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Werner Koczwaras kleiner Sprachführer hilft dem Reisenden und dem Papst durch Italien

Madonna mia, allerhand, was „Tourismus-​Kabarettist“ Werner Koczwara aus Gmünd auf seinen zahlreichen Italienreisen wohl so erlebt hat. Nicht zuletzt mit Kellnern.

Freitag, 23. Oktober 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 51 Sekunden Lesedauer

In seinem neuen Buch (erschienen bei Knaur) gibt Werner Koczwara den gemeinen deutschen Touristen, „die ihre Reisegruppe verloren haben“ einen guten Leitfaden zur Hand, wie der Italien-​Reisende für jede Urlaubs– und Alltagssituation gewappnet sein kann. Witzig wie wichtig für alle Reisende, Humor hilft in Italien auf alle Fälle weiter, und den hat Koczwara in seinem Buch „Italienisch“ gut verpackt. Hieß es bisher immer als Tourist, durch mühsames Blättern im Lexikon die passenden Wörter und Bezeichnungen zusammen zu klauben, gibt Werner Koczwara dem Touristen (oder auch nur Leser) die passenden Phrasen, Sätze und Floskeln gleich mit auf den Weg – für wirklich jede, teils noch so „unmögliche“ Situation in Italien oder anderswo.
Wie formulierte es einmal ein Philosoph (nein, nicht Koczwara), Amerika sei das Land der „unbegrenzten Möglichkeiten“, Italien hingegen (und seit Berlusconi mehr denn je) das Land der unbegrenzten „Unmöglichkeiten“.
Beliebt bei deutschen Touristen vielleicht gerade deshalb, weil das „Dolce far’ niente“ und die „dolce vita“ jeden entspannen lassen, oder etwa nicht. Koczwaras Idee zu diesem Buch muss aus einer Art Liebe und Verzweiflung (vor Ort?) entstanden sein, und wir fühlen mit, oder können uns denken, wie es dem Gmünder Koczwara wohl in „bella Roma“ ergangen sein muss – früher. Genussvoll kann der Leser über 170 Seiten durch einzelne Lektionen streifen, die uns sofort an den Italienischkurs an der VHS erinnern, „Lektion eins…“, lezione uno, Grundwortschatz/​Lessico di base, Italienisch für Urlauber in längeren Schlechtwetterperioden – natürlich sind auch die headlines italienisch „korrekt“ übersetzt und notiert. Und welcher Tourist hat wirklich jemals die Worte „Tiefdruckgebiet“ (la zona di bassa pressione), oder „la grandine“, den Hagel, benutzen müssen? Etwa für einen Smalltalk? Immerhin kann man sich den Blitzeinschlag mit „il fulmine“ gut merken. In Lektion sechs bietet Koczwara das nötige Vokabular für Touristen mit starkem Sonnenbrand – auf italienisch, „italiano per turisti con una forte scottatura“. Und den holen sich die (nicht nur) deutschen Touristen bekanntlich am Strand oder bei Stadtbesichtigungen (zur Mittagszeit). Lektion sieben handelt genau davon, von erschöpften Touristen bei Stadtbesichtigungen.
Da kommt die Frage auf italienisch, „ancora tanto?“ – wie lange noch?, bei jedem Stadtführer gut an, denn der flüchtet bei größter Hitze auch gern in die nächste Bar. Der Hilfeschrei nach Wasser heißt auf Italienisch dann so: „Datemi dell’acqua“. Und so geht es durch das gesamte handliche Buch weiter: Italienisch für Touristen – … in veralteten Reisebussen; …auf strenger Diät (in Italien? Sünde); Italienisch für unkomplizierte Touristen bei Papst-​Audienzen („Ja, hallöchen aber auch“/ Ma guarda chi si vede). In Teil zwei des Buches, mit den allgemeinen Italienischkursen geht es ab Lektion 50 (Italienisch für Kleinwüchsige, „Ich seh nix“/non vedo niente) immer noch nicht erschöpfend weiter.
Das einwandfreie Italienisch für Menschen mit unterentwickeltem Humorzentrum („den habe ich nicht verstanden“/ questa non l’ho capita) gibt es in der Lektion 56. Aber auch an „Giuseppe“ Ratzinger denkt Koczwara, und jeder kann sich denken, welche italienische Phrasen der deutsche Papst im Vatikan von sich gibt – die 89. Lektion, Italienisch für Päpste, darin heißt es: „Ist das Papamobil vollgetankt?“, und Papa „Razzinga“ Benedetto spricht es perfekt so aus: „Avete fatto pieno il papamobile?“ – oder, „den Porsche da vorn versägen wir doch locker.“
Ach, Koczwara, die Kirche jubilierte, wenn sie wüsste, dass der Papst auf italienisch parlierend moniert: „Chauffeur! Der Messwein korkt.“ Und ganz am Ende gar „Italienisch für Touristen im Ramadan“. Ob der Islam solch harmlose Späße versteht?
Summa summarum ist das Buch ein gelungenes Sprach-​Potpourri mit viel Witz. Eines jedoch hat Koczwara nicht übers ganze Buch durchgehalten – die Lautschrift, wie der Tourist das Geschriebene auch richtig ausspricht.
Heißt es auf der ersten Seite noch „Über den Autor“: Werner Koczwara (sprich: Kotschwara) – so bleiben jedoch Tipps der richtigen Aussprache und Betonung im Buch aus. So machen sich die italienischen Kellner (auch in Deutschland) weiter darauf gefasst, dass die Gäste eben „Knochi mit Gorgonzola“, und nicht die leckeren Gnocchi (sprich: Ni-​jo-​ki) bestellen – aber egal, kein Tourist bekam jemals abgenagte Knochen vorgesetzt. Werner Koczwaras Fortsetzung folgt ja noch.

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