Atemschutzgeräte-​Ausbildung bei der Feuerwehr in Schwäbisch Gmünd spielt eine ganz zentrale Rolle

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Ein bemerkenswertes Feuerwehr-​Jubiläum wurde kürzlich im Gmünder Florian gefeiert: Der 50. Lehrgang für Atemschutzgeräteträger. Hierbei handelt es sich um eine durchaus lebenswichtige Ausbildung am Beginn der Karriere von jungen Feuerwehrleuten. Von Heino Schütte

Mittwoch, 17. Juni 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
123 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND. Einstmals mussten die Feuerwehrmänner aus Gmünd und Umgebung für eine realitätsnahe Atemschutzgeräteträger-​Ausbildung mehrere Tage nach Bruchsal in die Landesfeuerwehrschule reisen. Doch seit Einweihung der Erweiterung des Feuerwehrhauses (Florian) in Gmünd stehen auch vor Ort die vorgeschriebenen Räumlichkeiten und Ausstattungen zur Verfügung. Im Mittelpunkt steht hierbei die so genannte Atemschutzübungsstrecke, die sich im Untergeschoss befindet. „Folterkeller“ nennen die Feuerwehrleute respektvoll diese Einrichtung, die man sich als eine weitläufige Anlage aus Käfigen mit ziemlich fiesen Herausforderungen sowohl an die physische als auch psychische Leistungsfähigkeit der Feuerwehrleute vorstellen muss. Vor allem wird in diesem Labyrinth auch der Teamgeist und die Paniksicherheit geschult. Auch nach der Erstausbildung müssen alle Atemschutzgeräteträger einmal pro Jahr dort hinein, um Können und Kondition immer wieder neu unter Beweis zu stellen. Die Herausforderungen entsprechen dem, was auch im Einsatzfall auf die Helfer wartet. So Kriechgang in Dunkelheit durch unbekannte Räume mit Aufgaben, wie beispielsweise das Schließen eines Gasschiebers oder die Menschenrettung aus einem Tank oder Silo. Um bei der Belastung noch eins draufzusetzen, müssen die Übenden auch noch auf ein Laufband, auf eine Endlosleiter und sich im Hammer ziehen verausgaben. Das alles passiert natürlich unter strenger Aufsicht von speziell ausgebildeten und erfahrenen Feuerwehrkameraden. Das Prinzip: Es ist besser unter solchen Übungsbedingungen seine Schwächen zu erkennen als beispielsweise bei einem Brandeinsatz vor Erschöpfung umzukippen. Helfen kann schließlich nur derjenige, der nicht selbst Hilfe braucht. Die Grundlagen für den lebenswichtigen und oft auch lebensrettenden Einsatz unter so genannten schweren Atemschutzgeräten (Pressluft-​atemgeräte) erhalten die jungen Feuerwehrleute in mehrtägigen Schulungen. Bislang wurden bei der Gmünder Feuerwehr in nun 50 Lehrgängen 800 Atemschutzgeräteträger für Feuerwehren aus dem Altkreisgebiet ausgebildet. Dazu kommen auch Kameraden vom Technischen Hilfswerk, die für ihre Einsätze im Extremfall gleichfalls auf Atemschutzgeräte angewiesen sind. Der Jubiläumslehrgang setzte sich jetzt aus Mitgliedern der Feuerwehren Gmünd, Lorch und Böbingen zusammen. Als Kreisausbilder fungieren die erfahrenen Führungskräfte Jürgen Schabel, Erich Summ und Thomas Waibel. Höhepunkt und heißer Abschluss war, wie immer, die „Heißübung“ im Brandcontainer der Feuerwehr Aalen. Dort erleben die Absolventen die echten Bedingungen eines „Innenangriffs“, werden insbesondere auf die Gefahren und das richtige Verhalten aufmerksam gemacht, wenn es — was häufig passiert — zu einer schlagartigen Durchzündung kommt. Die droht, wenn man z.B. eine Türe zu einem Raum öffnet, in der sich ein Feuer langsam entwickelt hat und sich Hitze und Gase zu einem sehr gefährlichen Gemisch wurden, das sich bei Sauerstoffzufuhr explosionsartig entzünden kann. Bedingt durch moderne Bauweisen mit viel Kunststoff und kräftiger Wärmedämmung wartet ein solches Szenario heute praktisch bei jedem Wohnhausbrand auf die Helfer. Bei der Ausbildung wird größte Augenmerk auf die eigene Sicherheit gerichtet. Die Atemschutzgeräteträger sind mindestens in Zweierteams unterwegs. Funkverbindung nach draußen ist ebenso überlebenswichtig wie der stete Blick auf Uhr und Druckanzeige, um im Eifer des Gefechts ausreichend Reserve für den Rückzug zu haben.