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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Das Realschulseminar auf Spurensuche in Leipzig und Dresden und auch in Mödlareuth

Traditionsgemäß waren Realschulreferendare der Fächer Erdkunde und Gemeinschaftskunde zusammen mit Mentoren auf einer viertägigen Exkursion, die von den Seminarlehrern Ulrich Hieber, Thomas Lenz und Martin Stengelin geleitet wurde.

Mittwoch, 03. Juni 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 46 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (rss). Die zukünftigen Lehrerinnen und Lehrer konnten vor Ort Themenfelder des Fächerverbunds Erdkunde-​Wirtschaftskunde-​Gemeinschaftskunde (EWG) anschaulich erleben. Unterstützt wurde die Veranstaltung von der Arbeitsgemeinschaft Staat und Gesellschaft und ihrem Referenten Dr. Michael Rudloff sowie von der Bundeswehr mit dem Jugendoffizier Kapitänleutnant Florian Jordan. Am ersten Exkursionstag ging die Seminargruppe auf Spurensuche ins kleine Dorf Mödlareuth an der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Dort gewannen die Exkursionsteilnehmer 20 Jahre nach dem Ende der deutschen Teilung einen bedrückenden Einblick in das Grenzsicherungssystem des ehemaligen „Eisernen Vorhangs“. Ein kleiner Bach durch den Ort bildete vor 1945 zwischen Bayern und Thüringen die Grenze, die für die Menschen jedoch fast ohne Bedeutung war. Die Kinder in beiden Ortsteilen besuchten dieselbe Volksschule, gefeiert wurde gemeinsam im einzigen Gasthaus, die Felder und Wiesen lagen auf beiden Seiten des Baches. Das änderte sich mit der deutschen Teilung.
Entlang des Bachlaufs errichtete die DDR zunächst einen Bretterzaun, später ersetzt durch Stacheldraht, der den Übergang auf die andere Bachseite unmöglich machte. Ähnlich der Berliner Mauer teilte seit den Sechzigerjahren eine Mauer das Dorf, das auf seiner östlichen Seite im fünf Kilometer breiten bewachten Grenzstreifen gelegen, selbst vom Gebiet der damaligen DDR nur mit Sondergenehmigung zu betreten war, um Menschen von der Flucht in den Westen abzuhalten.
Die heute noch spürbaren Auswirkungen der deutschen Teilung konnten die Anwärter des Realschulseminars und die begleitenden Lehrerinnen und Lehrer auf der Studienfahrt nach Sachsen beobachten, die im weiteren Verlauf nach Leipzig und Dresden führte. Diese informierte anschaulich über strukturelle und politische Ursachen für die gegenwärtigen Probleme des „Aufbau Ost“. Konzepte zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung wurden aufgezeigt und die Bedeutung funktionierender demokratischer Strukturen für die Gestaltung der inneren Einheit Deutschlands herausgearbeitet. Dr. Michael Rudloff von der Arbeitsgemeinschaft Staat und Gesellschaft führte die Gruppe auf den Spuren der friedlichen Revolution von 1989 durch die Leipziger Innenstadt.
Im Braunkohletagebau Schlehenhain erlebten die angehenden Lehrerinnen und Lehrer die gewaltigen Dimensionen der Abbaufläche und der eingesetzten Riesenbagger. Schlehenhain ist heute das einzig verbliebene mitteldeutsche Revier für den Abbau von Braunkohle, deren Bedeutung für die Energieversorgung in Deutschland aber auch deren Problematik thematisiert wurde.
Die Folgen des Tagebaus für Mensch und Umwelt, zum Beispiel die Umsiedlung ganzer Dörfer oder die Renaturierung der stillgelegten Abbauflächen durch die Anlage einer Seenlandschaft wurden vor Ort erkundet. Dabei spielte auch der Aspekt der veränderten Durchführung dieser Maßnahmen unter den neuen politischen Bedingungen eine Rolle. Im Leipziger Rathaus wurden die Probleme einer Großstadt in den neuen Bundesländern verdeutlicht. Der Wegfall von 80 Prozent der Industriearbeitsplätze und der daraus folgenden Abwanderung von etwa 100 000 Menschen hat weit reichende soziale Folgen und Auswirkungen auf die Stadtentwicklung.
Zwei Lösungsansätze wurden vor Ort aufgesucht. Am neu ausgebauten Flughafen Leipzig, stellte Christoph Schilling, der Leiter der Flugabwicklung, vor, wie insbesondere mit der Neuansiedlung des zentralen europäischen Logistikzentrum der DHL neue Arbeitsplätze in der Region geschaffen worden sind. Mit der Führung durch das 2005 erbaute Montagewerk von BMW wurde ein zweiter Leuchtturm der Unternehmensansiedlungen im Raum Leipzig-​Halle erkundet. Dabei wurden auch die strukturpolitischen Kontroversen über die Wirtschaftsförderung in den neuen Bundesländern thematisiert. Der weitere Verlauf der Reise führte nach Dresden, wo der Gruppe Einblick in den Entstehungsprozess des völlig neu konzipierten Militärhistorischen Museums der Bundeswehr gewährt wurde. Der Leiter des Museums, Oberstleutnant Freiherr von Richthofen, stellte die topmoderne museumspädagogische Konzeption auf dem Hintergrund des von Daniel Libeskind ebenso futuristisch gestalteten Museumsumbaus des ehemaligen sächsischen Arsenalgebäudes vor.
Ihren Abschluss fand die Exkursion in einer Führung durch die Landeshauptstadt Dresden, in der die Historikerin Ilka Petermann unter anderem den Neuaufbau der Frauenkirche und die Rekonstruktion alter Bausubstanz um die Kirche vorgestellt hat. Am Beispiel der umstrittenen Waldschlösschenbrücke wurde anschaulich die Problematik der Verkehrsentwicklung aufgezeigt.
In der beeindruckenden Fülle und Vielseitigkeit der Eindrücke und Informationen fanden die Teilnehmer der Exkursion eine Grundlage für eine anschauliche und fundierte Vermittlung geografischer und politischer Themen im Unterricht.

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