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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Gisela und Fritz Österreicher teilen ihr Straßdorfer Wohnzimmer bis zum 2. Februar mit biblischen Gestalten

Ihre große Zeit beginnt erst: Diese Krippe leuchtet und lockt an den dunkelsten Tagen bis zu Maria Lichtmess, ‚„von Nacht zu Tag iss“, wenn die Tage schon spürbar länger werden. Meist erst im Januar, nach dem Trubel der Feiertage, nutzen befreundete Familien, Krippenfans und ganze Gruppen bis hin zur Mormonengesellschaft aus den USA die Möglichkeit, in der Heinrich-​Heine-​Straße in Straßdorf ein Wohnzimmer zu besichtigen, das sich rund sechs Wochen lang als Krippenlandschaft präsentiert.

Mittwoch, 06. Januar 2016
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 58 Sekunden Lesedauer

Vor 30 Jahren haben sich Österreichers in die Insam-​Krippe verguckt, eine klassische Weihnachtskrippe aus Ahornholz, die in der Holzschnitzerei von Ewald Insam in St. Ulrich im Grödnertal entsteht. Rund 60 dieser Figuren werden in Straßdorf aufgestellt. Was die Krippe aber einzigartig macht, sind rund 200 unterschiedlichste Ergänzungen, die Gebrauchsspuren, all die Geduld, die Fantasie, die Liebe, die einfließen in ihre Gestaltung. Enkel Marco hat mal ein bisschen zu leidenschaftlich mit dem rauchfasstragenden König gespielt, und seine Oma hat ein herausgebrochenes Seilstück so säuberlich wieder eingeklebt, dass Fritz Österreicher ohne Geständnis nie von der Sache erfahren hätte. Marco war es auch, der den Tiger so heiß und innig liebte, ihn stundenlang Schäflein jagen ließ, dass er ihm im Laufe der Jahre alle vier Beine brach. Auch der Tiger steht Dank Klebstoff wieder sicher auf allen vier Tatzen, aber eben diese Vergangenheit macht ihn zu etwas ganz Besonderem. Marco, mittlerweile 25 Jahre alt und ein gestandener Mann, hat bis heute ein ganz eigenes Verhältnis zum Tiger, der so viel Kindheitsfreude verkörpert.
Die Römerfiguren der Kinder sind dabei, der Porzellanhirte, der nicht wirklich passt, aber so sehr wertgeschätzt ist, weil er von einer der in Kanada lebenden Töchter beigesteuert wurde.
Alle diese Figuren haben eine Geschichte, die Giraffen, die Bären, die Kängurus, der Fuchs, der eine Gans davonträgt, ebenso die Ritterburg, die maurische Villa. Die Krippe selbst sieht jedes Jahr anders aus. Mal wird mit dem Gartentisch gearbeitet, mal mit Nachttischschrank, immer mit Holzblöcken und Kisten, um eine Landschaft modellieren zu können, die stets rund einen Höhenmeter Gefälle nutzt. Gearbeitet wird mit Moos und feinem Splitt, mit Schiefer aus Holzmaden, mit Wurzeln aus der Eifel und dem Schwarzwald. Unvergessen ist der heiße Sommertag, an dem Fritz Österreicher auf dem Lindenfirst seine große Krippenwurzel gefunden und unter größten Mühen heimtransportiert hat. Ein Trafo fasst die Lichterketten, allein den Wasserfall und den Vulkan zu aktivieren ist mühsame Fleißarbeit. Der Vulkan ist meist inaktiv: Er riecht komisch, und ein kleiner Besucher hatte Alpträume, so sehr sorgte er sich um die unter dem Berg grasenden Schafe. Der Weihnachtsbaum zur Krippe, mit Gisela Österreichers handgefertigten Goldtrompeten geschmückt, ist eine ausgewählte Nobilistanne, die wie seit zehn in Dorfmerkingen geholt wurde – immerhin muss sie länger halten als alle anderen Bäume.
In ihrer Donnerstagsausgabe stellt die RZ spürt die RZ der Geschichte dieser Krippe nach, die vor vielen, vielen Jahren in Iglau ihren Anfang nahm.


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