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Dinge des Lebens: Objekte und Zeichnungen von Michael Turzer und Klaus Micklitz

Das Bilderhaus in Gschwend, sonst Ort von Vortragsveranstaltungen, wird derzeit seinem Namen gerecht: Es zeigt Skulpturen von Michael Turzer und Zeichnungen von Klaus Micklitz. Zwei ganz unterschiedliche Ansätze gehen eine spannungsreiche Verbindung ein.

Mittwoch, 30. Dezember 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 49 Sekunden Lesedauer

AUSSTELLUNG (rw). „Wir sind hier eingebettet in eine Szene, da wäre mancher Städter froh“, sagt Klaus Micklitz. Der Produkt– und Grafikdesigner, bekannt geworden mit dem „Mic-o-mic“-Spielzeug, ist wie der Künstler Michael Turzer mit dem Gschwender Musikwinter von Anbeginn verbunden — seit 23 Jahren nunmehr. Ohne beide gäbe es den Musikwinter wohl auch nicht, das Programmheft trägt noch immer die Handschrift von Klaus Micklitz. Michael Turzer, der in Stuttgart geborene, in Gmünd aufgewachsene Künstler, wiederum hatte vor fast einem Vierteljahrhundert die Idee, das Kunst– und Kulturschaffen in Gschwend in einer Ausstellung vorzustellen. Es wurde mehr daraus, viel mehr. Und es mag Turzer in seiner Auffassung bestärken, dass in der Kreativität eine Kraft wohnt, die noch jede Krise überwindbar macht.
Der Künstler feierte heuer den 60. Geburtstag, der Designer den 70 — das nahm man zum Anlass. Nein, ein Rückblick auf das Schaffen beider ist es nicht, der im Bilderhaus gezeigt wird. Aber es sollte eine deutliche Wegmarke sein, ein Blick auf wesentliche Stränge in ihrem Schaffen. Herausgekommen ist eine konzentrierte, spannungsreiche Ausstellung, was auch der Bilderhaus-​Raumgestaltung zu danken ist. Wo sonst die als Bühne benutzte Stirnseite schwarz verhangen ist, wölbt sich nun ein raumhoher Bogen aus weißem Tuch, vor die Klaus Micklitz seine Bildfahnen gehängt hat. Turzers Objekte geben dem Raum ein Gefüge.
„Michael Turzer hat immer seine Gedankenwelt; meine Welt war das Beobachten der Natur, eine Art naive Meditation“, meint Micklitz. Der Gestalter hat sich vor einigen Jahren aus dem Berufsleben zurückgezogen, seitdem geht er seinen Vorlieben fürs Zeichnen und die Kalligraphie nach, die ihn zeitlebens begleiteten. Seine Texte sind das, was das Wort bedeutet: ein miteinander Verwobenes, hier aber in einem Wechselspiel zwischen Fließen und Rhythmus. Seine Zeichnungen spüren der Natur nach und öffnen sich deren Kräften — auch hier widerspiegelt sich ein bewegtes Fließen, ob es sich nun um einen jungen, schwarzen Star handelt oder einen herbstlichen Maiskolben in sattem Gelborange.
Michael Turzer folgt in seinen Plastiken dem „Maß des Auges“: Es geht um Spannungen, Verhältnisse und die den Gegenständen und ihrer Geschichte innewohnenden Kräfte. Abstrakt ja, doch Turzer wäre kein Künstler, könnte er diese nicht versinnlichen in seinen Objekten. Je kleiner sie sind, desto mehr schimmert eine das Pathos mildernde Ironie durch. In dieser Ausstellung im Bilderhaus steckt eine große Portion heitere Zuversicht, die man gut gebrauchen kann.

„Dinge des Lebens“, Ausstellung im Bilderhaus Gschwend. Bis 9. Januar täglich 16 bis 20 Uhr. An Silvester geschlossen.

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