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DRK-​Kreisverband führt Integra-​Teilbereiche weiter

An der Auflösung der Mögglinger Einrichtung „Integra“, die Langzeitarbeitslosen und schwer vermittelbaren Arbeitssuchenden Beschäftigungsmöglichkeiten bot, ist nun wohl nicht mehr zu rütteln. Allerdings werden Teilbereiche, unter anderem das Lebensmittelgeschäft in Bargau, künftig vom DRK-​Kreisverband Schwäbisch Gmünd weitergeführt.

Freitag, 30. Oktober 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

Von Gerold Bauer
MÖGGLINGEN. „Mit bleibt gar nichts anderes übrig, als den Integra-​Geschäftsbetrieb zum Monatsende einzustellen“, erläuterte Insolvenzverwalter Christoph Wagner von der Ulmer Kanzlei Pluta gestern auf Anfrage der Rems-​Zeitung. Denn der Mietvertrag für das Gebäude in Mögglingen sei vom Eigentümer gekündigt worden und ende am 31. Oktober. Mitten in einem Insolvenzverfahren auch noch umzuziehen, um den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten, schon aus finanziellen Gründen nicht möglich. „Bis Ende Oktober hätte ich aber einem Interessenten einen laufenden Betrieb mit intakter Infrastruktur übergeben können“, betonte der Jurist im Gespräch mit der RZ. Darauf habe er als Insolvenzverwalter nämlich größten Wert gelegt, um möglichst gute Chancen für den Erhalt der 20 festen Arbeitsplätze sowie der etwa 30 Plätze für Teilnehmer an Projekten zu bieten.
Es könne also keine Rede davon sein, er habe kein richtiges Interesse am Fortbestand des Unternehmens gezeigt, unterstrich Wagner. Dass das Berufsvorbereitungswerk der Jugendhilfe Land e.V. sich schon frühzeitig bei ihm gemeldet habe, bestätigte der Insolvenzverwalter. Allerdings sei diese Anfrage — im Juni — zu einem Zeitpunkt gekommen, als er noch keine konkreten Aussagen machen konnte. Weil seitens des BVW später nicht mehr nachgehakt worden sei, habe er gedacht, dass kein Interesse mehr bestehe — zumal es andere Interessenten gegeben habe, die auf ihn zugegangen seien.
Klaus Paschko, ehrenamtlicher Vorsitzender der Jugendhilfe Land e.V., die Träger des Berufsvorbereitungswerks ist, sieht dies nicht ganz so. Er habe eigentlich schon erwartet, dass der Insolvenzwalter wieder von sich aus den Kontakt mit einem potenziellen Interessenten sucht, wenn die anfangs noch nicht zur Verfügung stehenden Zahlen vorliegen. Als dann am Mittwoch die Meldung in der Zeitung stand, dass es keinen Interessenten für eine Integra-​Übernahme gebe, sei er zunächst aus allen Wolken gefallen, habe dann aber umgehend das Berufsvorbereitungswerk wieder in Erinnerung gebracht.
Zu spät, wie sich bei den Verhandlungen dann am Mittwoch beziehungsweise am gestrigen Donnerstag herausstellte. Denn der DRK-​Kreisverband Schwäbisch Gmünd hatte zwar — wie in der Presse berichtet — aufgrund sich verändernder finanzieller Rahmenbedingungen davon Abstand genommen, die Integra mehr oder weniger komplett zu übernehmen, hatte aber sein Interesse an Teilbereichen aufrecht erhalten. Und was diese Bereiche betrifft — der Lebensmittelmarkt in Bettringen sowie geförderte Ausbildungsprojekte — wurden gestern auch schon Nägel mit Köpfen gemacht.
