Direkt zum Inhalt springen

Nachrichten Kultur

Musik in Gmünder Kneipen

Regen weicht Seele auf, aber nicht die der Musikfans in Gmünd. Die große „Völkerwanderung“ setzte gegen 22 Uhr ein, der Marktplatz und die umliegenden Gässchen wurden zur Party-​Zone junger Leute. Was bedeutet, dass sie ziemlich wasserfeste Nachtschwärmer sind. Und mehr oder weniger trinkfest. Die Wirte und Bedienungen leisteten Schwerarbeit.

Samstag, 10. Oktober 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 41 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (gid /​rw). Der Nieselregen fiel sachte, aber unablässig. Man spürte ihn zunächst kaum, dann, je länger der Streifzug dauerte, desto mehr drang die Nässe durch. Für manchen, der in kleinen Kneipen wenig Luft bekam, war die Pause draußen sehr erfrischend, fast schon Meeresbrisen-​mäßig. Es dauerte ein bisschen, bis die Kneipenmusik in die Gänge kam. Mal wurde noch an der Musikanlage gewerkelt, mal hatte sich das Publikum noch nicht eingestellt. 21 Uhr — offenbar arg früh.
Dabei war die offizielle Eröffnung schon um 19.30 Uhr, fast noch in der Abenddämmerung. Im Café Spielplatz hieß Kneipenmusik-​Initiator und –organisator Dietmar Spiller willkommen zur 19. Veranstaltung dieser Art. Sein geistiges Kind hat sich prächtig entwickelt. Darauf kann er stolz sein, es hat Nachahmer in der Region und darüber hinaus gefunden. Dann hieß es im Spielplatz: „Swing is back“ mit seiner DS-​Band. Hinterher rockten Till und die „Altobellis“. Für den Comedian („Herrencreme“) war’s ein Gastspiel zugunsten des Gmünder Kleinkunst-​Olymps.
Gängige Definition eines Events ist, dass eigentlich nichts los ist, das aber laut und mit viel Bohei. Die Kneipiers und ihr Personal dürften da anderer Ansicht sein — für sie war der Teufel los. In manchen Restaurants freilich gab’s eher verhaltene Dinnermusik, melodische Begleitung zum gepflegten Mahl bei Kerzenschein. Warum nicht?
Kaum Durchkommen war im Marktgässle — vor Gran 7070 und Bistro Fässle herrschte Gedränge. Die Musik? Häufig eingängiger Rock, mal auf Punk gebürstet, mal auf Folk. Größere Gruppen auch im Hirschgässle vor dem KKF, am Kalten Markt und auf dem Johannisplatz, wo Rock aus dem Café Margrit („Anything“) in Rock aus dem „Bassano“ überging, wo die „Pony Slaystation“ zugange war.
Kurz nach 21 Uhr im „Schlupfloch“ – die kleine Kneipe in „unserer Gasse“ war schon rammelvoll. Und es schien, als wäre das selbe Publikum wie von der Wahlparty der Linken wieder da. Vom Alter her durchmischt, fieberten alle der Gruppe „SKAttle GriD“ entgegen, die die Musikrichtung Ska zum besten gab. SKAttle GriD kommt aus dem Stuttgarter Raum, wie Gitarrist „Stefan“ bekanntgab, während die Bandmitglieder noch an der Akustik feilten. Nach einer langen Viertelstunde, in der sich das Publikum im „Schlupfloch“ selbst feierte, ging es dann aber umso fetziger zur Sache mit „Shotgun Jimmy“. Die „Mörder-​Bässe“ und tollen „Bläser“ (zwei Trompeter, eine Saxophonistin) legten los mit einer Mischung aus Rock-​, Reggae– und Latin-​Elementen. Der durchmixte Links-​Punk ließ draußen aufhorchen, das Schlupfloch platzte aus allen Nähten.
Auf zum „Schwanen“ in die Vordere Schmiedgasse, vom Regen in die Kneipe, und just als wir die voll besetzte traditionelle Gaststätte betraten, legte Sportpädagoge Fred Eberle ein Solo mit seiner Klarinette hin – die „Swany Feet Warmers“ zogen einmal mehr mit ihrem Jazz vom Feinsten. Eberle vor der kurzen Pause: „Bleiben Sie uns gewogen, wo anders ist auch nichts los…“. Country und Western-​Musik lief im „Barbarossa“, doch irgendwie wollte sich die Kneipe nicht so schnell füllen – die Cowboys hauten in die Klampfe mit „The walk of life“. Da kam eher Melancholie auf. Viele Zuhörer stauten sich im und vorm „Max und Moritz“, hier war die Generation „Ü 45“ unter sich und ging voll mit – die Siala Rollers heizten mit Oldies ein. In der Stube am Münster ein bisschen Disco-​Stimmung. Die Gruppe Hitt Mix sang nostalgisch „I must survive“.
In der „Fuggerei“ herrschte eine gemütliche Stimmung wie bei einer Jazz-​Matinée. Hier spielte ein gepflegtes Family-​Konzert, Vater Derer am Kontrabass, Sohnemann Tobias am Schlagzeug und Mutter Gisela Derer war für den Gesang zuständig. Cover-​Rock bei sehr guter Raum-​Akustik gab es von „attenti al cane“ (Vorsicht vor dem Hund) in der Kneipe „Zum Paradies“ – hier hatte die Musik wirklich Biss.

14 Tage kostenlos und unverbindlich testen?
Das RZ-Probeabo - digital oder klassisch mit Trägerzustellung

5393 Aufrufe
644 Wörter
5305 Tage 18 Stunden Online

Beitrag teilen

Hinweis: Dieser Artikel wurde vor 5305 Tagen veröffentlicht.


QR-Code
remszeitung.de/2009/10/10/musik-in-gmunder-kneipen/