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Grundstücks-​Poker gab den Ausschlag

Die Ritterland-​Investoren haben sich für den Standort Münsingen entschieden. Ausschlaggebend waren letztlich die Unsicherheiten bezüglich des Grundstückskaufs. Investoren-​Sprecher Michael Horn beteuerte, er wäre gerne nach Durlangen gekommen, habe unter diesen Voraussetzungen aber keine andere Wahl gehabt. Von Gerold Bauer

Freitag, 15. Mai 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

DURLANGEN. Die Investorengruppe des geplanten Ritterland Schwabens hat sich für Münsingen als Standort entschieden. Zuletzt standen mit Münsingen und Durlangen noch zwei hochqualifizierte Standorte im Rennen. In Lauingen war bereits 2007 die Umsetzung lediglich an überzogenen Forderungen eines Grundstückbesitzers gescheitert, und vergangenes Jahr wurde dann der Gemeinde Schwendi aufgrund mangelnder kommunaler Unterstützung eine Absage erteilt.
„Die Wahl ist uns jetzt alles andere als leicht gefallen“, sagte auch der andere Investor, Albrecht Hummel. „Zumal an beiden Standorten eine Verwirklichung des Projektes sehr gut vorstellbar und die Unterstützung jeweils außerordentlich war“. Gerade das große Engagement, welches an beiden Standorten den Investoren entgegengebracht wurde und eine enge Bindung zwischen Investoren und Gemeinden hatte entstehen lassen, sowohl in Durlangen wie in Münsingen, machen eine Absage nicht leicht, versicherten die Investoren gestern gegenüber den Medien. Es sei daher eine sehr knappe und nicht einfache Entscheidung gewesen, die sich letztendlich an wenigen Faktoren festmachen lies.
Ausschlaggebend waren dann zum einen die Grundstücksbesitzverhältnisse und zum anderen das zu hohe „Pokern“ manches Grundstückbesitzers in Durlangen. In der nur knapp unterlegenen Gemeinde Durlangen bedankten sich die Investoren daher besonders bei Bürgermeister Dieter Gerstlauer, der Gemeindeverwaltung, dem Gemeinderat, der Mehrheit der betroffenen Grundstückseigentümer, dem örtlichen Unternehmerverband sowie der beeindruckenden Unterstützung weiter Teile in der Durlanger Bevölkerung. Michael Horn sieht die Entscheidung mit einem weinendem und einem lachenden Auge: „Die Unterstützung in Durlangen war beeindruckend und es ist jammerschade mit anzusehen, wenn einige wenige den Gestaltungswillen einer ganzen Gemeinde verhindern können. Andererseits freuen wir uns natürlich darüber, dass wir nun einen Riesenschritt zur Umsetzung nach vorne machen konnten.“ Mit Münsingen habe das geplante Ritterland Schwaben einen Standort gefunden, bei dem das Konzept nicht nur erstklassig unterstützt und umgesetzt werde, sondern auch hervorragend in bestehende Strukturen integriert werden kann. Die Investoren freuen sich daher auf eine gute Zusammenarbeit mit allen Beteiligten am Standort Münsingen.
Bereits in den nächsten Tagen laufen die weiteren Gespräche für die erforderlichen Genehmigungen, aber auch mit potenziellen Lieferanten und Partnern in der Region. Es wird mit rund einem Jahr für die anstehenden Verfahren sowie mit bis zu eineinhalb Jahren Bauzeit gerechnet. „Die geplante Eröffnung ist 2012“, war von den Investoren zu erfahren.
Im Gespräch mit der Rems-​Zeitung äußerte Michael Horn auch ganz konkrete Kritik an der Art und Weise, wie die Gemeinderäte Karl Fischer und Cornelius Diemer versucht hätten, die Grundstückseigentümer gegen das Ritterland-​Projekt aufzubringen. „Der eine oder andere Grundstücksbesitzer sah sich wohl dadurch zum Preispoker veranlasst“, vermutet Horn. Zwar verhielten sich nach seinen Worten die meisten Verhandlungspartner bei den Gesprächen in Durlangen fair und kooperativ, doch letztlich können in einem solchen Fall einige wenige ein Projekt zu Fall bringen, wenn sie Flächen an entscheidender Stelle besitzen. Der Versuch, die Preisschraube weiter nach oben drehen zu wollen, sei nun daran gescheitert, dass in Münsingen nicht taktiert, sondern von seiten der Grundstückseigentümer ein klares, preislich akzeptables und vor allem schriftlich fixiertes Verkaufsangebot auf den Tisch gelegt worden sei. „Wir Investoren haben schon viel Geld in die Ritterland-​Planung gesteckt, die Verlässlichkeit war damit ein entscheidender Faktor“, machte Horn deutlich. Niemand habe ihm garantieren können, dass nach einer Standortentscheidung für Durlangen dort nicht einer der Eigentümer entgegen mündlicher Zusagen nicht doch noch einen Rückzieher gemacht hätte. Solch ein Risiko habe man sich als Investor nicht leisten können.
„Dass wir mit unserer Absage in Durlangen viele Menschen enttäuschen, bedaure ich zutiefst – vor allem im Hinblick auf die überwältigende Unterstützung die wir vor Ort erfahren haben. „Schade, dass mangelnder Weitblick und die Gier von einigen wenigen die Hoffnung und die Arbeit von so vielen Menschen verhindern kann. Wie oft kann sich das Durlangen noch leisten?“, so Horn.
„Ein hammerharter Schock für uns“, kommentierte Bürgermeister Dieter Gerstlauer die Absage. „Wir wussten, dass wir im Wettbewerb stehen, hatten uns aber sehr gute Chancen ausgerechnet. Natürlich bin ich sehr enttäuscht. Und nicht nur ich; denn viele Durlanger hatten zwischenzeitlich erkannt, was dieses Projekt für Durlangen und auch für die Nachbargemeinden bedeutet hätte. Eine solche Chance, zumal eine landschaftsverträgliche, kommt nie wieder, das ist sicher“, ist Gerstlauer überzeugt. Der Durlanger Schultes räumte ein, dass er nun im Hintergrund Krisenmanagement betreiben wolle. Er werde sich auch weiterhin engagiert darum bemühen, Investoren dafür zu begeistern, in Durlangen Arbeitsplätze zu schaffen.

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