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Die frühere Lorcherin Antje Jürgens hat eine Buchserie über Vampire geschrieben

Braucht die Bücher-​Welt noch eine neue Reihe über Vampire? Vermutlich nicht. Immerhin wird der Markt im Moment ja geradezu überschwemmt davon. Aber wie wäre es mit einer über Etanaer? Okay, genau genommen sind das auch Vampire. Sie saugen Blut, besitzen deswegen Fänge und sind so gut wie unsterblich.

Dienstag, 24. November 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND/​LORCH (pm). Mit „Tödliche Bedrohung“ veröffentlicht die in Schwäbisch Gmünd geborene und bis vor einigen Jahren in Lorch wohnhafte Autorin Antje Jürgens nicht nur ihr Erstlingswerk, sondern auch den ersten von acht Bänden ihrer vierteiligen Buchreihe „Etanas Söhne“.
Die Idee zu dieser Geschichte ist aus verschiedenen Gründen entstanden: der Wunsch, gleich ein ganzes Buch, geschweige denn mehrere, schreiben zu wollen, gehörte nicht dazu. Der Ursprung dürfte aber u. a. in einem Gespräch über Bücher liegen, das im Juni 2008 im Gmünder Bahnhof direkt vor der Bücherwand der Filiale der Unternehmensgruppe Dr. Eckert geführt wurde. Die Autorin war von 1994 bis 2000 dort tätig und macht bei Besuchen in Baden-​Württemberg immer wieder gerne eine Stippvisite. Ihre Bekannte regte in diesem Gespräch an, selbst etwas zu schreiben – nur um zu sehen, wie schwierig so etwas grundsätzlich ist. Im Herbst 2008 führten die Erinnerung an dieses Gespräch und ein paar veränderte Lebensumstände dazu, dass Antje Jürgens mit der Entstehungsgeschichte der Etanaer begann. Dass das Schreiben sich zur Sucht entwickeln könnte, hätte sie zu diesem Zeitpunkt sicher vehement abgestritten. Doch sehr schnell gesellten sich zu den ursprünglichen Protagonisten weitere Etanaer und ihre Frauen. Was sie dazu brachte, ihre Geschichte in vier Teile zu gliedern, die jeweils drei Etanaer bzw. Paare umfasst.
„Wenn du hervorbringst, was in dir ist, wird das, was du hervorbringst, dich retten. Wenn du nicht hervorbringst, was in dir ist, wird das, was du nicht hervorbringst, dich zerstören.“ Dieser gnostische Text dürfte sowohl auf die Etanaer als auch auf die Autorin passen. Sobald sie einen Tag nichts geschrieben hatte, bekam sie förmlich Entzugserscheinungen. Was sie, sobald es möglich war, an ihre Tastatur zurücktrieb. Wer allerdings glaubt, dass die Geschichte aufgrund der kurzen Entstehungszeit oberflächlich gehalten ist, hat weit gefehlt. Beim Lesen von „Etanas Söhne“ besteht Suchtgefahr. Da scheint es fast ein Glück zu sein, dass die Autorin nicht mit Schreiben aufhören konnte, nachdem sie damit begonnen hatte. Der schwierigste Teil war der Anfang. Die Autorin wollte ihre Vampire nicht einfach durch einen Biss entstehen lassen. Vampir durch Geburt sprach sie am ehesten an, auch wenn das genau genommen natürlich nichts Neues ist.
Was neu ist, ist die Entstehungsgeschichte ihrer Etanaer. Dazu wandelte sie die sumerische Legende um Etana – den ersten König von Kish, der 1560 über sein Land regiert haben soll – aus dem Gilgamesch-​Epos entsprechend ab. Laut Legende lebte Etana, bevor er zum König erhoben wurde, als einfacher Hirte. Die Ehe mit seiner Frau blieb kinderlos, weshalb er die Götter um Beistand anrief und von dort Hilfe in Form von diversen Ratschlägen erhielt. Einer davon war, das Kraut des Gebärens vom Himmel zu holen. Auf Rollsiegeln aus dieser Zeit ist dargestellt, wie Etana auf einem in die Höhe aufsteigenden Adler sitzt, während ihm zwei Hirtenhunde von der Erde aus nachschauen.
