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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Götz Werner hält beim Wirtschaftsforum der Kreissparkasse ein Plädoyer für ein anderes Denken

Gegen das „krampfhafte Festhalten an alten Erfolgsrezepten“ redet Götz Werner, der Gründer der dm-​Drogeriemärkte, seit langem an. Er verfolgt einen anderen Ansatz und würde am liebsten die ganze Volkswirtschaft umstellen. Gestern sprach er darüber beim Wirtschaftsforum der Kreissparkasse.

Dienstag, 16. Juni 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 33 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (rw). Durch die Finanz– und Weltwirtschaftskrise fühlt sich Götz Werner nur bestärkt in seiner Meinung, dass ein Paradigmenwechsel nötig sei. Einen solchen vertritt er seit langem, in seinem vor zwei Jahren erschienenen Buch „Grundeinkommen für alle“ hat er seine Gedanken niedergelegt — und füllt seitdem die Säle. Im Hintergrund steht der Erfolg der von ihm 1973 gegründeten Drogerie-​Discountkette: Heute zählt dm mit über 30 000 Beschäftigten und einem Umsatz von 4,7 Mrd. Euro zu den Großen der Branche. Götz Werner ist auch in einem Gmünder Unternehmen kein Unbekannter: Er fungiert als Verwaltungsrat der Weleda AG. Im Stadtgarten folgten 700 Zuhörer des KSK-​Wirtschaftsforums seinem Vortrag, teils amüsiert, teils skeptisch, aber auf jeden Fall auch nachdenklich. KSK-​Vorstandsvorsitzender Johannes Werner hob in seiner Begrüßung auf einige Besonderheiten von Götz Werners Ansatz hin: beispielsweise ein außergewöhnliches Führungsverständnis, das auf dem Prinzip des Zutrauens basiert und auf die Kreativität der Mitarbeiter setzt.
„Erfolg heißt Erfolg, weil er Folgen hat“, und ein Erfolgsmodell sei der Bismarcksche Sozialstaat gewesen. Inzwischen stoße er an seine Grenzen, wie das Ideal der Vollbeschäftigung auch. Von der Krise des Bergbaus zur Krise der Auto-​Industrie zog er eine Linie, die Fehler der Subventionierung wiederholten sich: Man könne die Opelwerker angesichts der Überkapazitäten auch Opel-​Autos zusammenbauen und wieder auseinander nehmen lassen, „vielleicht würde das den Irrsinn dieser Denkungsart enthüllen.“
Götz Werner denkt von einer anderen Seite her: Einkommen brauche man, um arbeiten zu können. Die Gemeinschaft brauche man, „damit wir uns als Menschen entwickeln und ausdrücken können.“ Management-​Aufgabe schlechthin sei es, Bedingungen für Eigeninitiative zu schaffen. Der Mensch schließe sich zu Gemeinschaften zusammen, „damit wir über uns hinausstreben.“
Ein bedingungsloses Grundeinkommen könne „das Sollen zu einem Wollen verwandeln.“ Tätig werde der Mensch, wenn er eine Lebensgrundlage habe, das Grundeinkommen gebe dazu die Freiheit. Ohne Gegenrechnung kommt Werner nicht aus: Er plädiert für die Abschaffung von steuer– und abgabenfinanzierten Transferleistungen und auf eine gewaltige Erhöhung der Steuern auf Produkte. So schlimm sei dies nicht — schon jetzt steckten alle Steuern in den Preise. „Wir müssen umdenken.“

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