Hoffnungsvolles hinsichtlich eines Teils des bereits gekündigten Personals der Integra berichtete daher Bruno Bieser, Kreisgeschäftsführer des DRK in Schwäbisch Gmünd, gestern Abend gegenüber der Rems-​Zeitung. Das DRK habe sich lange und unter intensiven Anstrengungen um eine Übernahme der Integra bemüht. Dieses Unterfangen musste aber auf Grund massiver Mittelkürzungen im annähernd sechsstelligen Bereich aufgegeben werden, bedauerte Bieser. Die Mitarbeiter der Integra seien darüber bereits in einer Betriebsversammlung am 19. Oktober durch den Insolvenzverwalter informiert worden.
In intensiven Gesprächen mit dem Gmünder Oberbürgermeister Richard Arnold sowie Bürgermeister Dr. Joachim Bläse, dem Bargauer Ortsvorsteher Franz Rieg, und den Verantwortlichen des DRK wurde zumindest die Fortführung des Frischemarkts Bargau geklärt. Ab Montag, 2. November gehe der Frischemarkt Bargau unter der Federführung des DRK wieder an den Start. Damit sei die Versorgung in Bargau gesichert, so Bieser.
Unter der Voraussetzung, dass ein Trägerwechsel bei den Projekten ELPASO und JOA möglich ist, werden darüber hinaus drei Mitarbeiter des sozialen Dienstes, die diese Projekte bisher bei der Integra betreut haben, ab November 2009 beim DRK eingestellt, stellte Bieser in Aussicht. Auf die Frage, warum sich der Kreisverband nun in Bereichen engagiert, die nicht zum klassischen „Kerngeschäft“ des DRK gehören, verwies Bieser darauf, dass sich der Kreisverband Schwäbisch Gmünd schon seit fünf Jahren ein Beschäftigungsprojekt mit 25 Teilnehmern betreut. „Alleine auf die klassischen DRK-​Aufgaben zu bauen, ist nicht zukunftsträchtig!“, betonte Bruno Bieser und machte darauf aufmerksam, dass zunehmend mit kommerzieller Konkurrenz im Krankentransport zu rechnen sei. „Das DRK braucht aber Bereiche, in denen Einnahmen erzielt werden, um damit die vielen kostenintensiven sozialen Angebote finanzieren zu können“, so Bieser. Deshalb sei es unabdingbar, dass sich ein moderner Wohlfahrtsverband nach neuen Aufgaben umsehen müsse.
Jugendhilfe-​Vorsitzender Klaus Paschko räumte ein, dass es genau jene Bereiche, die das DRK nun weiterführt, waren, an denen auch das Berufsvorbereitungswerk ein starkes Interesse gehabt hatte. „Wir hätten aber auch gerne die noch verbliebenen Bereiche übernommen, sehen aufgrund geänderter gesetzlicher Rahmenbedingungen dafür aber keine Möglichkeit“, so Paschko auf Anfrage der RZ. Die Bereiche Industriemontage, Musterbau sowie Maler/​Lackierer-​Werkstatt wären eigentlich eine gute Ergänzung für das Berufsvorbereitungswerk gewesen, in dem bereits in den Bereichen Metall, Holz, Textil, Hauswirtschaft und Gastronomie ausgebildet wird. „Wenn es weiterhin möglich gewesen wäre, die Integra-​Bereiche Industriebmontage, Musterbau sowie Maler/​Lackierer mit öffentlich geförderten Ein-​Euro-​Stellen zu betreiben, hätten wir dies gerne im BVW weitergeführt“, sagte Paschko. Nachdem allerdings die gesetzlichen Voraussetzungen für die Beschäftigung von Arbeitslosengeld-​Beziehern geändert worden seien und dadurch wesentliche Fördergelder wegfallen, sei eine Weiterführung dieser Bereiche auch dem BVW nicht möglich. „Wir haben den Betroffenen, die eine gute Arbeit geleistet haben und fähig sind, aber zugesichert, dass wir sie — wo immer möglich — bei unseren künftigen Projekten berücksichtigen werden.“

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