Für ihre Geschichte lässt die Autorin Etana bei dem Versuch, das Kraut des Gebärens zu holen, sterben und durch göttliche Einmischung wieder auferstehen. Doch Etana kehrt verändert aus dem Reich der Toten zurück. Er braucht fortan Blut zum Überleben. Seine Söhne und Enkel werden normal geboren, kommen aber mit seinen Fähigkeiten zur Welt.
Die Nachkommen Etanas leben Jahrtausende größtenteils unerkannt und in friedlicher Koexistenz unter den Menschen. Doch auch wenn sie gelernt haben, ihre besonderen Essgewohnheiten unerkannt zu befriedigen – wer nicht altert, kann auf Dauer nicht einfach so mit gewöhnlichen Menschen zusammenleben. Deshalb sind sie immer auf der Suche nach Frauen, die besonders für ein Leben an ihrer Seite geeignet sind. Leider sorgen solche Begegnungen immer für eine Achterbahnfahrt der Gefühle, weshalb die Etanaer sie gleichermaßen herbeisehnen wie fürchten. Dass diese Frauen von heute auf morgen alles aufgeben, bei den Etanaern leben und akzeptieren müssen, dass es Vampire gibt, erleichtert die Sache nicht gerade.
Noch eine Liebesgeschichte über Vampire? Nicht ganz. Denn die Etanaer sehen sich und ihre Familien unverhofft mit etwas konfrontiert, was Menschen wie Etanaer in tödliche Gefahr bringt. Götter sind gütig, schöpferisch, wohlwollend — können aber auch eifersüchtig, launisch und unberechenbar sein. Und auch wenn alte Götter bei den Menschen in Vergessenheit geraten sind, nehmen sie Einfluss auf ihr Leben. Genau wie auf das der Etanaer — speziell die möchte ein Gott am liebsten vernichten. Zu diesem Zweck schafft er eine Gidim.
Bereits zu Lebzeiten war sie unberechenbar und blutrünstig und tötete Hunderte Mädchen und junge Frauen. Zur Strafe wurde sie lebendig in ihrem Schloss eingemauert. 400 Jahre existierte sie im Verborgenen, jetzt macht sie sich daran, ihre Aufgabe zu erfüllen. Sie zieht dabei eine Spur aus Gewalt und Blut nach sich und macht keinen Unterschied zwischen Menschen und Etanaern. Auch Erzsébet Báthory, der göttlichen Spielball und Gegenpart der Etanaer, ist nicht zu 100 Prozent Fiktion der Autorin. Vielmehr lebte die ungarische Adlige Ende des 16./Anfang des 17. Jahrhunderts und verbreitete laut diversen Quellen tatsächlich Angst und Schrecken. Im Laufe der vierteiligen Geschichte wird Erzsébet vernichtet — der Gott, der hinter ihr steht, gibt jedoch nicht auf. Und so kommt es in Band acht letztlich zu einem durchaus überraschenden Ende der Geschichte. Die Autorin von „Etanas Söhne“ wurde 1967 in Schwäbisch Gmünd geboren und lebte bis 2006 in Lorch. Seit 2008 lebt sie ganzjährig in Schleswig-​Holstein. Dort entdeckte sie ihre Faszination fürs Schreiben.

Das Buch ist ab Dezember im Buchhandel erhältlich. Titel: Etanas Söhne — Teil 1 — León, Alejandro & Nathan — Band 1 — Tödliche Bedrohung; ISBN & Preis: 978 – 3-​86850 – 509-​2; 16,99 Euro.

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