücklicherweise besteht die Möglichkeit, sich zu einem Mitarbeiter der Rettungsleitstelle in Aalen aufschalten zu lassen; und der konnte sofort weiter helfen. Der Freitag als „Brückentag“ wurde im Hinblick auf den ärztlichen Bereitschaftsdienst nämlich als „Feiertag“ betrachtet. Mit einem etwas anderen Ansagetext, der auch „Brückentage“ erwähnt, dürfte es aber in dieser Hinsicht künftig keine Missverständnisse mehr geben.
Grundsätzlich wird die Einführung einer zentralen Nummer für den ärztlichen Notdienst von allen Seiten ebenso begrüßt wie die Etablierung einer Notfallpraxis in Räumen der Stauferklinik. Denn wenn man die „116 117“ erst einmal verinnerlicht hat, braucht man als Patient nicht mehr nach einer Telefonnummer suchen — auch nicht nach einer Vorwahl. Denn die Technik ist so intelligent, dass sogar Menschen, die mit dem Handy anrufen, auf die für sie zuständige Rettungsleitstelle aufgeschaltet werden.
„Auch die Anfahrt ist für Patienten durch die Einrichtung einer zentralen Notfallpraxis viel leichter geworden“, betonte Krankenhausdirektor Walter Hees auf Nachfrage der Rems-​Zeitung. „Man muss seither nicht mehr lange suchen, wo die Praxis des Arztes, der gerade Notdienst hat, ist und wo man dort in der Nähe parken kann. Jeder weiß, wo die Klinik ist und dass es dort Parkplätze gibt“, so Hees, der die Zusammenarbeit zwischen dem Krankenhaus und den niedergelassenen Ärzten des Bereitschaftsdienst als sehr gut bezeichnet und von Synergie-​Effekten spricht. „Es war wirklich schade, dass die Kassenärztliche Vereinigung mehrere Jahre gebraucht hat, um dieser sehr vernünftigen und praktikablen Lösung zuzustimmen!“
In der Tat sind die Wege für den Patienten kurz, wenn sich bei der Untersuchung durch den ärztlichen Bereitschaftsdienst herausstellt, dass eine umgehende Einweisung in die Klinik sinnvoll ist. Auch Kinder, die in die allgemeine Notdienst-​Sprechstunde kommen, müssen nur in den anderen Flügel des Gebäudes, um dort von Kinderärzten behandelt zu werden. Lebenswichtig sind die kurzen Wege insbesondere dann, wenn ein Patient in die Bereitschaftsdienst-​Sprechstunde geht, obwohl sein Zustand so ernst ist, dass er eigentlich einen Rettungswagen hätte anfordern müssen und dass er schließlich im Sprechzimmer zusammen bricht. „Für diese Fälle gibt es einen Herzalarm – und die Fachleute aus der Stauferklinik sind mit ihrer Notfallausrüstung innerhalb von zwei bis drei Minuten beim Patienten. Die kommen förmlich gerannt!“, berichtet Wasmut Fiedler, der für den als Verein organisierten ärztlichen Bereitschaftsdienst die Organisationsleitung inne hat und ehrenamtlich auch für die Kassenärztliche Vereinigung tätig ist. Fiedler räumte gegenüber der RZ ein, dass auch er selbst auf den ersten Blick dachte, dass „116 117“ zwei Nummern sind. Dass die Nummer so lang ist, liege am politischen Bemühen der EU, für diesen Dienst eine europaweit einheitliche Nummer zu etablieren. „Deshalb war eine Nummer nötig, die in keinem EU-​Land bisher anderweitig genutzt wird“.
Auch die Sache mit den „Brückentagen“ sei nicht ganz so einfach, wie es zunächst scheint. Denn dabei handle es sich ja nicht um einen offiziellen und eindeutigen Begriff, sondern um eine Formulierung, die sich im Laufe der Zeit einfach entwickelt habe. Notfallmedizinisch sei zum Beispiel auch der Faschingsdienstag ein „Brückentag“, obwohl dies landläufig wohl niemand so bezeichnen würde. Die Kassenärztliche Vereinigung werde daher fürs kommende Jahr vorab definieren, was als „Brückentag“ zugelassen wird und demzufolge durch den ärztlichen Bereitschaftsdienst abgedeckt wird.
Wasmut Fiedler, studierter EDV-​Spezialist und Ehemann einer in Leinzell niedergelassenen Ärztin, sprach zudem davon, dass speziell im ländlichen Bereich die sehr häufigen Bereitschaftsdienste eine große Belastung für die Mediziner waren. Ihnen habe die Einrichtung einer zentralen Notfallpraxis eine deutliche Erleichterung gebracht. Zeigen müsse sich nun aber noch, wie die DRK-​Mitarbeiter in der Rettungsleitstelle damit zurecht kommen, eingehende Anrufe zu deuten und zu entscheiden, ob es einem Patienten zuzumuten ist, in die Bereitschaftspraxis zu kommen oder ob ein Hausbesuch beziehungsweise gleich ein Notarzt-​Einsatz nötig erscheint.

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