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Waldbauer aus dem Leintal lernten, sahen und erlebten vieles: Vier Tage Böhmerwald

Für ihre Lehrfahrt hat sich die Forstbetriebsgemeinschaft Leintal eines der waldreichsten Gebiete Europas ausgesucht – und dabei vieles gelernt.

Dienstag, 26. Mai 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 29 Sekunden Lesedauer

OSTALBKREIS (pm). Dank flotter Autobahnfahrt über Nürnberg – Regensburg waren die Teilnehmer bereits zur Mittagszeit in Kubova Hut. Dort wartete nach dem Mittagessen im Hotel „Arnika“ der Reiseführer Karl Klose, ein deutschstämmiger ehemaliger Förster, der sich nicht nur im Wald, sondern auch in Kultur und Geschichte bestens auskennt. Bei einer Wanderung durch den Kubany-​Urwald, einem seit 1858 bestehenden Naturschutzgebiet, konnte man riesige Fichten bestaunen, die dort bis zu 70 Meter hoch werden und einen Messgehalt von 50 Festmetern erreichen – von so etwas träumen Waldbauern. Auf einem Rastplatz sangen sie zu Ehren des Liederdichters das Böhmerwaldlied, das auch heute noch in vielen Ländern gesungen wird. In Böhmen erklingt es oft als letzter Gruß bei Beerdigungen.
Am nächsten Tag ging es zunächst am 50 Kilometer langen Moldau-​Stausee entlang, der nach dem Krieg zur Sicherung der Wasserversorgung von Prag gebaut wurde und heute ein beliebtes Freizeit– und Ferienparadies ist. Vorbei am Adalbert-​Stifter-​Denkmal erreichten die Leintäler die ehemalige Residenzstadt Krummau. Hoch über der Moldauschleife erstreckt sich das weiträumige Schloss samt einem großen Park und bildet zusammen mit der historischen Altstadt ein einmaliges Ensemble, das zu Recht zum Weltkulturerbe zählt. Nach dem Mittagessen in einem altehrwürdigen Gasthof folgte die Besichtigung von Schloss Luboka, das auf Wunsch der damaligen Prinzessin Eleonore im englischen Stil erbaut wurde und durch seine kunstvollen Holzschnitzereien berühmt ist. Zum Abschluss des ersten Tags besuchte man noch Budweis. Die Stadt ist nicht nur das wirtschaftliche Zentrum des Böhmerwalds sondern besitzt auch zahlreiche Kulturdenkmäler, wovon der von Arkaden umschlossene große Marktplatz mit dem Renaissance-​Rathaus und dem Samsonbrunnen in der Mitte die imposantesten sind.
Der dritte Tag galt dem Kennenlernen der landschaftlichen Schönheiten. Vorbei an Winterberg und Burg Karlsberg am 1300 Meter hohen Kubanyberg ging es zum Quallgebiet der Moldau. Auf einer Hochfläche befindet sich das aufgelassene Dorf Haid, das früher nur von Deutschen bewohnt war und 1946 zerstört wurde. Heute hat man von dort aus eine herrliche Aussicht auf die wogenden Wälder und Berge des Böhmerwalds, der auf tschechisch Sumava heißt, was soviel wie „Rauschen des Waldes“ bedeutet. Nach der Besichtigung eines Hochmoors auf einem Holzsteg ging es zum Mittagessen nach Außer-​Gefild (Horska Kvilda), einem beliebten Ausflugsort, wo die Sagengestalt des „Rankl“ gehaust hat. Unterwegs begegneten der Gruppe zahlreiche Radfahrer und Wanderer, die das schöne Wetter zu einem Ausflug nutzten. Am Nachmittag wanderten die Teilnehmer an einem Driftkanal entlang, der früher zum Holztransport dient. Dann führte uns ein spaziergang auf einem Holzsteg zu einem Moorsee. Anschließend wurde sie Zeugen eines nicht alltäglichen Spektakels. Das Kriegsende am 8. Mai wird in Tschechien als Feiertag begangen. Plötzlich kam eine Militärkolonne in amerikanischen Jeeps daher und wurde am Dorfeingang von deutschen Wehrmachtssoldaten aufgehalten. Es entspann sich ein kurzes gefecht. Nach etlichen „Gewehr“- und „Maschinengewehrsalven“ war natürlich das Dorf eingenommen und der Feind besiegt. Alles wurde in naturgetreuen Fahrzeugen und Uniformen nachgespielt. Als die Ostälbler die Soldaten in deutschen Uniformen erblickten, beschlich sie ein mulmiges Gefühl: Zum Glück, war es nur ein Spiel. Zum Abschluss des ereignisreichen Tages besuchte man noch einen Vietnamesenmarkt, auf dem jeder sein Verhandlungsgeschick beweisen konnte.
Auf der Rückfahrt machte die Gruppe in Bodenmais am Fuße des Großen Arber noch Station. Einige nutzten den Aufenthalt zu einer Stadtrundfahrt mit dem Bähnle oder zu einer Fahrt mit Sessellift auf den Silberberg, um die schöne Aussicht auf den Bayerischen Wald zu genießen. Im Bus gab es noch herzliche Dankesworte an den Vorsitzenden Gotthilf Fischer und an den Trompeter Ludwig Höfer, der die reisebegeisterten Waldbauern jeden Morgen mit einem Choral geweckt hat.

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