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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Benefizkonzert für Fraser mit sieben Bands und 35 Musikerinnen und Musikern am Sonntag, 7. Juni, im Stadtgarten

Als Fraser Cameron im Alter von 45 Jahren vom Krebs besiegt wurde, war die Betroffenheit im Gmünder Raum und darüber hinaus groß. Jetzt wird er verabschiedet, und daraus entsteht ein Konzert, wie es noch keines gab in Gmünd. Von Birgit Trinkle

Freitag, 29. Mai 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
4 Minuten Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND. Das Konzert heißt „Rain Before Seven“, wie Frasers letzte CD, auch, weil’s so gut zu dem Tag passt, an dem er starb. 35 Musikerinnen und Musiker singen, spielen E– und Akustikgitarre, Geige und Keyboard. Sie sind am Bass, an Klavier und an den Drums zu hören; viele von ihnen sind seit Jahren und Jahrzehnten so erfolgreich, dass es fast unmöglich ist, sie kurzfristig zu engagieren. Doch am Wahlsonntag, 7. Juni, ab 19 Uhr im Stadtgarten sind sie alle dabei. Rainer Koczwara musste gar nicht lange fragen, keiner ließ sich bitten, im Gegenteil: Noch immer melden sich Musikerinnen und Musiker und fragen, ob sie irgend etwas tun können für diesen Abend, für den toten Freund: „Ich muss sie wegschicken, so leid mir’s tut. Wir sind jetzt schon bei vier Stunden Konzert; meiner 30-​jährigen Bühnenerfahrung nach dauert das mindestens fünf Stunden. Mehr geht einfach nicht“.
Dieses Benefizkonzert findet zugunsten des zweijährigen Sohnes von Fraser und Witwe Ellen statt, dem dereinst eine Ausbildung finanziert werden soll. Für diesen guten Zweck spielen die Fraser-​Band in der Besetzung der Jahre 2005 und 2008, R.O.C.K., Tightrope – die eigens für dieses Konzert ihre CD-​Präsentation verlegt haben – die Jason Falloon Band, Opportunity natürlich und außerdem xPplode, „weil Fraser die so sehr geschätzt hat“. Mick Baumeister macht mit, Lillo Scrimali, Keyboarder der „Fantastischen Vier“, Bluesmusiker Eddy Wilkinson, Klaus Marquardt, Carina Deutscher, eben jede Menge bekannte Namen: Auch ohne das höchst emotionale Moment wäre dieses Konzert ein ganz besonderes. Wie es aber nun mal ist, wie es ist, kneifen auch die richtig toughen Jungs die Augen zusammen, wenn sie von diesem Abend sprechen, schlucken schwer und wenden sich dann schnell ab. Noch im März stand Fraser mit Freunden wie Rainer Koczwara vor dem „Spielplatz“ und plante sein ganz großes Konzert. Alle sollten dabei sein, sagte der schottische Liedpoet, Rockmusiker, Songschreiber, Dichter und Designer, dem damals schon das Ende ins Gesicht geschrieben stand: Mit all seinen Freunden wollte er all seine Lieder singen. Dass es dann so schnell gehen würde, ahnte niemand: „Und nun gibt es sein Konzert tatsächlich, auch wenn er nur noch in unseren Köpfen dabei ist“.
Wie alles begann:
Gaz erinnert sich
Freund Gaz, erinnert sich an die erste Begegnung mit Fraser, diesem „auf den ersten Blick so unscheinbaren Schotten mit einem Hauch von 70er-​Jahre-​Hippielook“. Fraser packte eine akustische Gitarre aus, warf einen nachdenklichen Blick auf einen leicht zerknitterten Zettel, den er in den Tiefen seines Koffers fand und fragte Marie, ob sie „Dreams“ von Fleetwood Mac kenne. „I show you how I do it.“ Und dann, erinnert sich Gaz, „begann er zu singen und zauberte mit seiner Gitarre eine ganze Band in den Raum“. Gaz holte seinen Bass, und nachdem die drei ganz ohne Absprache „mal eben so den Refrain dreistimmig hingelegt hatten“, konnten sie’s nicht glauben. Und nicht aufhören zu grinsen und sich zu freuen. 