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Nachrichten Kultur

Café Spielplatz schließt zum Ende des Jahres

SCHWÄBISCH GMÜND (ml). Die Nachricht, gestern per E-​Mail verbreitet, schlug in der Gmünder Kulturszene ein, wie eine Bombe: Das Café Spielplatz schließt zum Jahresende seine Pforten. „Wir kriegen das wirtschaftlich nicht mehr gebacken“, erklärte Geschäftsführerin Eva Staller im Gespräch mit der Rems-​Zeitung.

Samstag, 06. Juni 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 51 Sekunden Lesedauer

Hier sind die ganz großen Namen der Branche aufgetreten, machte Ottfried Fischer Kabarett, saß Konstantin Wecker am Klavier. Den Namen „Café Spielplatz“ hat der Frontmann von BAP, Wolfgang Niedecken, beigesteuert.
Heute soll das 45. Programmheft des „Spielplatz“ erscheinen. Im Vorwort gibt Mit-​Geschäftsführer Rainer Koczwara bekannt, dass es das letzte seiner Art sein soll. „Mit dem 31. Dezember 2009 schließen wir sowohl kulturell als auch gastronomisch unsere Pforten.“
Leider, so Koczwara weiter, habe das Café Spielplatz nie auf Subventionen hoffen können, wie sie in anderen Städten an Kulturschaffende verteilt würden. Auch habe die bisherige Stadtverwaltung die Ideen der Betreiber zur Eigenhilfe abgelehnt. „Unser kulturelles Engagement wird weitergehen und vielleicht tut sich ja auch in Gmünd mal wieder ein Türchen auf“, schreibt Rainer Koczwara, der auch die Konzertagentur IMK betreibt.
Etwas genauer geht Eva Staller auf die Gründe für die Entscheidung ein. „Ein Odeon in Göppingen oder eine Manufaktur in Esslingen werden in ihrem Kleinkunst-​Engagement von der jeweiligen Kommune pro Jahr mit 120 000 bis 170 000 Euro gefördert.“ In Gmünd habe es da nie auch nur den Hauch einer Chance gegeben. Das Rathaus habe sich als Eigentümer des Hauses aber über die regelmäßig überwiesene Pacht gefreut.
Die einzige Einnahmequelle sei daher der gastronomische Betrieb gewesen, was früher auch noch recht gut funktioniert habe. In den vergangenen Jahren habe sich aber leider die städtische Infrastruktur immer stärker vom Münsterplatz weg verschoben. Früher hätten die Leute in der Bocksgasse oder im Parlermarkt den Bedarf des täglichen Lebens eingekauft und seien anschließend auf einen Kaffee im „Spielplatz“ eingekehrt. Heute finde man diese Waren nur noch am Kalten Markt. „An unserem Ende der Stadt ist tote Hose“, beklagt Staller.
Schüler und Lehrer seien noch ein regelmäßiges Publikum, aber in den Ferien gebe es zu den Öffnungszeiten von 10 bis 1 Uhr Stunden, in denen gähnende Leere herrsche. Im Prinzip hätte man wegen der schönen Außenbewirtschaftung ja die Chance, bei gutem Wetter dieses Defizit ein bisschen zu drücken. Da seien aber Teile der Nachbarschaft, die dem „Spielplatz“ gern einmal um 23.15 Uhr die Polizei ins Haus geschickt hätten. Und Gäste, die man mehrfach heimschicke, kämen irgendwann nicht wieder.
Alles in allem sei es nicht mehr zu machen, in fast jedem Monat ein Defizit tragen zu müssen. Sollte die neue Stadtspitze der Ansicht sein, das „Spielplatz“ sei für die Gmünder Kulturszene notwendig, werde man sich einem Gespräch nicht verschließen, sagt Staller auf Nachfrage der Rems-​Zeitung.

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