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Nachrichten Ostalb

Die HBG-​Schüler haben sich mit Dr. Bläse und der Polizei über Vandalismus unterhalten

Im Rahmen eines Schülerwettbewerbs zur politischen Bildung haben sich die Schüler der Klasse 10a/​b des Hans– Baldung-​Gymnasiums mit dem Thema „Augen auf! Gemeinsam gegen Vandalismus“ beschäftigt. Betreut wird die katholische Religionsklasse von ihrem Lehrer Walter Frankenreiter.

Sonntag, 15. November 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

Das Hauptziel ist es, die Aufmerksamkeit der Schüler auf die Vandalismus-​Schäden in Schwäbisch Gmünd und den damit verbundenen Kosten für die Stadt zu richten. Die Schüler diskutierten im Unterricht über die Formen des Vandalismus, die Schäden, die Tatorte und die Beweggründe der Täter. Außerdem sprachen sie mit der Gmünder Polizei und mit dem Sozialbürgermeister Dr. Bläse. In Gmünd befragten sie Passanten, sowie auch betroffene Ladeninhaber. Diese Ergebnisse und Erkenntnisse fassten sie zusammen.
Die Stadt Schwäbisch Gmünd muss jährlich 150 000 Euro für Vandalismus-​Schäden aufbringen
In einem Möbelgeschäft in der Innenstadt von Schwäbisch Gmünd wurde innerhalb von sechs Wochen zweimal das Schaufenster eingeworfen. Durch die Glasscherben wurden Möbel zerkratzt und zerschnitten. In diesen beiden Fällen zahlte die Versicherung noch, „jedoch ein drittes Mal übernehmen sie nicht mehr“, so die Geschäftsführerin.
Vandalismus nimmt immer mehr zu. Die Arten reichen von Farbschmierereien über Graffitis bis hin zu Vermüllung. Bei Schäden an Privateigentümern muss der Besitzer selbst für die Kosten aufkommen. Die Versicherung übernimmt in besonderen Fällen die Gesamtkosten, meistens zahlen sie jedoch nur einen Teil davon. Für die Schäden an öffentlichen Gebäuden oder Plätzen muss die Stadt aufkommen. Hierfür entstehen jährlich Kosten von 150 000 Euro. Die Tendenz steigt. Jährlich seien 10 000 Euro dazu gekommen, so der erste Bürgermeister Dr. Joachim Bläse. Außerdem komme Vandalismus vor allem an renovierungsbedürftigen Häusern vor. Daher bemühe sich die Stadt, Schäden, wie Graffitis, schnellstmöglichst wieder zu beheben, um den „Vandalen“ nicht noch mehr Anreiz für Zerstörung und Schmierereien zu geben. Denn es sei einfacher etwas zu zerstören, das sowieso schon ramponiert sei.
Dieses Geld, das eingesetzt wird um absichtliche und mutwillige Zerstörung zu beheben, fehlt zum Beispiel in der Schule, im Sport– eben im Sozialen allgemein, wo das Geld immer gebraucht wird und sinnvoller eingesetzt werden könnte.
Vandalismus kommt in allen Stadtteilen vor. Aber je näher man der Innenstadt kommt, desto häufiger sind die Vorfälle. Auch in Schulen ist Vandalismus keine Seltenheit. Bläse bestätigt, dass zweidrittel der Beschädigungen die weiterführenden Schulen beträfen. Dabei sei es egal, ob Gymnasium, Real– oder Hauptschule. Weniger jedoch an Sonderschulen. Und Schmierereien der Tische oder Schulmaterialien sind schon alltäglich für die Schüler geworden. Dabei sind sie keine Kavaliersdelikte. Man wird wegen Sachbeschädigung angezeigt oder bekommt eine Freiheitsstrafe, erklärte der Jugendsachbearbeiter Muekayil Dalbudak der Polizei. Beim Ersttäter wird die Strafe in der Regel eingestellt, wenn er ein Geständnis abgelegt hat und den Schaden innerhalb von 30 Jahren bezahlt. Jedoch werden die Täter selten überführt. Bei den Tätern kommen häufig mehrere Faktoren hinzu. Beispielsweise Druck, Aggressionen, Frust, aber auch Gruppenzwang und den Drang, sich, vor allem vor Mädchen, zu beweisen. Oft sind es Schüler, meist Jungs. Aber ein typisches Täterprofil gebe es nicht und auch aus welchen Schichten die Täter kommen, könne man nicht verallgemeinern, so Bläse. Immer öfter gibt es den Vorschlag von Eltern, Schulen durch Zäune und Videokameras zu sichern, um zumindest Vandalismus und Gewalt dort zu mindern. Dr. Bläse jedoch ist gegen Personenkontrollen und Mauern. „Die Schulen sollen ein Stück Lebensraum und keinen Käfig darstellen.“ Die Stadt setzt daher auf Sozialarbeit. Man will den Kontakt zu Jugendlichen herstellen, denn Ziel sei es, gemeinsame Spielregeln aufzustellen und diese dann auch einzuhalten. So soll erreicht werden, den vorhandenen Tatendrang in eine andere Richtung zu lenken. Jedoch hat Bläse selbst damit schon schlechte Erfahrungen gemacht. Er setzte sich dafür ein, dass für eine Gruppe Jugendlicher ein Grundstück gefunden wurde mit Feuerstelle und Kuppel, wo diese dann „abhängen“ konnten. Doch zwei Tage nach der Einweihung brannte die Kuppel schon. Der Bürgermeister war sehr enttäuscht, da er sich persönlich für die Sache eingesetzt hatte. Aber die Täter wurden gefasst und mussten den Schaden bezahlen. Das Ziel für die Zukunft ist es also, mehr Interesse an Schulen für dieses Thema zu zeigen, da vor allem an Realschulen und Gymnasien Vandalismus in den Hintergrund gedrängt wird.
Die meisten Schüler lehnen Vandalismus ab, wie eine Meinungsumfrage durch ein Plakat ergeben hat. Jedoch standen auch Bemerkungen wie „Das soll die Putzfrau doch saubermachen“ darauf, was Bläse als „menschenverachtend“ kommentierte. Hilfreich für das Schulleben wäre, so die Schüler der Klassen 10a und 10b, dass jede Klasse ein Klassenzimmer für einen längeren Zeitraum bekommen würden und dieses „sogar“ streichen und auf Vordermann bringen dürfte. Denn so würde, glauben die Schüler, ein gewisses Verantwortungsgefühl für ihr Klassenzimmer entstehen. Bürgermeister Bläse appellierte an die Schüler, die Vandalen anzuzeigen, damit sie sich nicht sicher fühlen können und immer weiter machen. Tamara Ripper, Charlotte Gollnick, Jana Dilli

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