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Kandidatenvorstellung für die Bürgermeisterwahl in Spraitbach gestern in der vollen Gemeindehalle

Zahlreich folgten die Spraitbacher der Einladung zur Kandidatenvorstellung und verfolgten sehr interessiert, wie sich Bürgermeister Ulrich Baum und sein Gegenkandidat Alfred Pradel, derzeit Bürgermeister von Dürbheim im Kreis Tuttlingen, präsentierten. Von Gerold Bauer

Sonntag, 22. November 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
4 Minuten Lesedauer

SPRAITBACH. Erich Pommerenke oblag als Vize-​Bürgermeister und Vorsitzendem des Gemeindewahlausschusses die Moderation der Veranstaltung. Er verlieh seiner Freude über das zahlreiche Kommen der Spraitbacher Ausdruck und erklärte die Spielregeln dieser offiziellen Kandidatenvorstellung. Jeder Kandidat habe 20 Minuten Zeit, sich selbst beziehungsweise sein Wahlprogramm vorzustellen. Wo die Schwerpunkte gesetzt werden, obliege jedem Kandidaten selbst. Während einer spreche, dürfe der andere nicht im Saal sein und auch nicht mithören. Danach bestehe Gelegenheit, im Rahmen einer Podiumsdiskussion Fragen an beide oder gezielt an einen der beiden Bewerber zu stellen. Die Reihenfolge der Vorstellung richte sich nach dem Eingang der Bewerbungen.
Mithin war zunächst der Amtsinhaber am Mikrophon, der darauf verwies, wie er vor acht Jahren freundlich aufgenommen wurde und ihm und seiner Frau seither Spraitbach zur Heimat geworden sei. Sein Beruf sei ihm zur Berufung geworden, und das persönliche Gespräch mit den Bürgern sei für ihn besonders wichtig. Symbol dafür sei die beim ihm stets offene Tür zu seinem Amtszimmer — auch wenn man als Bürgermeister nicht immer allen Einzelinteressen wunschgemäß nachkommen könne. Trotz sehr schwieriger Rahmenbedingungen sei gemeinsam mit dem Gemeinderat sehr viel erreicht worden; und man komme in einer Gemeinde auch nur dann voran, wenn alle an einem Strang ziehen.
Eine wichtige Aufgabe ist es laut Baum, dass Spraitbach für junge Familien und für Wirtschaftsbetriebe attraktiv bleibt, damit man im Wettbewerb mit anderen Kommunen bestehen könne. Daher sei viel im Bereich Kindergarten/​Schulwesen investiert und dafür gesorgt worden, dass erschwingliche Baugrundstücke vorhanden sind. Die Freizeitangebote richten sich an alle Generationen, betonte der Bürgermeister. „Das Miteinander ist uns bisher sehr gut gelungen, und ich will mich dafür einsetzen, dass dies so weiter geht!“. Viel Geld sei in den Erhalt beziehungsweise den Ausbau der Infrastruktur geflossen, sagte Baum und nannte neben Kanal– und Wasserleitungen sowie Straßeninstandsetzungen unter anderem die Kindergartenerweiterung und die Generalsanierung der großen Sporthalle. Der Umbau der Gemeindehalle stehe unmittelbar bevor. „Für diese Projekte haben wir stets besonders hohe Zuschüsse bekommen, doch diese fließen nicht von alleine“, sagte Baum und verwies darauf, dass dies den konsequenten Einsatz des Bürgermeisters erfordert habe.
Dass trotz der Investitionen die Verschuldung auf den niedrigsten Stand seit 16 Jahren reduziert werden konnte und allein in den letzten drei Jahren 18 Prozent mehr Arbeitsplätze in Spraitbach entstanden seien, listete Baum ebenfalls in seiner Bilanz auf. „Lassen Sie uns gemeinsam diese Erfolgsgeschichte fortführen“, bat der Amtsinhaber die Bürger um ihre Stimme am 6. Dezember.
