Verspielte Leichtigkeit

Kultur

Rems-Zeitung

Kürzlich fand das letzte Konzert im Rahmen des neunteiligen Konzertzykluses des Pianisten Michael Nuber im Prediger statt. Von September des vergangenen Jahres an präsentierte er alle 32 Klaviersonaten Ludwig v. Beethovens. Von Ingrid Fifka

Samstag, 02. Mai 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
135 Sekunden Lesedauer

MUSIK. Wer kennt nicht dieses Gefühl von Bedauern, wenn ein lieb gewordenes Projekt zu Ende geht, wie in diesem Fall der neunteilige Konzertzyklus von Michael Nuber, der alle 32 Klaviersonaten Ludwig v. Beethovens präsentierte — freilich eine große Herausforderung an jeden Pianisten. Kürzlich gab der Künstler im Kulturzentrum Prediger sein letztes Konzert in der Reihe, die dem Hörer in einem Zeitraum von sieben Monaten Gelegenheit gab, Umfassendes über die Entwicklung und Bandbreite des Komponisten Beethoven zu erfahren.
Gegenüberstellende oder in
Tonart verwandte Gestaltung
Michael Nuber führte die Klaviersonaten nicht chronologisch auf. Stattdessen entschied er sich für eine gegenüberstellende oder in Tonarten verwandte Gestaltung und bot in jedem Konzert ein abwechslungsreiches Programm.
Am letzten Abend spielte er die Sonaten G-​Dur op. 79, A-​Dur op. 2/​2, F-​Dur op. 54 und Sonate f-​moll, op. 57 „Appassionata“. „Allegro assai — più allegro“, so der erste Satz in der Sonate f-​moll op. 57 mit dem schönen Beinamen „Appassionata“. Leicht daherschwebend das Thema — von einer dunklen Vorahnung begleitet — gewann dieser Satz mit Nubers intensivem Spiel mehr und mehr an Dramatik, sein Tastenwirbel verwickelte das Publikum emotional in tragische Szenen. Ein Atemholen gestattete der Pianist erst im „Andante con moto“- gestaltete den Variationensatz sehnsüchtig und gab völlig entfesselt den dritten Satz „Allegro ma non troppo“.
Allen aufgestauten Wahn wirbelte er mit einem rasenden Presto hinaus — zurück blieben ein ermatteter Pianist, der alles gab und ein aufgewühlt staunendes Publikum.
Ob der überwältigenden Aufführung der „Appassionata“, die übrigens an letzter Stelle stand, wurden weitere gewichtige Werke vorgestellt: Beethovens Sonate A-​Dur op. 2/​2 — ein frühes Werk. Michael Nuber arrangierte sie mit verspieltem Schwung und Leichtigkeit, offenbarte aber auch ihr ernstes Wesen und umhüllte das in sich geschlossene Meisterwerk mit dem seidigen Glanz seiner brillanten Anschlagtechnik Als „Sonatine“ bezeichnete L. v. Beethoven die dreisätzige Sonate G-​Dur op. 79 — im entzückenden Werk keimte die unbehinderte Spielfreude des erfahrenen Pianisten auf, der das Stück in allen Farben erblühen ließ und herrlich ausgestaltete Übergänge evozierte. Selten beachtete kleinere Werke, wie die zweisätzige Sonate F-​Dur op. 54 kommen innerhalb des Gesamtzyklus natürlich auch zu Wort. Umso erstaunlicher Nubers Umgang mit den Minderheiten — man hat den Eindruck, seine Aufmerksamkeit gelte ihnen in besonderer Weise.
In liebevoller Zuwendung auf die Betonung, wurde klar, wie weitläufig sich die Themen des ersten Satzes erstrecken. Virtuos gab er den zweiten Satz, inszenierte spannend, beanspruchte alle dynamischen Möglichkeiten und brachte ein Kleinod hervor.
2010 spielt Nuber an acht
Abenden Chopin und Schumann
Sich und dem Publikum den imposanten Kosmos der 32 Klaviersonaten Beethovens erschlossen und interpretiert zu haben, bedeutet für beide Seiten unermessliche Bereicherung. Michael Nuber wandte sich jeder einzelnen Sonate bei geistiger und emotionaler Durchdringung hingebungsvoll zu und erntete dafür herzlichen, lang anhaltenden Applaus.
Das nächste, wichtige pianistische Vorhaben von Nuber: 2010 spielt er anlässlich Ihres 200. Geburtstages an acht Abenden Chopin und Schumann, 2011 gibt es ebenfalls zum 200. Geburtstag eine Auswahl verschiedener Werke Franz Liszts.
Infos zu den Konzerten und den neu erschienenen hochwertigen CD’s des Pianisten findet man auf seiner Homepage www​.Michael​-Nuber​.de.