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VBE: Die Neue Werkrealschule macht den Weg frei in die Vielgliedrigkeit

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Ostwürttemberg sieht in den durch die Einführung der Neuen Werkrealschule bedingten Zusammenlegungen und Umbenennungen von Hauptschulen eine Aufweichung des bisher fest zementierten dreigliedrigen Schulsystems.

Montag, 19. Oktober 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 57 Sekunden Lesedauer

OSTWÜRTTEMBERG (vb). Gleichzeitig erblickt der Bildungsverband aber auch eine politische Abwertung der künftig nach identischem Bildungsplan arbeitenden einzügigen Hauptschulen, die dem rauen Wind aus der Landeshauptstadt trotzen, selbstständig bleiben und sich nur deshalb nicht Werkrealschule nennen dürfen, weil sie kein zehntes Schuljahr anbieten.
In diesen Wochen beraten und entscheiden etliche Städte und Kommunen, ob sie aufgrund der Schulgesetzänderung einzügige Hauptschulen zusammenlegen und zu zweizügigen Werkrealschulen neuen Typs machen sollen oder ob sie — vor allem bei stabilen Schülerzahlen — die einzügige Hauptschule am Ort erhalten.
Gerade im ländlichen Raum wollen Bürgermeister meist ihren Hauptschulstandort halten. Dabei müssen sie gegen die Argumentation der Kultusbehörden angehen, die in der Zweizügigkeit einen „Qualitätssprung“ für Schüler zu sehen glauben. Für den VBE ist dieser vermeintliche Vorteil nicht ersichtlich, zumal Haupt – schulen und Neue Werkrealschulen nach dem gleichen Bildungsplan unterrichten, damit ein Wechsel zwischen beiden Schularten möglich ist.
Die Wahlmöglichkeit in der achten und neunten Klasse zwischen drei zweistün – digen Profilfächern — „Natur und Technik“, „Wirtschaft und Informationstech – nik“ sowie „Gesundheit und Soziales“ — scheint momentan der einzige Unter – schied zu sein. Bei einzügigen Hauptschulen gibt es — je nach Schülerzahl — maximal zwei Profilfächer zur Auswahl. Hier könnten aber die Interessen der Schüler vorher abgefragt und dann das Fächerangebot nach den Wünschen der Mehrheit ausgerichtet werden (ähnlich, wie das bei den früheren Wahlfächern „Hauswirtschaft“ und „Technik“ in der neunten Klasse gewesen war, wo dann entsprechend Gruppen gebildet werden mussten). Der VBE bedauert außerordentlich, dass durch die Einführung der Neuen Werkrealschule die Wertigkeit der Hauptschule in den Köpfen der Bevölkerung noch einmal herabgestuft werden könnte, da diese Schulart, die als Volksschule einst einen soliden Ruf besessen hatte, jetzt nicht nur unter dem Gymnasium und der „realen“ Realschule rangiert, sondern „gefühlt“ noch einmal eine Stufe unter dem Status der Neuen Werkrealschule liegt.
Viele Praktiker sprechen sich daher dafür aus, beide Schularten, in denen die Schüler sowieso nach gleichem Bildungsplan unterrichtet werden, „Werkreal – schule“ zu nennen und lediglich zu unterscheiden, ob diese Schule mit oder ohne zehnte Klasse ist, in der an zwei Tagen mit der Berufsschule kooperiert wird. Dann hätte das Kultusministerium das ungeliebte Kind Hauptschule endgültig abgeschafft respektive ersetzt durch die Schulart Neue Werkrealschule mit einem durchgängigen sechsjährigen Bildungsgang zur Mittleren Reife und der Option eines Ausstiegs nach der neunten Klasse, ohne jedoch die Hauptschüler, die es weiterhin geben wird, im Ansehen geschädigt zu haben, was durch das ab dem kommenden Schuljahr neu geschaffene vielgliedrige Schulsystem leicht passieren könnte.
Jetzt sei es sicher nur eine Frage der Zeit, bis im Sinne eines neuen „Qualitäts-​sprunges“ womöglich das „Volksgymnasium“ als zusätzliche Schulart einge-​führt werde, damit man Schüler noch genauer sortieren könne, frotzelt man schon ein wenig sarkastisch beim gewerkschaftlichen Berufsverband VBE.

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