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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Rote Zahlen 2009 nicht zu vermeiden

2008 hat Gmünds größter Arbeitgeber, ZF-​Lenksysteme, noch einigermaßen ordentliche Zahlen geschrieben. Für 2009 ist jedoch jetzt schon ein Verlust absehbar. Von Manfred Laduch

Donnerstag, 07. Mai 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 37 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND. „Deutliche Bremsspuren“, so Michael Hankel, weist die Bilanz der ZF-​Lenksysteme für 2008 auf. Gemeinsam mit dem neuen Finanzvorstand Dr. Henning Wagner stellte der Vorsitzende der ZFLS-​Geschäftsführung gestern in Stuttgart die Zahlen vor — und gab anschließend einen ziemlich düsteren Ausblick auf das laufende Jahr.
Das Schwäbisch Gmünder Unternehmen, 50:50-Tochter der ZF AG und der Robert Bosch GmbH, hatte sich auf großes Wachstum eingestellt. Das verdeutlichen die um 35 Prozent auf 164 Millionen Euro gestiegenen Investitionen. Doch dann kam ab November der große Einbruch. Am Ende lag der Umsatz 2008 mit 2,594 Milliarden Euro um ein Prozent unter dem Wert des Vorjahres. Der Gewinn nach Steuern sank sogar um 66 Prozent auf 24 Millionen Euro.
Die Zahl der Beschäftigten stieg 2008 um acht Prozent auf 10 610 mit etwa gleich starker Zunahme im In– und Ausland. Inzwischen ist sie schon wieder auf 10 136 gesunken. Befristete Verträge wurden nicht verlängert, Leiharbeiter freigestellt, altersbedingt ausscheidende Mitarbeiter nicht ersetzt. Im Ausland wurden Stellen abgebaut, in Kanada gar ein Werk ganz geschlossen.
„Grundsätzlich“, so der ZFLS-​Chef, „wollen wir, wo immer es geht, unsere Kernbelegschaft halten.“ Dies sei aber vor allem im Ausland schwierig, da hier vergleichbare Flexibilisierungsmaßnahmen meist nicht zur Verfügung stünden. In Deutschland wurden alle Register gezogen: Arbeitszeit– und Urlaubskonten abgebaut, über die Hälfte der Belegschaft ist von Kurzarbeit betroffen.
Dennoch, so Michael Hankel weiter, sei ein Verlust 2009 aus heutiger Sicht unvermeidbar. Im ersten Quartal brach der Umsatz verglichen mit 2008 um 35 Prozent ein. Besonders heftig traf es den Bereich der Nutzfahrzeug-​Lenkungen, wo die Bestellungen um die Hälfte zurückgingen. Gegenwärtig besteht die Hoffnung, die rückläufigen Umsatzzahlen bis zum Jahresende auf 20 Prozent beschränken zu können. Das wäre das Niveau des Jahres 2004.
In jedem Fall, betont der ZFLS-​Chef, müsse man nach weiteren Möglichkeiten suchen, Kosten zu senken. Den Führungskräften habe man schon klar gemacht, dass es 2009 keine Tariferhöhung geben werde. Mit dem Betriebsrat verhandle man gegenwärtig, ob die zum 1. Mai vorgesehene Steigerung der Löhne und Gehälter angebracht ist. Damit eine über den gegenwärtigen Stand hinaus reichende Beschäftigungssicherung zu verbinden, wie dies die Arbeitnehmervertretung möchte, hält Hankel für „zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht seriös.“
Zentrale Zielsetzung aller Maßnahmen sei die Verringerung der Verluste sowie die Sicherung der Liquidität. ZF Lenksysteme sei mit einer soliden Finanzposition in die Krise eingetreten. Die Eigenkapital-​Quote stieg 2008 um fünf auf 39 Prozent. Da aber derzeit niemand wisse, wie lange die Krise andauern werde, sei höchste Disziplin bei Ausgaben und Kapitalbindung das Gebot der Stunde. Hankel wörtlich: „Wir wollen weder von Banken abhängig sein, noch unseren Müttern in dieser schwierigen Zeit auf der Tasche liegen, da diese sich im gleich schwierigen Markt bewegen, wie wir.“
Eine kritische Anmerkung machte der Vorsitzende der Geschäftsführung in Richtung einiger Kunden: Bis Mitte 2008 sei man von vielen zu weiteren Kapazitätserhöhungen und gleichzeitig Preissenkungen gedrängt worden. Aus Sicht des Unternehmens sei es dringend notwendig, mit den Automobilherstellern in einen konstruktiven Dialog über die Lastenverteilung der Krise einzutreten, um zum Beispiel diese Preissenkungen zeitlich begrenzt auszusetzen. Das würde die gemeinsame Zukunft sichern. Leider sei die Bereitschaft dazu nicht bei allen Kunden erkennbar.
Einzelheiten zur Bilanz 2008 stellte der seit 1. April amtierende Finanz– und Einkaufsvorstand der ZFLS, Dr. Henning Wagner, vor. Danach war der Umsatz in Deutschland um ein Prozent gestiegen, während er im restlichen Europa um 15 Prozent sank. Gegen den Trend wurde in Nordamerika (vor allem mit der Elektrolenkung) ein Wachstum von zehn Prozent erzielt. Gar zwölf Prozent waren es in Südamerika, 22 Prozent in Asien. Von der Insolvenz bei General Motors sei die ZFLS nur leicht betroffen – man habe Außenstände rechtzeitig eingetrieben.

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