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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Der Fehrlesteg kommt nicht mehr zurück an den alten Platz über die Rems, sondern endet als Gartenschau-​Dekorationselement

Man wurde den Eindruck nicht los, dass da nicht mehr viel zu machen ist: „Es wird geprüft, den alten Fehrlesteg auf geeignete Weise in eine gmündgerechte Gartenschau kostengünstig einzubinden.“ Diesem Beschlussvorschlag der Verwaltung folgte gestern die Mehrheit des Gemeinderats.

Donnerstag, 12. November 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 10 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (rw). Irgendwie, irgendwo, irgendwann — der wattige Verwaltungs-​Vorschlag klang nach Abgesang auf den 100 Jahre alten Eisensteg, der seit seinem Abbau vor viereinhalb Jahren auf dem Güterbahnhof von der Vegetation allmählich überwuchert wird. „Geeignet“, „gmündgerecht“, „kostengünstig“, nach diesen Kriterien wird also „geprüft.“ OB Richard Arnold begründete seine Zurückhaltung mit der Beurteilung des statischen Zustands durch den Ingenieur Wolfgang Kleinrath und vor allem mit den Aussagen des Prüfstatikers Frank Breinlinger. Arnold: „Breinlinger sagt, dass dieser liebgewonnene Steg schwierig ist. Am bisherigen Standort ist er nicht zu empfehlen, es sei zu aufwändig und kostenträchtig.“
Kleinrath war sehr bedenklich, was die Sanierung und Verbreiterung des Stegs anbelangte. Mit Sanierungskosten in Höhe von 200000 Euro sei zu rechnen, wobei die Widerlager noch nicht einmal berücksichtigt seien und die Rems erst zur Hälfte überquert wäre. Denkbar wäre, den Fehrlesteg mit reduzierter Spannweite — 16 statt 24 Meter — oder als „dekoratives Element“ in der Gartenschau zu verwenden. Sanierungskosten in diesem Fall, auch ohne Widerlager: 60000 Euro. Frank Breinlinger äußerte sich noch skeptischer: Eine Sanierung werde eher deutlich teurer als ein Neubau; ein Aufbau an der selben Stelle mit gleicher Höhe habe wegen der Hochwassergefahr keinen Sinn. Bei identischem Wiederaufbau hätte man einen historischen teuren, aber schwachen Steg; bei einem geänderten Aufbau — kürzer oder mit Mittelstütze — hätte man einen „alten Steg“, der nicht wirtschaftlicher als ein ähnlicher Neubau wäre, „und das historische Element wäre auch weg.“
Stadtrat Thomas Hilsberg (FW/​FDP), von dem der Antrag stammte, den Fehrlesteg zu prüfen, sprach vom „Erhalt als einer wirklichen Herzensangelegenheit.“ Doch die Erhaltung an der alten Stelle sei „wirtschaftlich nicht darstellbar.“ Man solle das Objekt aber in die Landesgartenschau einbeziehen, eventuell gekürzt an anderer Stelle wiederaufbauen. Daran, dass der Steg in der Vergangenheit auch falsch behandelt worden sei, erinnerte Celestino Piazza (CDU), dies habe zu Schäden und Korrosion geführt. „Die Kroatenbrücke kostet 300000 Euro, der Steg ist mit 180000 Euro immer noch billiger.“ Die Verwaltung solle untersuchen, „ob man den Steg irgendwo unterbringen kann.“ Man sollte kein zusätzliche Geld mehr ausgeben für den Fehrlesteg, forderte Sigrid Heusel (SPD). Angesichts von nötigen Schul– und Kindergartensanierung „können wir uns das nicht leisten, der Steg ist schlicht und ergreifend kaputt.“ Aber gegen privates Sponsoring und die Wiederverwendung im Rahmen der Landesgartenschau sei nichts einzuwenden. Die „dekorative Einbindung“ hielt auch Karin Rauscher für sinnvoll. Elmar Hägele (Grüne) forderte, nicht ständig Rückschau zu betreiben und „Gmünder Weinerlichkeit“ zu provozieren. Wogegen sich Thomas Hilsberg verwahrte: Hinter dem Steg stehe eine „jämmerliche Geschichte der Verwahrlosung“, aber er sei historisch wertvoll.
Nicht zuletzt befindet er sich jetzt im Eigentum des Demonteurs Werner Gärtner und seiner Mitstreiter, denen die Stadt den Fehrlesteg schenkte. Fürs Abbauen erhielt Gärtner damals 3000 Euro von der Stadt. Er wäre bereit, den Fehrlesteg der Stadt sofort zurückzugeben — das Geld könnte er als verlorenen Zuschuss behalten. Die neuen Gutachten, fügte der OB der Vollständigkeit halber an, kosteten um die 1000 Euro.

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