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TVW verliert beim Turnen vom Feinsten

eine große Überraschung der Wetzgauer Bundesliga-​Turner über die Turnprofis des KTV Straubenhardt geglaubt. Letztendlich war es die, wie vorausgesehene, klare Sache für die Bundesligaturner aus dem Schwarzwald. Straubenhardt führt nach dem souverän 67:16-Sieg in Gmünd nun auch die Tabelle mit weißer Weste an. Olympiateilnehmer Helge Liebrich fuhr für den TVW mit elf die meisten Punkte ein. Von Giovanni Deriu

Montag, 04. Mai 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 23 Sekunden Lesedauer

Die Wetzgauer haben sich wacker geschlagen. Mehr war nicht drin, wäre auch nicht drin gewesen, wenn alle Mann an Bord gewesen wären. Gut eingestellt, gehen Paul Schneiders Top-​Turner dennoch am Stock. Die letzte professionelle Konsequenz fehle eben, wie der Trainer realistisch festhielt. Zu vieles hänge eben derzeit doch auf wenigen Schultern – im wahrsten Sinne des Wortes. Tobias Wolf, ein Leistungsträger, vermissen die Teamkameraden eben doch, weil er nicht so kann, wie er und alle gern möchten. Die Schulterschmerzen plagen ihn noch. Er machte zwar mit, aber auf Sparflamme. Axel Steeb mit den selben Leiden – auch er ist nicht zu 100 Prozent fit. Nicht nur er musste am Pauschenpferd absteigen. In Normalform wäre das wohl nicht passiert. Aber, halten wir fest, gegen Straubenhardt darf man verlieren, und Wetzgau tat dies auf starkem Niveau.
Des Trainers Sohn, Philipp Schneider, hatte das Motto bereits vor dem Wettkampf locker preisgegeben: „Auch wenn wir keine Chance haben, soll dieser Wettkampf ein Highlight für die Zuschauer werden“, sagte er ganz unverkrampft, und hielt das Versprechen ein. Auch Philipp Schneider schöpft sein Leistungspotential noch nicht ganz aus – er pausierte wegen seines Studiums fast ein Jahr lang. Und er studiert weiter. Da kommt das Training schon mal zu kurz. Straubenhardt turnt, obwohl in der 1. Bundesliga wie Wetzgau, so gesehen doch in einer anderen Liga – in anderen „Sphären“. Die knapp 500 Zuschauer sahen dann auch, auf welchem Niveau die Straubenhardter Nationalturner (aus Deutschland, Russland und Rumänien) davonzogen. Mit 0:10 bereits nach dem Boden. Nationalturner Marcel Nguyen, eine Art Popstar unter den Turnern, mit moderner und gegelter Frisur, dennoch demütig und ästhetisch in seinen Turnelementen, glänzte wie Vladimir Klimenko mit vier Score-​Points. „Total verdient“, wie Paul Schneider anerkennend zugab. Philipp Schneider gab zwar einen selbstbewussten Boden-​Auftritt – ein kleiner Ausfallschritt, er rutschte weg, fing sich aber gekonnt, und stand – aber so was gibt eben Abzüge.
Danach die Galashow der Wetzgauer Turner Daniel Popescu und Helge Liebrich am Pferd. Beide erturnten sechs Score-​Points. Das war dann schon höhere Turnkunst, weil Ästhetik, Kraft und dennoch ein „Touch“ Leichtigkeit rüberkam. Was viel Kraft und „Körper-​Mittelpunkt-​Beherrschung“ verlange, wie Ex-​Turner Günther Wildner erklärte, kam schnell, präzise und fast ohne Pferd-​Berührungen an. Riesenapplaus des Publikums. Gerade seine Mittlere Reife an der Schule bestanden, musste der junge Simon Kuntner ans Pferd, von dem er dann aber runterrutschte. Das kommt in jeder (noch jungen) Turnerkarriere vor. Vielleicht eine Art „Feuertaufe für ihn“, so der Trainer, später. Immerhin hatte Kuntner die Nerven, unter Klatschen der Zuschauer, nochmals aufzusteigen – um eine abgespecktere Variante zu zeigen. Eine andere Art der Reifeprüfung. Er wird seinen Weg machen.
Beim Sprung spielte einmal mehr Helge Liebrich sein Können aus, genauso Popescu, dennoch unterlag der TVW mit 7:8. Klimenko und Dragulsecu waren nur einen Tick besser. Für Straubenhardt gelang dem russischen Mehrkampfs-​Dritten bei der Europameisterschaft in Mailand, ein gelungener Einstand. Yury Ryazanov punktete mit fünf Score-​Punkten an den Ringen, am Barren sowie am Reck. Liebrich kam am Reck auf zwei, Razvan Selariu auf einen. Ausfälle können Teams wie Straubenhardt besser wegstecken, weil sie viele Meister ihres Fachs haben.

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