20 Songs hatten sie am Ende des Abends auf der Liste, „nicht geprobt, einfach gespielt“. Gaz: „Fraser hatte ein unglaubliches Talent, durch einen Song zu führen. Mit kleinen Gesten und unauffälligen Blicken teilte er mit, wo’s lang geht“. So spielten also „Fraser, Marie, Gaz“ ihren ersten „Gig“ vor einer Handvoll Leuten in einer Kellerkneipe in Schwäbisch Gmünd; drei Jahre später gaben sie ihr Abschiedskonzert vor 700 begeisterten – und traurigen – Zuhörern.
Fraser wollte weiter. Weg von den Coversongs, seine eigene Musik umsetzen. Und er hatte Recht, sagt Gaz: „Nicht nur seine Stimme und sein Gitarrenspiel waren unverwechselbar, auch als Songwriter hatte er unglaubliches Potenzial. Er wusste kleine und große Geschichten ohne Pathos zu erzählen“, mit einer Stilsicherheit, die mittlerweile im Musik-„Geschäft“ allzu oft schmerzlich vermisst werde. „Gegenüber Versuchen, ihn zu verbiegen, entwickelte er eine Kompromisslosigkeit, die manche, die mit ihm arbeiteten oder arbeiten wollten, an den Rand der Verzweiflung bringen konnte“.
Im Jahr 2000 erschien sein erstes Album, das er „Hardly see a thing“ nannte, nicht wissend, dass sich in seinem linken Auge ein Tumor bildete. Kommerziell erfolgreich waren seine Songs nicht. Thomas „Gaz“ Brodbeck: „So talentiert Fraser in vielen Bereichen war, so unbegabt – oder unwillig? – war er bei seiner eigenen Vermarktung“. Der Freund, bekannt unter anderem als Sänger und Gitarrist von „Dr. Mablues and the detail horns“, erzählt auch von der 2004 überstandenen OP, von neuen Projekten. Und davon, dass der Krebs zurück kam. Am Abend des 14. April 2009 – kurz vor sieben Uhr – fing es an zu regnen. Kurz darauf war Fraser tot. Gaz in seinem Abschiedsgruß: „cu, bro’! we’ll meet again and we’ll walk in fields of gold!“
Einer, der auf gar keinen Fall fehlen darf, ist Paul Harriman, der seit 40 Jahren mit dem Bass auf der Bühne steht. Mitte der 90er sind sich Harriman und der Wahl-​Gmünder Fraser Cameron zum ersten Mal begegnet, und daraus ist eine Freundschaft gewachsen, aber auch eine Partnerschaft, die beiden Musikern gut tat. Gemeinsam mit Gitarrist Oliver Utzt als Co-​Produzent fingen sie an, Frasers Lieder aufzunehmen. Daraus ist damals „Hardly see a thing“ entstanden. Als es dann daran ging, eine Live-​Band zu bilden, war Schlagzeuger Dirk Öchsle der richtige Mann. Oliver Utzt wurde später von Jens Abele an der Gitarre ersetzt, und auch diese Besetzung ermöglichte Klasse-​Auftritte, unter anderem als Vorgruppe von Bob Dylan und Van Morrison vor tausenden Fans. Bei „Rain Before Seven“ – „a tribute to Fraser Malcolm Cameron“ – wird Paul Harriman mit Oliver, Dirk und Jens einige Fraser-​Songs auf eigene Weise interpretieren. Auch Klaus Marquardt ist dabei; er trat oft mit Fraser im Duo auf, außerdem mit ihm gemeinsam als Gastmusiker in der Band Paul Harrimans Northern Tilt. Marquardt ist ein Meister an der Geige und spielte bei Jon Lord, Miller Anderson, den Fantastischen Vier, Silje Nergaard sowie als Studiomusiker z.B. für Ray Wilson, Sasha, Joy Denalane und den Söhnen Mannheims. So viele Namen, so viel gute Musik.

Karten gibt es beim i-​Punkt im Spital (0 71 71/​6 03 42 50) und im Café Spielplatz sowie an der Abendkasse. Die Karten sind von Arne Beck entworfene so genannte Hardtickets und daher nicht über Computersysteme erhältlich. Karten auch per E-​Mail unter michaela@​koczwara.​de

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