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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Mobbing — ein Thema aktueller denn je

Eine Ausstellung mit Bildern des bekannten und beliebten Waldstetter Cartoonisten Robert Nachtigall in der Spitalmühle beschäftigt sich derzeit mit dem Thema Mobbing. Von Heino Schütte

Dienstag, 19. Mai 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 44 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND. Wie? Ausgerechnet ein so humorvoller Mensch wie Robert Nachtigall beschäftigt sich mit einem solch ernsten Thema? Die Waldstetter und besonders auch die Gmünder können den Maler doch als „Späßlesmacher“, als Meister des feinsinnigen Witzes. Er ist nicht nur bekannt als Redenschreiber in der Faschingszeit, sondern immer wieder kommen Mitbürger hilfesuchend zu ihm, wenn es gilt, Anregungen und Vorschläge für eine nette und gehaltvolle Ansprache zu finden. Immer und immer wieder drehen sich Robert Nachtigalls Gedanken auch darum, wie die manchmal furchtbare Ernsthaftigkeit des Alltags mit einer netten Bemerkung, besonders aber mit einer passenden Karikatur auf einen lockeren Punkt gebracht werden kann. Wobei Nachtigall bestrebt ist, dass auch die gemalten und angesprochenen Betroffenen etwas zum Schmunzeln haben. Schließlich gehört Nachtigall zu den „Ehrenamtlichen“, die beispielsweise bei der Prunksitzung der AG Gmender Fasnet durchaus mutig in die Bütt steigen, um so manchen Auswüchsen insbesondere der Kommunalpolitik den fröhlichen Narrenspiegel vorzuhalten. Und ausgerechnet so einer widmet sich nun diesem im Grunde genommen tieftraurigen Thema Mobbing. Es hängt gewiss damit zusammen, dass der Waldstetter sich eine bemerkenswerte Menschenkenntnis angeeignet hat. Er will insbesondere ehrlich sein — zu sich und zu den anderen. Nun ist es halt heutzutage im Zeitalter der polierten Imagesucht und der Wendehälse oft so, dass der Ehrliche der Dumme ist. Mobbing liegt dann leider nicht mehr fern, egal ob im Privatleben, in der Schule, im Beruf und in der Politik. Rainer Barth, 24 Jahre Bürgermeister der Gemeinde Waldstetten und 40 Jahre Wegbegleiter von Robert Nachtigall führte bei der Ausstellungseröffnung in das Thema ein. Und das sei gar nicht so einfach, wie er meinte, obwohl das Thema ja aktuell und bei vielen Gelegenheiten im Alltagsleben präsent ist. Mobbing bedeute der Versuch, „jemanden zur Anpassung zu zwingen, sind Ausdruck persönlicher Feindschaft, es sind über einen längeren Zeitraum anhaltende schikanöse Handlungen“. Ja, sogar Verwandte seien manchmal bedroht.
Mobbing-​Opfer, egal ob Kinder, Jugendliche oder Erwachsene, leiden nicht selten unter Darmerkrankungen, Herzbeschwerden und Depressionen. „Mobb-​Fidel“ habe nun Robert Nachtigall seine Ausstellung in der Spitalmühle überschrieben. Vielleicht biete der Hinweis auf das „Fidel“ ja den Versuch, Mobbing mit Hilfe von Humor aus der Welt zuschaffen? Robert Nachtigall meine, dass dies allemal ein Versuch wert wäre. Robert Nachtigall kenne das Leben, sowohl die ernste als auch die humorvolle Seite. Und er, Barth, kenne den Wort– und Bildkünstler aus Waldstetten ja sehr gut, ja es handle sich sogar um ein Waldstetter Urgewächs. Es gebe auch nette Nachtigall-​Geschichten. So etwa, als der begabte Schüler einst einen Wetterhahn als Hausaufgabe malte, der Lehrer das Meisterwerk anzweifelte, ihm jedoch im Unterricht der Mund offen stehengeblieben sei, als der kleine Robert das Kunstwerk kurzerhand und unter Zeugen auf die Tafel der Klassenzimmers zauberte. Nachtigall versorge als begnadeter Redenschreiber bei vielen Gelegenheiten seine Heimatgemeinde und deren Miteinander mit guten Worten und Gedanken. Irgendwann habe er mal gesagt: „Jetzt mog i nemme!“ Offenbar hat die ganze Gemeinde dagegen protestiert, ja sogar die ehemalige Religionslehrerin habe sich eingeschaltet und Nachtigall zum Weitermachen aufgefordert. „Robert, unser Herrgott hat Dir den Humor nicht nur für Dich allein gegeben, sondern auch dafür, ihn anderen weiter– zugeben!“ rief Rainer Barth bei der Ausstellungseröffnung dem Künstler zu. Und Barth wusste auch zu würdigen, dass nun Nachtigall zusammen mit weiteren Mitstreitern eine Selbsthilfegruppe gründen möchte, um Menschen das Lachen zurückzugeben. „Mobbing ist eine ernste Sache, sie kann letztlich Menschen zerstören. Auf seine Art, in Bildern, in Karikaturen bringt Robert Nachtigall den Betrachter zum Nachdenken, er will, dass wir uns mit diesem Thema auseinandersetzen, uns damit beschäftigen. Ursache von Mobbing ist fehlende Rücksichtnahme unter den Menschen. Wir Menschen leben in Freiheit, doch Freiheit kennt Grenzen. Meine eigene Freiheit endet dort, wo die Freiheit des anderen, die meines Mitmenschen, beginnt.“ So sei die gegenwärtige Ausstellung in der Spitalmühle prima dazu geeignet, „Lehren für unserer Alltag für Zusammenleben mit anderen Menschen zu ziehen“.

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