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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

„Wir sollten gemeinsam blau machen“

Mit Witz, Geist und ganz viel Inhalt überzeugte gestern Abend Tübingens „grüner“ Oberbürgermeister Boris Palmer.

Donnerstag, 07. Mai 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 44 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Klimaschutz und Kommunalpolitik passt zusammen, „wie die Faust aufs Auge“, so Alex Schenk, Kreisvorsitzender der Grünen, bei seiner Begrüßung Palmers. Der Gast, mit seinem blauen 80er Jahre-​Anzug, kokettierend, konterte mit einem „blauen Auge“ und war mitten drin in seinem Buch „Eine Stadt macht blau“. Und in seinem Thema. Nicht zuletzt Dank Boris Palmer ist Blau nämlich die Farbe des Klimaschutzes geworden – diese Farbe, die für den blauen Engel steht und für gut isolierte Gebäudeteile in der Thermografieaufnahme. Dem Mann ist vieles gelungen, seit er 2006 mit 34 Jahren zum OB gewählt wurde, und er hat noch einiges vor. Jede Stadt in Deutschland könne bis 2020 die Hälfte ihrer Treibhausemissionen einsparen, versicherte er und erklärte dann, was alles möglich ist, insbesondere wenn den Menschen aufgezeigt wird, wie sie nicht nur Kohlendioxid, sondern auch Geld einsparen können. So ein bisschen Pragmatismus tut allen Inhalten gut. Beispiel: Die moderne Hocheffizienzpumpe. Bei den Heizungspumpen gab’s einen Technologiesprung, der auf einen Schlag, 70 Prozent des Stromverbrauchs eingespart hat. Die neuen Geräte, die Stadtrat Elmar Hägele den Stadtwerken bereits eindringlich ans Herz gelegt hat, haben sich bereits nach vier Jahren bezahlt gemacht. Die Stadt Tübingen baut den Bürgern die neuen Geräte ein und sorgt dafür, dass alle profitieren, nicht zuletzt die Handwerker der Region und die Stadtwerke, die sich so zumindest für vier Jahre die Treue ihrer Kunden sichern. Palmer hat’s begriffen: Wer nicht nur das Klima ruiniert, sondern auch den eigenen Geldbeutel plündert, ist viel eher bereit, neue Wege zu gehen. In Tübingen konnte so zum Beispiel beim „Heizen mit Abwasser“ sehr viel erreicht werden. Bedingung für Erfolg ist freilich auch, so Palmer überzeugt, das sich die Geschäftsführung der Stadtwerke der Stadt verpflichtet fühlt und nicht der EnBW. Viele Themen konnten gestern nur angerissen werden. Etwa Boris Palmer als „Don Quichote im Kampf für Windmühlen“. Oder die erfolgreiche und mit vielerlei Fördermitteln („Finanzkrise als Chance“) finanzierte Kampagne zur Gebäudesanierung. In Tübingen, wo noch 2006 ein öffentliches Gebäude unglaubliche 155 Kilowattstunden pro Quadratmeter verbrauchte, sind bereits jetzt nicht wenige Schulen und Hallen tiefblau geworden. Der charismatische Kommunalpolitiker ließ seine Zuhörer gestern mehrfach laut lachen – nicht zuletzt bei den Kühlschrank-​Geschichten –, aber auch nachdenklich werden. Etwa wenn er aufzeigte, dass Menschen zu allen Zeiten an die nachfolgenden Generationen dachten, allein, wenn sie Wälder pflanzten, von denen sie selbst nicht mehr profitieren konnten: „Warum sollten gerade wir diejenigen sein, die den Planeten geplündert und zerstört hinterlassen?“

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