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Nachrichten Ostalb

Zur Zeit werden die Rotorblätter an die neuen Windkraftanlagen in Ruppertshofen montiert!

Die vom Ellwanger Unternehmer Franz Uhl projektierten drei Anlagen, die nun die vorhandenen beiden Windräder zum Windpark ergänzen, sind nicht – wie meistens in Deutschland – von Anlegerfonds finanziert, sondern werden im Auftrag einer Gruppe von Geschäftsleuten aus Bayern gebaut und von diesen Investoren auch betrieben. Von Gerold Bauer

Freitag, 27. November 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

RUPPERTSHOFEN/​ESCHACH. Zu wenig Wind auf der Frickenhofer Höhe? Für die Monteure der neuen Enercon-​Windkraftanlagen könnte es durchaus weniger sein. Gestern blies es gleich mit drei bis fünf Windstärken zwischen Ruppertshofen und Eschach, so dass an diffizile Arbeiten mit einem Schwerlastkran in 100 Metern Höhe nicht zu denken war. Dabei waren die Bauherren – eine Investorengruppe aus dem Raum Augsburg – gestern auf die Ostalb gereist, um die Montage der Gondel und der gewaltigen Rotorblätter mitzuerleben. Ihr Geld verdienen diese Männer in unterschiedlichen Branchen, doch eines verbindet sie: „Eine grundsätzlich positive Einstellung zu umweltfreundlicher Energie ist unsere Triebfeder“, machte die Gruppe im Gespräch mit der Rems-​Zeitung deutlich.
Allerdings machten sie keinen Hehl daraus, dass sie auch Geld damit verdienen wollen und deshalb die Betriebsdaten, die Energieausbeute und die Rendite der beiden schon seit Jahren laufenden Anlagen in Ruppertshofen/​Eschach genau studiert hatten. Die Rendite liege bei rund fünf Prozent, sei also akzeptabel; und nach 17 Jahren habe sich die Investition amortisiert. Bei einer durchschnittlichen Lebensdauer dieser Windkraftanlagen von 35 Jahren bleibe danach noch genug Zeit, damit die Anlage Gewinn abwirft.
„Was zählt, ist die Gesamtbilanz. Und die stimmt beim Windpark Ruppertshofen/​Eschach“
Aussage der Bauherren aus Augsburg
„Nicht immer, wenn sich die Flügel drehen, wird auch schon ausreichend Strom zum Einspeisen, sprich zum Verkaufen, produziert. Bei schwachem Wind halten sich der erzeugte Strom sowie der benötigte Strom (für die Hilfsmotoren zum Ausrichten der Anlage) die Waage“, erzählt einer der Investoren, der andernorts bereits eine Windkraftanlage besitzt und von dieser Technik voll überzeugt ist. „Was zählt, ist die Gesamtbilanz am Jahresende, und die stimmt beim Windpark in Ruppertshofen“, sagt er im Hinblick auf die Zahlen. Zumal es sich nicht um errechnete Prognosen handle, sondern die Zahlen durch mehrjährigen Betrieb der beiden bestehenden Anlagen unumstößlich nachgewiesen seien.
Wenn man sich mit den Investoren unterhält, merkt man sehr schnell, dass sie nicht nur ihr Geld arbeiten lassen, sondern sich persönlich sehr intensiv mit der Materie „Windkraft“ befasst haben. Informationen über die Energieausbeute oder die Umweltbilanz kommen bei ihnen wie aus der Pistole geschossen und im Brustton der Überzeugung.
Die bayerischen Unternehmer haben sich sehr bewusst für Windkraft und nicht für Photovoltaik entschieden, weil die Rendite beim „Sonnenstrom“ nur aufgrund sehr hohen Subventionen möglich sei. Und sie können sogar mit Vergleichsdaten aufwarten, wie viele Hektar Ackerfläche man bräuchte, um mit Bio-​Gas die gleiche Menge Strom zu erzeugen, die der Windpark Ruppertshofen/​Eschach liefert. „Zudem: Abgesehen von der relativ kleinen Fläche, die das Fundament der Masten beansprucht, stehen die Wiesen und Äcker im Windpark ja weiterhin für die landwirtschaftliche Produktion zur Verfügung“, wurde betont. Auf die Positiv-​Liste für die Windkraft setzt die Investorengruppe auch die Umweltbilanz. „Jede dieser Anlagen erzeugt nachweislich pro Jahr soviel Strom, wie 2000 Haushalte im gleichen Zeitraum verbrauchen.“ Und es sei kaum zu glauben, aber wahr, dass man pro Stunde und Anlage zwei Tonnen Kohlendioxid einsparen könne, wenn der Strom mit einer Windkraftanlage erzeugt werden kann.
Dass bei der Erweiterung des Windparks nun keine Vestas-​Anlagen mehr zum Einsatz kommen, sondern die Geräte von der Firma Enercon geliefert werden, hat laut Auskunft der Bauherren verschiedene Gründe. Zwar wären Vestas-​Anlagen etwas billiger, weisen gegenüber den getriebelosen Enercon-​Turbinen aber bei Schwachwind auch eine nicht ganz so hohe Effizienz auf. An der Küste, wo der Wind die meiste Zeit recht kräftig bläst, wirke sich dies nicht nennenswert aus. Im Binnenland hingegen, spiele dies schon eine Rolle. Darüber hinaus sei die Fa. Vestas mittlerweile auf die Realisierung von sehr großen Windparks spezialisiert und dabei so gut im Geschäft, dass sich die Bauherren von einzelnen Anlagen bei der Konkurrenz besser aufgehoben fühlen. Zudemwissen es die künftigen Betreiber zu schätzen, dass Enercon mit regionale Teams einen ortsnahen Service bietet.
Exakt 100 Meter über dem Boden befinden sich im Raum Ruppertshofen/​Eschach die Naben der Rotorblätter, die einen Durchmesser von 82 Metern haben und aus glasfaserverstärktem Epoxidharz-​Kunststoff mit integriertem Blitzschutz bestehen. Die Masten sind auf den unteren 70 Metern aus Beton, wobei die einzelnen Ringe quasi wie Lego-​Steine aufeinander gesetzt und dann durch Stahlseile fest miteinander verbunden und verspannt sind. Die obersten 30 Meter bestehen aus einem Stück und sind aus Stahl gefertigt.
Dass diese Bauwerk trotz ihrer Höhe und dem bei Sturm gewaltigen Winddruck mit einem recht bescheidenen Betonfundament auskommen, mag die vielen „Baustellen-​Touristen“ aus der Umgebung, die die einzelnen Bauphasen genau verfolgt haben, zum Teil verwundern. Doch eine ausgeklügelte Statik, die sich bereits über einen langen Zeitraum an anderen Standorten bewährt hat, garantiert die Standfestigkeit. Dazu gehört auch, dass die „Gondeln“ (also das Turbinengehäuse) zirka 120 Tonnen schwer sind und durch dieses hohe Gewicht das Fundament gegen den Boden drücken und dadurch zusätzlich fixieren.

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