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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Ansturm aufs Franziskus-​Gymnasium

In dieser Woche erhalten die Eltern von Viertklässlern die Bescheide, ob ihre Sprösslinge in die gewünschten Gymnasien aufgenommen werden. Bei den städtischen Gymnasien ist dies der Fall. Das private Franziskus-​Gymnasium hingegen musste viele Schüler abweisen. Von Reinhard Wagenblast

Mittwoch, 06. Mai 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND. Das katholische Franziskus-​Gymnasium ging zu Beginn des Schuljahres 2008/​09 mit zwei Klassen in Betrieb, schon damals kamen nicht alle Interessenten zum Zuge. Ähnlich sieht es für das Schuljahr 2009/​10 aus: Rektor Harald Ocker bekam 103 Anmeldungen für die zwei zu bildenden Klassen auf den Tisch: „Mit diesem Zuspruch hatten wir nicht gerechnet.“ Aufgenommen wurden letztlich 61 Schülerinnen und Schüler, womit die zwei nach Geschlechtern getrennten Klassen durchaus gefüllt sind. „Über 40 Abweisungen, das ist schon frustrierend“, sagt Harald Ocker. Doch im Canisius-​Haus könnten nicht mehr Schüler untergebracht werden. Ob es in Mutlangen, wo das Gymnasium 2011/​12 in Betrieb gehen soll, anders wird, steht in den Sternen. Jedenfalls sind im ersten Bauabschnitt (Baubeginn: Frühjahr 2010) auch nur Räume für zwei Gymnasialzüge geplant. Hinzu kommt, dass die Gemeinde, die den Schulbau bezahlt, ein vertragliches Vorrecht genießt. Mutlangen wünscht ein Gymnasium für Mutlangen. Wenn dortige Eltern mit dem Konzept der Franziskus-​Schule einverstanden sind, haben ihre Kinder einen Anspruch auf einen Platz. So nimmt es nicht wunder, dass 29 der 61 künftigen Fünftklässler aus Mutlangen selbst stammen. Ansonsten ist das Einzugsgebiet der Schule der gesamte Gmünder Raum.
An den drei städtischen Gymnasien in Schwäbisch Gmünd weichen die Anmeldezahlen nur wenig vom Vorjahr ab: Spitzenreiter ist mit 128 das Baldung-​Gymnasium (Vorjahr: 133); gefolgt vom Parler-​Gymnasium mit 84 Anmeldungen (Vj: 73) und dem Scheffold-​Gymnasium mit 64 Anmeldungen (Vj: 73). Die Schule im Strümpfelbach-​Schulzentrum ist mit 858 nach wie vor das zahlenmäßig größte der städtischen Gymnasien, das HBG hat 853, das PG 729 Schüler. Am HBG werden zum Schuljahr 2009/​10 vier Eingangsklassen gebildet; an den beiden anderen Gymnasien jeweils drei-​, das Scheffold-​Gymnasium wird am Ende noch einige Nachrücker und die Zuzügler aufnehmen, so dass dort mehr als die bislang angemeldeten 64 Schüler zu erwarten sind.
Manfred Reichert, der geschäftsführende Schulleiter der drei Gymnasien und HBG-​Rektor, vermutet demographische Ursachen für den Rückgang am Scheffold-​Gymnasium: „Es gibt kein Überlaufen von Bettringer Schülern zu anderen Schulen. Das Scheffold-​Gymnasium hat in südlicher Richtung keinen großen Umkreis, im Norden gibt es mehr Wohnbevölkerung. Ich vermute, das Einzugsgebiet gibt derzeit, wie schon in den 80er Jahren, nicht mehr her.“ Die Schulen selbst seien gleichwertig, betont Manfred Reichert, „sie haben fast das gleiche Angebot, auch die Lehrerversorgung ist ähnlich.“