Alfred Pradel bekundeten den festen Willen, in Spraitbach Bürgermeister zu werden. Er habe sehr gute Gespräche geführt und gespürt, dass die Spraitbacher liebenswerte Menschen seien. Die Bereitschaft der Bevölkerung, sich ehrenamtlich zu engagieren und die Aufbruchstimmung habe ihm sehr imponiert. Dann skizzierte Pradel kurz seinen beruflichen Werdegang. Er sei in Waldstetten aufgewachsen und habe sowohl in der Polizeiverwaltung als auch bei der Stadt Gmünd, unter anderem in verschiedenen Bezirksämterm, das Rüstzeug zum Bürgermeister erworben. 2004 wurde er Bürgermeister von Dürbheim. Darüber hinaus sei er in verschiedenen Gremien im wirtschaftlichen, touristischen und sozialen Bereich engagiert. Sich selbst und seine Familie bezeichnete er als weltoffen, unternehmungslustig und gesellig. Doch die Jahre in der Fremde haben ihm, so Pradel, gezeigt, dass er ein echter Ostälbler sei, den es wieder zurück in seine Heimat ziehe. Daher sei für ihn die kommunalpolitische Gestaltung auf dem Spraitbacher Rathaus nicht nur eine Herausforderung, sondern es solle seine Lebensaufgabe werden. Im Beruf des Bürgermeister überwiege die Aufgabe als erster Diener der Gemeinde. Dazu gehöre, dass man quasi rund um die Uhr und sieben Tage in der Woche für seine Bürger da sei und auch gerne mit ihnen zusammen feiere. Die Förderung des Vereinslebens sei ihm ein wichtiges Anliegen.
Eine Gemeinschaft sei nur stark, wenn sie zusammen halte. Er wolle daher als parteiloser Bürgermeister mit allen Strömungen in der Gemeinde gut zusammen arbeiten und habe auch schon Kontakte zu örtlichen Firmen geknüpft, denn die heimische Wirtschaft spiele eine sehr wichtige Rolle im Gemeindeleben. Um Firmen zur Ansiedlung zu bewegen, müsse eine Gemeinde auch über die so genannten „weichen Standortfaktoren verfügen, zum Beispiel eine gute Wohnqualität. Zukunftsorientiert denken bedeute aber auch, Rücksicht auf die Umwelt zu nehmen. „Dies heißt, dass wir uns bei der Siedlungspolitik nur mit Bedacht an der Natur bedienen dürfen, um auch kommenden Generationen die Schönheit des Schwäbischen Waldes zu erhalten.“ Spraitbach sei ein Perle, die es zu erhalten gelte. Daher bitte er die Spraitbacher bei der Wahl um ihre Stimme.
Zunächst musste Diskussionsleiter Pommerenke die Bürger etwas ermuntern, zum Mikrofon zu gehen und Fragen zu stellen, später hatte er seine liebe, zu verhindern, dass Einzelpersonen die Kandidatenvorstellung zur Plattform für einen persönlichen Zwist mit dem Amtsinhaber machen. Andere Fragen befassten sich mit der seit Jahren desolaten Straße zum Wohnplatz Schilpenbühl, wobei Baum dazu bedauernd einräumte, dass diese Straße leider der Nachbargemeinde gehöre und eine Sanierung bisher nicht an ihm oder der Gemeinde Spraitbach gescheitert sei. Ein Fragesteller erkundigte sich nach den betriebswirtschaftlichen Qualifikationen der beiden Kandidaten und ein anderer wollte wissen, warum Pradel sich mitten in seiner Dürbheimer Amtszeit nach Spraitbach wechseln wolle, wenn er dort eigenem Bekunden nach doch gute Arbeit leiste. Pradel verwies auf die genannten familiären Gründe und fügte hinzu, dass sich er in Spraitbach ja wohl nicht hätte bewerben brauchen, wenn er in Dürbheim ein erfolgloser Schultes wäre.
Thema war auch das in einem Leserbrief (RZ vom 20. 11.) angesprochene Gewerbegebiet Nassen-​Lang und die darin genannte Anzeige des Bürgermeisters wegen Betrugs. „Jeder kann in Deutschland jeden wegen etwas anzeigen, und dann gibt es ein Ermittlungsverfahren. Entscheidend ist, was dabei herauskommt“, antwortete Baum und erinnerte daran, dass dieses Verfahren eingestellt worden sei. Die Bedenken und Probleme der Grundstückseigentümer werde man in passendem Rahmen besprechen, wenn der Zeitpunkt gekommen sei, um Erschließungsbeiträge abzurechnen. Er sei überzeugt, dass dabei eine zufriedenstellende Lösung gefunden werden könne.

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