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Was bleibt, sind nur die Schatten: Controluce Teatro d‘ Ombre inszenierte „Aida“ im Stadtgarten

Der Kampf der Völker, der Kampf um die Liebe, der Kampf zwischen Müssen und Wollen, all dies steckt in Verdis Aida. Wie lassen sich diese dunklen Seiten, diese elementaren Gegensätze besser veranschaulichen als im Gegensatz zwischen Licht und Schatten?

Mittwoch, 21. Oktober 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 35 Sekunden Lesedauer

THEATER (wil). Das Controluce Teatro d’Ombre gastierte mit seiner Interpretation des musikalischen Kunstwerks beim Schattenfestival. Die große Bühne des Parlersaals war genau der richtige Rahmen für das Monumentalwerk des diesjährigen Schattenfestivals. Das Turiner Controluce Teatro d’Ombre brachte diesmal Aida zur Aufführung, servierte die Musik und inspirierte das Auge. Da ist Radames, der erwählte Heerführer, der sich in ausgelassenem Balletttanz auf seine Aufgabe freut und mit seinem Schatten hinter der Leinwand in perfektem Zusammenspiel agiert. Da kommt es zum Kampf der Ägypter gegen die Äthiopier, wildes Schattenflimmern symbolisiert die Zwietracht. Überlebensgroß werden die Sieger gefeiert, liebevoll gestaltete Figuren bilden den Siegeszug. Nur bei Asterix oder im Schattentheater gewinnen die ägyptischen Gottheiten diese Größe, zeugen von Luxus und Technik dieser frühen Kultur. Die Besiegten finden sich in der Hölle auf Erden, gelbes und grünes Licht wie flackerndes Feuer umgibt sie.
Hier zeigt die italienische Theatertruppe ihre Kunst, die Möglichkeiten des Schattenspiels in der Inszenierung zu nutzen. Und wenn auch Schwarz das Geschehen dominiert, so sind es die wunderbaren farbigen Bilder, welche das historische Geschehen lebendig werden lassen, die faszinierende ägyptische Landschaft hervorbringen.
Immer wieder wechseln sich Tanz und Puppenspiel ab, vereinigen sich manchmal, verwischen die Kunstformen. Die Tochter des Pharao wähnt sich ihrer Liebe sicher und muss mit ansehen, wie der Geliebte mit der Nebenbuhlerin Aida fliehen will.
Im Kerker verengt sich der Handlungsspielraum, die Bühne visualisiert dies mit eingeschobenen Wänden, verziert mit Hieroglyphen. Auch wenn das Stück in die Ausweglosigkeit gleitet, Bewegung, Musik und Licht sind stets perfekt aufeinander abgestimmt. Auf der roten Leinwand beugt sich der Totengott über Radames und dann verschwindet das Bild. Es bleibt die Überlegenheit der Schatten, der Unfassbaren, der Unendlichen. Sie erst geben dem Licht einen Sinn, dem Sein den Umriss und die Gestalt. Sie vergrößern und verkleinern in Sekundenschnelle, sie verschwinden und tauchen auf. Controluce Teatro d’Ombre arbeitete mit allen Facetten, mit allen Techniken. Kaltes und warmes Licht, Menschen– und Figurenschatten, realer Tanz und hüpfendes Spiel, in jeder Szene wird das rechte Medium gewählt, zur kraftvollen Musik der rechte Punkt gesetzt, ein beeindruckendes Resultat erzielt.

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