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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Pfarrer Hermann Friedl verabschiedete sich gestern von seinen Gmünder Freunden

In einem wunderschönen Gottesdienst verabschiedete sich am gestrigen Sonntagmorgen der Pfarrer von St. Franziskus und Peter und Paul auf dem Hardt, Hermann Friedl, von den vielen Menschen, die ihm im Laufe der acht Jahre seines Hierseins immer mehr mit Zuneigung und Achtung auch wegen seines unkomplizierten Zugehens auf die anderen Konfessionen begegneten. Von Dietrich Kossien

Montag, 15. Juni 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND. So hat sich der Pfarrer und frühere Dekan in Schwäbisch Gmünd viele Freunde geschaffen, die ihn so schnell nicht aus ihren Herzen lassen werden. Das wurde auch in vielen Abschiedsworten an ihn nach dem Gottesdienst in St. Franziskus deutlich. Die Michaelschorknaben unterstrichen das mit ihren Darbietungen auf musikalische Weise. Und ein sichtbares Zeichen für die Verbundenheit mit Pfarrer Hermann Friedl war gewiss die bis zum letzten Platz übervoll gefüllte Kirche. Zwei Gleichnisse Jesu benutzte Pfarrer Friedl, um anhand der Texte über seinen Abschied zu reflektieren.
In den Fürbitten, die die einzelnen Gemeindegruppen für den „Wegbegleiter Pfarrer Friedl“ hielten, kam die überaus große Wertschätzung und Zuneigung für Pfarrer Friedl auf gute Weise zum Ausdruck. An die Zeit, als sich der Pfarrer vor acht Jahren in der Gemeinde bewarb, erinnerte Andreas Zengerle, bevor OB Wolfgang Leidig darauf hinwies, dass Pfarrer Friedl eine lebendige und spannende Gemeinde hinterlasse. Vieles habe er in der Stadt mitgetragen, so besonders das Festival der Kirchenmusik und den Dialog zwischen Christen und Moslems. Friedl sei ein Seelsorger, der den Menschen zugewandt sei. Sein vielfältiges zusammenwirken mit der Kommune werde in der Stadt in bleibender Erinnerung bleiben.
Für den evangelischen Kirchenbezirk bezeichnete Dekan Nau den scheidenden Pfarrer als einen mit offenen Herzen, der die gesellschaftlichen Belange ohne Scheu aufgenommen habe, und als einen Mann mit einem weiten Herzen in der Begegnung der Ökumene und mit Muslimen. Er habe drittens ein brennendes Herz, das Kraft und Energie freisetzte und Dynamik entfaltete. Da würde er ihn, wenn es ihm den möglich wäre, gerne zum „Ehrenaugustiner“ ernennen.
Das Wirken von Hermann Friedl als Präses der Kolpingsfamile würdigte dann deren Vorsitzender Thomas Eble. Friedl habe der Kolpingsfamilie gut getan und bleibende Spuren hinterlassen. Nach den Abschiedsworten einer Vertreterin der kroatischen Gemeinde sprach dann der stellvertretende katholische Dekan Robert Kloker von einem großen Einschnitt für die Seelsorgeeinheit.
In den letzten jahren habe es in der Seelsorge einen „Quantensprung“ gegeben, und Pfarrer Hermann Friedl habe viel zu geordneten Bahnen beigetragen. Vieles sei gewachsen und in Bewegung gekommen. Dabei sei er ein wichtiger Brückenbauer gewesen. Nachdem auch Harald Elser als Dirigent der Michaels-​chorknaben den Dank für die gemeinsame Zeit ausgesprochen hatte, hob der 2. Vorsitzende des Kirchengemeinderates Robin Schmid hervor, dass ohne Friedl in den zurückliegenden acht Jahren nicht so vieles bewegt worden wäre. Die neue Gemeinde von Pfarrer Friedl könne sich „glücklich schätzen, einen so tollen Pfarrer zu bekommen.
Den Dank gab Hermann Friedl zurück und stellte fest: „Was wäre der Pfarrer ohne die Gemeinde!“. Nach dem Gottesdienst waren alle eingeladen, im Innenhof des Franziskaners Abschied zu nehmen.
In seiner Abschiedspredigt ging Pfarrer Friedl auf zwei Gleichnisse vom Reiche Gottes ein, einmal von dem vom Wachsen der Saat und dann auf das vom Senfkorn. Mit diesen Erzählungen habe Jesus versucht, den Menschen das Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens nahezubringen. Das sah der Pfarrer so, wie wenn dieses Evangelium exakt auf den heutigen Tag zugeschnitten wäre: Erntezeit sei für ihn die Zeit, sich von lieb gewonnen Menschen, Christengemeinde, Andersgläubigen zu verabschieden, nachdem er vor acht Jahren den Samen ausgesät habe auf dem Acker von St. Franziskus mit St. Pius, St. Peter und Paul, auf dem bis vor drei Jahren noch existierenden Dekanat Schwäbisch Gmünd und in diese Stadt hinein.
Doch ob die Frucht schon reif sei, wisse er selber nicht recht zu sagen: „Jede und jeder mag das selbst einschätzen und beurteilen. Mir jedenfalls war es wichtig, einfach auszusäen: so den Samen des interkonfessionellen und interreligiösen Dialogs, um dem Frieden ein wenig näher zu kommen, dann den Samen internationaler Kirchlichkeit, wenn ich etwa an unsere muttersprachlichen Gemeinden der Polen, Kroaten und Italiener in unserer Stadt und darüber hinaus denke, und schließlich den Samen paulinischer Freiheit und Offenheit inmitten petrinischer Tradition und Gesetzlichkeit“, wo es auch das Alte und Vertraute brauche.
Ihm sei es in den vergangenen Jahren ein Herzensanliegen gewesen, den Samen auszusäen unter den Generationen, ob bei jungen Menschen, bei den Frauen mit ihren Männern als tragende Säulen der christlichen Gemeinde, bei der Kolpingsfamilie oder bei den Senioren und nicht zu vergessen die Kranken und auch in die Kommune. Das verglich er mit den Gleichnissen: „… der Samen keimt und wächst, und der Mann weiß nicht, wie.“ Gott sei es, der Wachstum und Gedeihen schenke. „Und wir sind sein Werkzeug dafür.“ Er habe nur seine Schuldigkeit getan, um den Auftrag Jesu zu erfüllen, in dem es „oft gerade die ganz kleinen Schritte sind, die weiterführen, oder mancher Mut, der Mauern zu überspringen vermag“.
Glaube, Hoffnung, Liebe; Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung — all das seien„große Zeichen des gegenwärtigen Reiches Gottes, Zeichen, für die es sich lohne, unsere Kraft und Zeit, unsere Charismen, Gaben und Talente einzusetzen in Kirche, Gesellschaft und Politik, in Wirtschaft und Industrie — im Vertrauen, dass all unser Mühen letztlich nicht umsonst ist“. In die Gemeinde setze er Vertrauen; „Ihr habt es die letzten Jahre bewiesen. Auch wenn ich jetzt wegziehe, so bleibt kein anderer als dieser Gott selbst bei Euch, sein Beistand aus der Höhe, Sein Heiliger Gottesgeist; Er führt Euch weiter, nicht allein, sondern zu zweit, zu dritt, als ganze Gemeinschaft“.

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