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Rettungsassistenten, Sanitäter und Rettungshelfer sprechen über ihre Arbeit Warten auf die neue Rettungswache

„Manchmal hilft schon Händchenhalten“ sagt Claudia Hieke. „Gott sei Dank ist nicht jeder Einsatz dramatisch.“ Die 24-​Jährige ist seit vier Jahren im Rettungsdienst beim DRK Kreisverband Schwäbisch Gmünd und schloss im Dezember 2008 erfolgreich die Ausbildung zur Rettungsassistentin ab.

Mittwoch, 23. Dezember 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

HEUBACH (pm). Claudia Hieke ist eine von über 40 hauptamtlichen Rettungsassistenten, Rettungssanitätern und Rettungshelfern, die in den DRK-​Rettungswachen bis zu zwölf Stunden am Tag Dienst tun. Dazu kommen derzeit fünf Zivildienstleistende und FSJ, die ebenfalls als Rettungshelfer ausgebildet sind und meist im Krankentransport eingesetzt werden. Verstärkt wird das Team mit einer ganzen Reihe von Ehrenamtlichen, die meist am Wochenende ihren Dienst leisten.
Claudia hatte sich bewusst für den Beruf entschieden, auch wenn er ihr kaum noch Aufstiegschancen und ein mageres Gehalt bietet.
„ Ich helfe gerne“, bekennt sie, denn der Umgang mit Menschen macht mir Freude. Wenn sie morgens aufstehe, müsse sie sich nicht nach dem Sinn des Tages fragen, denn helfen Macht einfach Sinn.
Die Ausbildung zum Rettungsassistenten dauert zwei Jahre, wovon das erste Jahr in der DRK-​Landesschule in Pfalzgrafenweiler mit theoretischem Lernstoff ausgefüllt ist. Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie (die krankhaften Veränderungen des Körpers), spezielle Notfallmedizin und Gesetzeskunde gehören zur Ausbildung, die mit dem Staatsexamen abschließt. Im zweiten Jahr wird das Erlernte im Rahmen des so genannten Praktischen Jahres an der DRK-​Lehrrettungswache von der Theorie in die Praxis umgesetzt. Ein Lehrrettungsassistent, von dem es in Gmünd zwei gibt, begleitet die Praktikanten, bevor nach erfolgreichem Abschlussgespräch unter ärztlicher Aufsicht, das Regierungspräsidium die Aspiranten zu staatlich geprüften Rettungsassistenten ernennt.
Die Ausbildung von Tobias Wurst zum Rettungssanitäter dauerte nur 13 Wochen: fünf Wochen Theorie und je vier Wochen Klinik– und Rettungswachenpraktikum. Er machte während seinem Freiwilligen Sozialen Jahr die Ausbildung. Diese Beschäftigtengruppe ersetzt zunehmend die Zivildienstleistenden, denn „mit der verkürzten Zivildienstdienstzeit auf neun Monate können wir keine Rettungssanitäter mehr ausbilden“, bedauert Rettungsdienstleiter Jürgen Grieger und sieht die Zivistellen immer weniger werden. Erst recht, wenn die Zivildienstzeit auf sechs Monate verkürzt werden soll, kommt der Einsatz nicht mehr in Frage. Für sie ist die Mindestqualifikation als Rettungshelfer in acht Wochen Ausbildung zu erreichen.
Ihre Hauptaufgaben sind, die Krankenwagen zu fahren oder auch im Notfall den Rettungsassistenten und Notärzten bei der Versorgung der Patienten zu assistieren. Die Hemmschwelle, den Rettungsdienst zu holen, sei oftmals unterschiedlich, meint Claudia Hieke. Gerade deshalb hält sie es für wichtig, dass bei bestimmten Symptomen schnell gehandelt werde. Atemnot, Bewusstseinsstörung, starke Schmerzen, Blutungen oder massive Kreislaufbeschwerden seien klare Indikationen, die immer einen Einsatz rechtfertigten.
Je nachdem, was der Anrufer in der Rettungsleitstelle in Aalen unter der Notrufnummer 112 angebe, würde der Notarzt gleich mit zum Notfallort geschickt. „Die Verantwortung, richtig zu handeln, ist groß“ gibt sie zu, „aber ich habe ja immer die Möglichkeit, den Notarzt sofort anzufordern, um den Patienten vor Ort zu stabilisieren.
„Wir müssen nicht nur fachlich entscheiden, sondern auch menschlich“. Bei südländischen Mitbürgern besteht oft ein anderes Schmerz– und Trauerverhalten. Kommen dann noch Verständigungsprobleme hinzu, werden Entscheidungen erschwert und man fährt lieber zur Abklärung des Krankheitsbildes in die Klinik. Die Unsicherheit schwinde jedoch schnell, sagt Claudia, vieles sei Routine und eben einfach nur Menschlichkeit.
„Mit den Jahren wird man ruhiger“, weiß auch Grieger, der schon über 30 Arbeitsjahre auf dem Buckel hat. Mit den schweren Situationen im Rettungsdienst umzugehen, das lerne man nicht auf der Schule, sagen alle drei. Damit müsse man selbst fertig werden. Die schlimmste Einsatzart stellt für alle drei der Kindernotfall dar — der sich erfreulicherweise jedoch in vielen Fällen auch als beherrschbarer Fieberkrampf herausstellt.
Claudia Hieke: „Ich darf keinen persönlichen Bezug zum Patienten aufbauen. Sonst sterbe ich ein Stück mit.“
Claudia meint, auf jeden Fall dürfe man keinen persönlichen Bezug zum Patienten aufbauen, denn dann würde sie mit jedem Fall ein Stück mit sterben. Man müsse doch konzentriert und fit für den nächsten Einsatz und ebenso auch für das Leben nach Dienstschluss sein. Und außerdem ist ein lächelnder und tröstender Helfer, noch immer die beste Beruhigung.
Erfreut sehen die „Rettungsdienstler“ auch der Fertigstellung der Rettungswache an der Böbinger Straße in Heubach entgegen. Das verbesserte Arbeitsumfeld trägt zukünftig zur Erleichterung der Aufgabe bei, wodurch die Motivation noch weiter gesteigert werden kann. Neben den rettungsdienstlichen Aufgaben laufen schon jetzt große Anstrengungen, um die Rettungswache möglichst optimal auszustatten. Hierzu zählen kurze Wege zum Fahrzeug, optimale Reinigungsmöglichkeiten der Fahrzeuge, und entsprechende Sanitär– und Bereitschaftsräume, die zu kurzen Rüstzeiten von Fahrzeugen und schnellen Eintreffzeiten an der Notfallstelle beitragen.

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