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Nachrichten Ostalb

Nach über 30 Jahren war das Erntedankfest der Landjugend mal wieder in Spraitbach

Der Vorsitzende der Landjugend, Alexander Weller, stellte die Frage: „Ist Erntedank heute noch zeitgemäß?“ Denn als das Erntedankfest einen festen Termin im Kalender bekam, gab es selten Ernten, die ausreichend Lebensmittel lieferten. Die Feier in der Spraitbacher Gemeindehalle zeigte klar: Das Fest ist noch zeitgemäß!

Montag, 26. Oktober 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

Von Karin Abele
SPRAITBACH. In der bis auf den letzten Platz besetzten Gemeindehalle in Spraitbach konnte die Vorsitzende der Landjugend Schwäbisch Gmünd, Ute Huber, den Bürgermeister von Spraitbach, Ulrich Baum, den Bundestagsabgeordneten der SPD, Christian Lange, den ersten Landesbeamten Hubert Götz, den Leiter des Geschäftsbereichs Landwirtschaft im Ostalbkreis, Dr. Hans Börner, den Vorsitzenden des Bauernverbandes Schwäbisch Gmünd, Anton Weber, sowie die Vorsitzende der Kreislandfrauen, Gertrud Wanner, als Ehrengäste besonders begrüßen.
Trotz der Hülle und Fülle an Lebensmitteln in den heutigen Supermarkt-​Regalen sprach sich Landjugend-​Vorsitzender Weller dafür aus, dass Erntedank wichtig ist, um sich an den Wert der Lebensmittel an sich zu erinnern. Denn die Landwirtschaft sichere die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln.
Bürgermeister Ulrich Baum erinnerte in seinem Grußwort daran, dass vor 31 Jahren Spraitbach das letzte Mal Gastgeber der Landjugend war. Er befürwortete, dass die Jugend diese wichtige Tradition aufrechterhält und ermunterte sie dazu wichtige neue Erfahrungen zu machen und die Tradition zu waren. Bürgermeister Ulrich Baum sprach sich für eine möglichst naturbelassene Nahrung aus, für die sich auch die heimischen Bauernfamilien einsetzen. SPD-​Bundestagsabgeordneter Lange erklärte den Erntedank für zeitgemäß, und verwies darauf, dass seinen Partei auch einen „politischen Erntedank“ in Gschwend veranstalte. Er lobte die tolle Arbeit der Landjugend, die es ermögliche, im ländlichen Raum Geselligkeit zu pflegen. Erster Landesbeamter Hubert Götz stellte fest, die Ernte in diesem Jahr sei zufriedenstellend ausgefallen, jedoch lasse die Preissituation zu Wünschen übrig. Er riet den Bauern, dass sich deren Vermarktungsorganisationen gegen die großen Ketten zu formieren.
Landfrauen-​Vorsitzende Gertrud Wanner, stellte klar der Erntedank ein Fest ist, um sich bei Gott für die Ernte zu bedanken. Sie bedauerte, dass viele Mitmenschen aufgrund ihrer Lebensbedingungen nichts mehr mit dem Erntedank anzufangen wissen. Denn die Lebensmittel kommen für sie aus dem Supermarkt. Sie dankte deshalb der Landjugend, dass diese jungen Leute anders denken und viel Zeit für die Durchführung für dieses Festes investierten. Sie hege die Hoffnung, dass dieses Fest manchen daran erinnert, dass es nicht selbstverständlich ist, „dass wir zu jeder Zeit einen Arbeitsplatz und genügend zu Essen haben.“
Anton Weber vom Bauernverband räumte ein, die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe gehe zurück. Er bedauerte, dass den größten Teil der Wertschöpfung nicht der Erzeuger bekomme, sondern diese vielfach an der Börse durch Handeln mit den Erzeugnissen erzielt werde. Er wisse sehr wohl, dass es Bauernfamilien gebe, die an der Armutsgrenze lebten, nur damit der Betrieb weiter läuft. Für Anton Weber ist „Landwirt“ dennoch ein Zukunftsberuf.
Sehr humorvoll ging es mit dem Sketch „Uff em Bänkle“ weiter, bei dem sich drei Männer über ihre Frauen und die Politik unterhielten. Es gab ein Quiz mit drei sehr wertvollen Preisen. Auch hatten die Landjugendlichen Steffen Weller, Manuel Hägele, Ute Huber, Anja Weber, Georg König und Daniel Boxriker unter der Regie und dem passenden Einsatz durch die Souffleuse Stefanie Fila das Theaterstück „Das Hörrohr“ eingeübt. Ein Publikumsspiel zwischen Ehrengästen und den Landesvorsitzenden und Kreisvorsitzenden der Ostalbjugend durfte nicht fehlen, bei dem sie dieses Jahr um die Wette schon zwei Christbäume schmücken durften. Die Erntekrone, die wie jedes Jahr von der Landjugend aus Weizenähren gebunden war, wurde dieses Jahr an Bürgermeister Ulrich Baum von der Gemeinde Spraitbach übergeben. Die Erntekrone steht als Symbol für Fruchtbarkeit und ein Leben in einer intakten Umwelt, so Ute Huber. Die vielfältige Ernte ist eingebracht und die Landjugendlichen danken dafür.
„Die Leistung der Landwirtschaft verdient Anerkennung!“
Ute Huber, Vorsitzende der Landjugend
Die Leistung der Landwirtschaft, die Ernährung der Bevölkerung sicher zu stellen, verdiene stets neue Anerkennung und Dank. Die Erntekrone sei deshalb zugleich auch ein Symbol des Dankes an die Landwirte und ihre Familien, denn trotz überfüllter Lebensmittelmärkte ist das „tägliche Brot“ alles andere als selbstverständlich.
Bürgermeister Ulrich Baum bedankte sich und wollte wissen wie viele Stunden zum Binden der Erntekrone nötig waren. „An einem Abend wurde sie von zwölf Landjugendlichen gebunden“, so Ute Huber. Er versprach ihr einen würdigen Platz im Rathaus zu geben, denn bei seiner Amtseinsetzung habe die Alte Krone noch einen entsprechenden Platz gehabt. Ute Huber bedankte sich bei Bürgermeister Ulrich Baum, dass sie in der Gemeinde Spraitbach zu Gast sein durften, sowie bei den Landfrauen von Spraitbach, die sich hervorragend um das leibliche Wohl der Gäste gekümmert haben, und allen aktiven Mitgliedern auf der Bühne und hinter den Kulissen.
Die Erntegaben gehen dieses Jahr als Spende an den Stiftungshof Haubenwasen in Pfahlbronn. Als letzter Programmpunkt folgte der Showtanz unter Anleitung von Annette Scheuvens vom Tanzstudio „let’s dance“, der das Publikum auf eine abenteuerliche Reise von einer Strohhütte über Texas, Paris zurück nach Deutschland mitnahm. Bis in die Morgenstunden spielten die „Madows“ zum Tanz und zur Unterhaltung auf.

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