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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Soziale Kontakte geben Stärke

Kein Mensch ist davor gefeit, durch ein plötzliches Ereignis oder länger andauernde negative Lebensumstände Schaden an seiner Seele zu nehmen.

Montag, 27. April 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 33 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (kos). Für die Betroffenen ist es schwer, damit fertig zu werden, und die Mitmenschen kennen nichts als den Rat „Reiß dich zusammen“. Jeden kann es treffen. Die Gefahr für die Seele nimmt zu. Der Verein für seelische Gesundheit Ostalbkreis setzt auf Prävention, er richtete die Jahrestagung des Landesverbandes BW Gemeindepsychiatrie und des Landesverbandes Psychiatrie-​Erfahrener BW im Franziskaner aus. Das Thema der Tagung war „Prävention im Alltag – Strategien zum Erhalt seelischer Gesundheit“. Nach der Mitgliederversammlung am Freitagabend ging es am Samstagmorgen im Festsaal des Franziskaner mit vielen Besuchern der Tagung weiter.
Der Vorsitzende des VSG Ostalbkreis, Dr. Ulrich Brickwedde, begrüßte die Teilnehmer und unter ihnen auch Ministerialdirektor Thomas Halder vom Sozialministerium Stuttgart, Oberbürgermeister Wolfgang Leidig und den Sozialdezernenten des Ostalbkreises, Josef Rettenmaier. OB Wolfgang Leidig hob in seinem Grußwort hervor, dass der Verein für seelische Gesundheit, im Hinblick auf das Thema, der Stadt notwendige Antworten geben würde. Er wies darauf hin — „Prävention muss mitten in der Stadt beginnen“ – dass der Verein in Schwäbisch Gmünd in der Hofstatt seine Räumlichkeiten habe.
Dr. Inge Schöck vom Landesverband Gemeindepsychiatrie bemängelte, dass in der Psychiatrie die Prävention eine untergeordnete Rolle spiele. Dabei gelte es, bessere Grundlagen für die Kinder– und Jugendpsychiatrie zu schaffen. Der Sozialdezernent des Ostalbkreises, Josef Rettenmaier, stellte heraus, dass die Prävention im Ostalbkreis einen hohen Stellenwert habe, die VSG sei ein Eckpfeiler.
Ministerialdirektor Thomas Halder vom Sozialministerium Stuttgart hielt ein Impulsreferat. Dabei ging er zuerst auf die Prävention als einem Thema der Politik ein und auf den leistungsrechtlichen Rahmen der Präventionsleistungen. Dabei erläuterte er die Gesundheitsstrategie Baden-​Württembergs und den Präventionspakt“, den das Land mit den Sozialversicherungsträgern geschlossen habe, in dem eine Neuakzentuierung der Prävention vereinbart worden sei. Danach kam er zum eigentlichen Anliegen, der Prävention im Alltag und den Strategien zum Erhalt der seelischen Gesundheit. Weiter hob der Referent hervor, dass der Mensch spannungsfreie soziale Kontakte brauche, womit eine persönliche Beziehung gemeint sei. So sei es für die psychische wie für die körperliche Gesundheit ein unschätzbares Kapital, wenn bereits das kleine Kind in der Geborgenheit einer familiären Beziehung aufwachse, in der es Anerkennung, Austausch und Bestätigung erfahre. Das jedoch erfahre nicht jeder.
Es sei wichtig, dass es allgemein bewusst werde, dass eine psychische Erkrankung jeden treffen kann – aber auch, dass es Hilfe gebe. Er stellte dabei heraus, dass die Entstigmatisierung von psychisch erkrankten Menschen ein wichtiger Teil der Prävention sein muss. Stephanie Uhlig vom SWR leitete zur weiteren Vertiefung des Themas eine Podiumsdiskussion mit Ursula Zingler vom Landesverband Psychiatrie-​Erfahrener, Dr. Ulrich Brickwedde (Schwäbisch Gmünd) als Vorsitzender des VSG, Thorsten Kapitzki-​Nagler von der AOK BW und dem Sozialdezernenten des Ostalbkreises Josef Rettenmaier.
Auf eine Frage der Moderatorin wünschte sich Dr. Brickwedde, dass die Betroffenen früher zur Behandlung kommen und auch, dass in der Schule und dem nachbarlichen Bereich mehr „hingeschaut“ würde. Ursula Zingler vom LV Psychiatrie-​Erfahrener wünschte sich auf eine entsprechende Frage, psychische Krankheiten wie andere Krankheiten auch zu bewerten. Der Vertreter der AOK BW, Kapitzki-​Nagler, gab Antworten zur Frage, wo die AOK aktiv sei. So mache sie auch in den Schulen Beratungsangebote, die im Rahmen des sozialen Dienstes der AOK von den Schulen abgerufen werden könnten. Josef Rettenmaier, sprach sich in Bezug auf die Prävention für eine höhere Sensibilisierung der Bevölkerung aus, aber er hob auch hervor, dass es im Ostalbkreis ein Netzwerk gebe.
Und die Hürde, die einer Beratung entgegenstehen würde, könne man herunter setzen, wenn man das Tabu-​Thema seelische Erkrankung aufbrechen würde. Viele weitere Punkte kamen zur Sprache, bevor sich dann am Nachmittag sechs Arbeitsgruppen mit den verschiedensten Aspekten des aktuellen Themas beschäftigten.

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