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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Ausgezeichnet: Lernwerkstatt HuT

Eine Auszeichnung. Ludwig Majohr freut sich natürlich darüber, dass seine Lernwerkstatt HuT, Handwerk und Technik für Flüchtlinge, zu den hundert „Ausgezeichneten Orten 2016“ gehört. Diese Ehrung durch die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ und die Deutsche Bank tut gut und ist willkommen.

Dienstag, 31. Mai 2016
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 9 Sekunden Lesedauer

Die Einladung der Preisträger am 7. Juni nach Berlin wird aber wohl niemand aus Gmünd annehmen; der Preis – Pokal und Urkunde – wird dann am 20. Juli im Ostalbkreis übergeben. „Es freut uns, überregional gewürdigt zu werden, und dass der Ostalbkreis gut dasteht“, sagt Majohr; ihn plagen freilich derzeit andere Sorgen. Ende Juli wird die alte Kaserne auf dem Hardt, die schon viel zu lange als Gemeinschaftsunterkunft dient, abgerissen. Damit ist die Lernwerkstatt heimatlos. Bislang, so Majohr, gebe es noch keine feste Zusage für eine neue Bleibe, lediglich zwei angedachte Standorte. Die Landkreisverwaltung wünsche sich auch weiterhin räumliche Nähe zu den Flüchtlingen und schlage eine Unterbringung in der Berufsschule vor, die Stadt, die nun „endlich wach geworden“ sei, könne sich eine Unterbringung bei der a.l.s.o in der Goethestraße, gegebenenfalls eine Kooperation mit Langzeitarbeitslosen vorstellen. Für Ludwig Majohr steht eines fest: Ehrenamtlich sei die Lernwerkstatt künftig nicht mehr zu stemmen. 90 Prozent der Flüchtlinge, mit denen er arbeitet, hätten keinen beruflichen Hintergrund, keine Ausbildung, die in Europa gebraucht werde. Vor allem fehle es seinen Schützlingen an vorberuflicher Ausbildung, wie sie ja auch in Gmünds Vorbereitungklassen vorbildhaft vermittelt wird. Einfach aus gutem Willen heraus ein Praktikum zu vermitteln, reiche nicht aus, so Majohr. Einer seiner Schützlinge dachte mit Blick auf Schilder zur Helmpflicht hellauf entsetzt, er solle für eine Militärfirma arbeiten. Andere gingen nach der Frühstückspause heim, weil sie es nicht anders kannten: Nach der Mahlzeit ist Feierabend. Solchen Missverständnissen müsse vorgebeugt werden. Grundsätzlich aber sprach der Initiator der Lernwerkstatt von einem großen Erfolg. Seit genau 30 Monaten würden nunmehr junge Leute geschult: Ludwig Majohr spricht von 300 bis 400 Flüchtlingen, mit denen er in dieser Zeit gearbeitet habe; 304 Fahrräder seien dabei repariert und ausgegeben worden. „Vor allem haben wir 30 Leute in Arbeit und Ausbildung gebracht.“ Für ihn ganz wichtig ist auch, dass diese 30 Monate unfallfrei verliefen, obwohl mit schweren Maschinen wie Band– oder Kreissäge gearbeitet wurde. Und: Es habe in all der Zeit nicht einmal ein Disziplinproblem gegeben. Mit im Team sind Siegfried Schmiedecke, Hans Heilig, Heinrich Hoffmann, Ernst Essig, Birgit Hohlfeld, Roland Kißling, Georg Hordi und Gerhard Ungermann. Sie alle hätten aus christlicher Grundhaltung den Geflüchteten vor Ort geholfen – mit sofortiger, unbürokratischer handwerklicher Beschäftigung und der Vermittlung einer entsprechenden Grundausbildung, wenn möglich auch mit passgenauer Stellenvermittlung. Majohr dankte gestern der Stiftung Heiligenbruck, dem Arbeitskreis Asyl mit dem Team um Bernd Sattler, dem Landratsamt mit Hans-​Michael Betz und Katja Rettenmeier und ganz besonders der sich „unermüdlich für die Geflüchteten einsetzenden Daniela Dinser“, jetzt Stabsstellenleiterin der Anlaufstelle PFIFF. Unterstützung sei auch von kirchlicher Seite gekommen, von den Musical Kids und anderen mehr. Majohrs grünes Auto transportierte zudem aus allen Ortsteilen gespendete Werkzeuge, Bretter, Kabel usw. Der Preis „Ausgezeichnete Orte 2016” gehe also an alle Bürgerinnen und Bürger, die geholfen haben. Die RZ berichtet in ihrer Mittwochsausgabe über das Projekt und die Auszeichnung.

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