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Kostenexplosion bringt Ausschuss in Rage: Erweiterung des Gmünder Berufsschulzentrums verschlingt 600 000 Euro mehr als geplant

Szenen und Stimmungslagen, wie man sie in einer Ausschusssitzung des Kreistags eher selten erlebt: Kreisräte, die entsetzt, geladen oder stinksauer sind, dazu ein Landrat, der mehrfach beteuern muss, dass so etwas einmaliger „Ausreißer“ sei. Was war geschehen? In der Sitzung des Ausschusses für Bildung und Finanzen musste die Verwaltung einräumen, dass die Kosten für die laufende Erweiterung des Schwäbisch Gmünder Berufsschulzentrums knapp 600 000 Euro höher ausfallen werden als geplant.

Mittwoch, 04. Mai 2016
Rems-Zeitung, Redaktion
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OSTALBKREIS. 23 Prozent mehr, was unterm Strich eine Endabrechnung von 3,9 statt der veranschlagten 3,3 Millionen Euro bedeuten wird.
„Das ist so, da gibt’s nichts zu diskutieren, ich hätte vielleicht schon viel früher in den Ausschuss kommen müssen“, trat Landrat Klaus Pavel die Flucht nach vorne an. Denn die Kostenüberschreitung wurde den Kreisräten erst jetzt, nach Zusammenrechnung aller vier Vergabepakete, präsentiert. Als Grund für die Kostenexplosion gaben Pavels Baufachleute und der Vertreter des planenden Architekturbüros Liebel aus Aalen Mehraufwendungen im Zuge der Detailplanungen, die „Komplexität der Planung“ insgesamt sowie nötige Umplanungen, aber auch zum Teil deutlich höhere Angebotspreise wegen einer „überhitzten Baukonjunktur“ an. Als die Ingenieure allerdings auch einräumen mussten, dass bei einer Ausschreibung der Schallschutz vergessen wurde und das Gewerk statt der veranschlagten 25 000 nun 100 000 Euro kosten werde, hob das die Stimmung nicht unbedingt an.
Sauer stieß den Kreisräten zunächst auf, das Architekt Bernd Liebel zum „Beichten“ nicht selbst in den Ausschuss gekommen war, sondern dafür einen Bürovertreter entsandt hatte. Am deutlichsten ging Georg Ruf (CDU) mit dem Ergebnis der „Beichte“ ins Gericht: Wenn so etwas bei einem privaten Bauherren passieren würde, könnte das den die Existenz kosten, schimpfte er. Die „Komplexität“ einer Planung müsse ein Architekt absehen können, ebenso müsse er wissen, ob sich daraus Ausschreibungen ergeben, „bei denen sich jedem die Nackenhaare stellen“. Und schließlich müsse ein Architekt bei seinen Kostenberechnungen abschätzen können, wie überhitzt die Baukonjunktur wirklich sei. Das alles, so Ruf, sei sehr unbefriedigend, es bleibe aber nichts anderes übrig, als den Mehrkosten „mit der Faust in der Tasche“ zuzustimmen. Künftig solle der Kreis bei Baumaßnahmen aber die Kostenfortschreibungen aktuell vorlegen, forderte Ruf.
Die Motivation, einen vorgegebenen Kostenrahmen einzuhalten, scheine noch stark entwicklungsfähig zu sein, stellte Julia Frank (FDP) fast trocken fest. Josef Mischko hingegen wollte die ganze Angelegenheit noch in den Kreistag bringen. Was der Ausschuss mit großer Mehrheit allerdings ablehnte. Die öffentliche Hand dürfe für Planer und Architekten nicht die Melkkuh sein, „bei einem Privaten hätte sich das niemand getraut“, schimpfte der SPD-​Fraktionschef. Klaus Pavel versuchte am Ende die Gemüter noch mit dem Hinweis zu beruhigen, dass nach Vorsteuerabzug und Zahlung des üblichen Landeszuschusses der Kreis netto nur noch 2,69 Millionen Euro für die Baumaßnahme aufzubringen habe – inklusive Kostensteigerung, versteht sich.

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