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Nicht immer eine ausreichende Tragfähigkeit vorhanden

Zu Beginn der Wintersaison möchte die Deutsche Lebens-​Rettungs-​Gesellschaft (DLRG) auf mögliche Gefahren an gefrorenen Gewässern hinweisen, die jeder im eigenen Interesse beachten sollte.

Donnerstag, 24. Dezember 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 5 Sekunden Lesedauer

GSCHWEND (pm). Jedes Jahr kommt es in der kalten Jahreszeit zu tragischen Unglücken an den Binnengewässern, weil die elementarsten Regeln für gefahrloses Eislaufvergnügen nicht eingehalten werden. Deshalb ein paar grundlegende Dinge, auf die zu achten sind.
Fließende Gewässer gefrieren sehr viel langsamer als stehende Gewässer. Es sind deshalb die Seen, die von Eisläufern und Spaziergängern als Erstes betreten werden. Die größten Risiken stellen unterschiedliche Eisdicken eines Gewässers dar. Ausschlaggebend dafür sind Temperaturunterschiede zwischen Ufer-​, Flachwasser und Tiefwasserbereich, die Dauer der Sonneneinstrahlung sowie Strömungen durch Bäche oder Kanäle.
So kann es durchaus vorkommen, dass im selben Gewässer eine ausreichende Tragfähigkeit in einem begrenzten Bereich erreicht wird, unweit davon entfernt jedoch nicht. Von einer für eine Person ausreichenden Tragfähigkeit wird bei einer Eisstärke von mindestens 10 Zentimeter ausgegangen, für mehrere Personen sollten es jedoch 15 cm sein. Bei schlammigem Seegrund bilden sich häufig Faulgase, deren aufsteigende Blasen vom Eis eingeschlossen werden und die Festigkeit der Eisfläche beeinträchtigen können. Frostperioden, die sich mit Tauwetter abwechseln, ändern die Tragfähigkeit des Eises rapide. Deshalb ist bei Wetterumschwung größte Vorsicht geboten.
Was ist zu tun, wenn plötzlich ein verdächtiges Knirschen und Knacken unter den Füßen zu hören ist? Das eigene Körpergewicht muss auf eine möglichst große Fläche verteilt werden. Also sofort auf den Bauch legen und dann in Richtung Ufer kriechen. Alle Personen sollten die Eisfläche schnellstmöglich verlassen. Der schlimmste Fall ist der Einbruch ins Eis – eine absolut lebensbedrohliche Situation. Der Verunfallte treibt hilflos im Eisloch, die sich mit Wasser voll saugende Kleidung wirkt wie ein Ballastgewicht und zieht ihn immer tiefer in die Einbruchstelle. Die schnell einsetzende, massive Unterkühlung des Körpers bei Wassertemperaturen um Null Grad führt zu Kältezittern und Muskelkrämpfen, was die Bewegungsfähigkeit und eine Selbstrettung aussichtslos macht. Die massive Auskühlung des Verunglückten führt durch Herzkammerflimmern zur Bewusstlosigkeit; der Eingebrochene geht unter. Die Möglichkeiten der Selbstrettung sind also sehr gering. Ruhe bewahren, um Hilfe rufen und versuchen, sich auf tragfähiges Eis zu schieben sind die wenigen Möglichkeiten, die dem Verunglückten bleiben. Wichtig für die Hilfe von außen ist das sofortige Absetzen eines Notrufs, bei dem Rettungskräfte und Notarzt alarmiert werden müssen, bevor sich die Ersthelfer wegen der eigenen Einbruchsgefahr bauchwärts oder, falls verfügbar, auf Brettern oder Leitern an den Verunglückten heranarbeiten und versuchen, diesen auf festem Eis in Richtung Ufer zu ziehen.
Ist eine Rettung ohne Eigengefährung nicht möglich, muss das Eintreffen von Rettungskräften abgewartet werden. Nach einer erfolgreichen Bergung darf der Gerettete möglichst wenig bewegt werden und muss schnellstens in eine warme Umgebung gebracht werden, wo die nasse Kleidung entfernt wird. Eine notärztliche Versorgung ist dringend erforderlich, da die starke Unterkühlung auch nach der Bergung zu schwerwiegenden physiologischen Problemen mit Todesfolge führen kann.
Eislaufen soll Spaß machen und nicht zu einer tödlichen Gefahr werden. Im Zweifelsfall also besser verzichten, als sich einem unnötigen Risiko aussetzen, so die dringende Bitte der DLRG.

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