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Das Umkleide-​, Sanitär– und Vereinsgebäude am Lorcher Goldwasen wird abgerissen

Die Fraktion der Freien Wähler im Lorcher Gemeinderat stellte sich zunächst kurz quer und wollte die Mittel für den Neubau der Duschen und des Sanitärtrakts am städtischen Sportplatz im Goldwasen nicht in der abgesprochenen Höhe gewähren. Nach einer kurzen Sitzungsunterbrechung ging der Antrag der Verwaltung bei einer Gegenstimme jedoch durch. Von Gerold Bauer

Freitag, 26. Juni 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

LORCH. Die lange Vorgeschichte der sanierungsbedürftigen Immobilie auf dem Lorcher Goldwasen-​Sportplatz streifte Bürgermeister Karl Bühler gestern in der Gemeinderatssitzung nur ganz kurz. Wichtiger war ihm die Feststellung, dass echter Handlungsbedarf bestehe. Denn die derzeitige Vorgehensweise — das Ausweichen des Vereins Sportfreunde Lorch auf den Platz auf dem „Echo“ (Schäfersfeld) sei nur als Notlösung zu betrachten und könne kein Dauerzustand sein. Bühler ließ auch anklingen, dass eine derart intensive Nutzung des Echo-​Sportplatzes den Rasen zu sehr strapaziere.

Der Rasen ist im Goldwasen hingegen nicht das Problem. Dort ist das Gebäude, in dem nicht nur das Vereinsheim der Sportfreunde, sondern auch die Umkleidekabinen und die Sanitäranlagen ihren Platz haben, so in die Jahre gekommen, dass es eine Benutzung kaum mehr zumutbar war. Unter anderem ist das Dach an mindestens drei Stellen undicht. Im Januar diesen Jahres ist dann auch noch die Heizungsanlage ausgefallen, und deutlicher Gasgeruch legte die sofortige Stilllegung aus Sicherheitsgründen nahe Ein ordentlicher Trainingsbetrieb war mithin nicht mehr möglich, so dass der Sportbetrieb im Goldwasen eingestellt und umgehend der Gemeinderat informiert wurde.

Wenige Wochen später wurde dem Gemeinderat vom Vereinsvorsitzenden Peter Mattussek und Architekt Jochen Herrmann das Ergebnis der umfassenden Gebäudeuntersuchung vorgestellt und mögliche Lösungsvarianten präsentiert. Demnach sei das bestehende Gebäude abzubrechen und durch einen Neubau mit vier Umkleidekabinen, zwei Duschräumen, Besucher-​WC sowie Geräte– und Schiedsrichterraum zu ersetzen. Dazu kämen noch Technik– und Vereinsräume. Als Gesamtkosten wurden rund 578 000 Euro kalkuliert, wovon knapp 400 000 Euro aus dem Stadtsäckel bezahlt werden sollten. Seitens des Vereins wurde dargelegt, dass dieses Projekt nur gemeinsam mit der Stadt Lorch zu realisieren wäre.

Seitens der Stadt, so rief der Bürgermeister gestern in Erinnerung, sei sehr schnell klar gewesen, dass angesichts der finanziellen Lage sowie weiterer kostenträchtiger Aufgaben nur eine deutlich abgespeckte Variante in Frage kommen könne. Die Umkleidekabinen sollten auf zwei Räume reduziert werden. Der Rest sei Sache des Vereins, so dass sich die städtische Beteiligung auf einen Zuschuss von 100 000 Euro beschränke.

Nun war wieder der Verein am Zug und entwickelte eine Sparversion, die allerdings angesichts der 14 Mannschaften des Vereins, darunter auch weibliche, die Notwendigkeit von drei Umkleideräumen als geboten ansah. Die Ausstattung sowie der Umfang der Vereinsräume wurden auf das Notwendigste beschränkt. Unterm Strich ergaben sich so Kosten von gut 400 000 Euro. Davon würden die Sportfreunde 180 000 Euro aufbringen (inklusive der Sportfördermittel), so dass für die Stadt ein Anteil von 176 000 Euro verbleiben würde.

Mit dieser „Minimal-​Variante“ (Stadtbaumeister Ehmann) ging dann auch die Stadtverwaltung konform und schlug dies dem Gemeinderat, der gestern im Dorfhaus in Waldhausen tagte, zur Beschlussfassung vor. Die Unterhaltung, Erneuerung und Bewirtschaftung des Sanitärgebäudes obliege auch weiterhin den Sportfreunden. Der Baukostenzuschuss sei im Haushalt 2009 außerplanmäßig sowie im Etat für 2010 zu finanzieren.

Mario Capezzuto betonte, es habe sich in dieser Sache gezeigt, was möglich ist, wenn man nicht übereinander, sondern miteinander redet. Diese einvernehmliche Lösung halte er auch als Vorsitzender des Lorcher Stadtverbands Sport für ein gute Sache. Darüber hinaus erachte er es für sinnvoll, im Goldwasen auch sanierungsbedürftige Betonpfosten zu richten und die „Zaunfrage“, auch im berechtigten Interesse der Reiter, anzupacken.

Gerhard Hackner signalisierte die Zustimmung seiner Fraktion, da es sich bei der vorgeschlagenen Variante um eine zukunftsorientierte Lösung handle. Helga Knödler hingegen hielt es namens der Freien Wählervereinigung zwar ebenfalls für geboten, ein neues Umkleide– und Sanitärgebäude zu erstellen, weigerte sich aber zunächst, mehr als 100 000 Euro städtischen Zuschuss mitzutragen. Diesbezüglich bekam sie „Schützenhilfe“ von ihrer Fraktionskollegin Jutta Proks, die darauf verwies, dass jeder vierte Euro, den die Stadt Lorch derzeit in die Hand nehme, bereits geliehenes Geld sei und man noch große soziale Aufgaben vor sich habe.

Mario Capezzuto entgegnete, dass die Jugendarbeit, die ein Sportverein leiste, eine sehr wertvolle soziale Leistung sei, die es zu unterstützen gelte. Ralf Gernot (CDU) erinnerte daran, dass es sich beim Goldwasen nicht um einen Vereinsplatz handle, sondern um städtisches Eigentum. Bürgermeister Karl Bühler ergänzte, dass viele andere Vereine ja auch für ihren Betrieb städtische Hallen zur Verfügung gestellt bekommen, so dass man nicht von besonderen Vorteilen für die Sportfreunde sprechen könne.

Um eine Kampfabstimmung zu vermeiden, unterbrach der Bürgermeister kurz die Sitzung und rief die Fraktionsspitzen zu einer Besprechung zusammen. Sein als Kompromiss unterbreiteter Vorschlag, den Zuschuss auf 150 00 Euro zu deckeln, fand keine Mehrheit. In der anschließenden Abstimmung lenkten die Freien Wähler ein und trugen (bei einer Gegenstimme) den städtischen Vorschlag mit.

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