Privatschulen will Reichert nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung des Angebots verstanden wissen: „Eine kirchliche Schule kann die religiös-​ethische Komponente stärker betonen, auch den geschlechtsspezifischen Unterricht.“ Dies gebe solchen Schulen Profil, „und wenn private Gymnasien sich etablieren, dann brauchen auch die städtischen Gymnasien Angebote — Mensa und Ganztagesbetreuung etwa, sonst wird man abgehängt. Es werden künftig auch mehr Eltern auf Betreuungsangebote angewiesen sein.“ Manfred Reichert setzt auf die Mittel aus dem Konjunkturprogramm des Bundes und die ÖPP-​Pläne der Stadt, von denen die städtischen Gymnasien in den nächsten Jahren profitieren sollen
Das Rosenstein-​Gymnasium in Heubach, dessen Einzugsgebiet im wesentlichen die gleichnamige Verwaltungsgemeinschaft ist, verzeichnet heuer 87 Anmeldungen, ein paar weniger als im Vorjahr, doch Rektor Hans-​Joachim Jauernig schätzt, dass noch einige Fünftklässler hinzukommen. Auch die Schülerzahl bleibt in Heubach mit 800 konstant, die Gymnasiasten verteilen sich auf 32 Klassen.
„Gut voll“, so Rektor Jörg Traub, ist das Lorcher Gymnasium Friedrich II mit derzeit 694 Schülern, nächstes Jahr wird die 700er-​Schwelle überschritten. Drei Eingangsklassen sind genehmigt, auf diese werden die 89 Schüler verteilt (Vorjahr: 92), „ich freue mich, dass ich alle zulassen kann und niemand abweisen muss.“ Die „Neuen“ kommen überwiegend aus der Klosterstadt selbst, 19 stammen aus Plüderhausen, 13 aus Alfdorf und Pfahlbronn, acht aus Wäschenbeuren und damit aus den Nachbarkreisen Rems-​Murr und Göppingen. 2011 werden zwei Jahrgänge auf einmal das Gymnasium Friedrich II verlassen (117 Schüler), „dann gibt’s wieder Luft“. Das erst vor sechs Jahren fertiggestellte Lorcher Gymnasium belegt auf dem Schäfersfeld nicht nur sein eigenes Haus. Fünf Klassen sind im Realschul-​Gebäude untergebracht, vier in der Hauptschule.
Anders sieht es an den beruflichen Gymnasien in Schwäbisch Gmünd aus. Dort ist die elfte Klasse die Eingangsklasse, Klientel sind weit überwiegend Realschüler, die die Hochschulreife anstreben. Die Anmeldezahlen lagen dort erheblich über den Zusagen, sagt Gisela Stephan, die Koordinierende Schulleiterin des Beruflichen Schulzentrums Schwäbisch Gmünd. An der Agnes-​von-​Hohenstaufen-​Schule meldeten sich 118 Interessenten an, am Technischen Gymnasium 168 und am Wirtschaftsgymnasium 244. Aufgenommen werden können deutlich weniger: An der AvH-​Schule 93 (drei Klassen); am TG 85 (drei Klassen) und am WG 127 (fünf Klassen). Die Zusagen wurden zum jetzigen Zeitpunkt vorläufig gegeben, endgültig sind sie erst mit dem Abschlusszeugnis im Juli. Das Problem der beruflichen Gymnasien: „Wir können nicht mehr Klassen aufmachen, weil im beruflichen Bereich die Lehrer fehlen“, so Gisela Stephan.
Das LGH im Gmünder Unipark beginnt mit Siebtklässlern, die von anderen Gymnasien kommen, ist also für die Statistik nicht von Belang. Die Schülerzahl an den öffentlichen Gymnasien im Regierungsbezirk Stuttgart sinkt weiterhin leicht: von 15 584 im Schuljahr 2007/​08 auf 15 313 in diesem Jahr, ab September (SJ 2009/​10) auf 15 140.

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