Ausflug der örtlichen Leiter des regionalen Bildungszentrums der Gmünder Volkshochschule

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Der diesjährige Ausflug der örtlichen Leiter des regionalen Bildungszentrums der Gmünder Volkshochschule führte zum besinnlichen „Weiterweg“ bei Gschwend.

Freitag, 10. Juli 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
189 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (pm). Trotz stürmischen Regens haben sich 30 Leiterinnen und Leiter und acht hauptamtliche Mitarbeiter der Volkshochschule unter Führung von Matthias Rebel den Kunst– und Besinnungspfad „Weiterweg“ bei Gschwend erwandert. Der „Weiterweg“ wurde durch die Graf von Pückler und Limpurg‘sche Wohltätigkeitsstiftung im eigenen Wald realisiert.„Ohne den Einsatz der örtlichen Leiter könnten wir unsere Angebote gar nicht so vielfältig gestalten“, erläuterte Martin Jaquet, Fachbereichsleiter für Ernährung und das Regionale Bildungszentrum der Volkshochschule. Die örtlichen Leiter der Volkshochschule engagieren sich zum Teil schon seit über 20 Jahren in Heubach, Bartholomä, Spraitbach, Mutlangen, Lindach oder Gschwend für die Bildung. Abgesehen von einer kleinen jährlichen Aufwandsentschädigung handelt es sich um eine ehrenamtliche Tätigkeit. Gemeinsam mit Martin Jaquet entwickeln die örtlichen Leiter attraktive Kursangebote, koordinieren und organisieren die Durchführung der Kurse. Mit dem Ausflug zum Weiterweg könne er dieses Engagement würdigen, freut sich Jaquet.
„Schildern Sie einmal ihren ersten Eindruck! Wie haben die Wege auf Sie gewirkt?“ fragte Matthias Rebel, Geschäftsführer der Graf von Pückler und Limpurg’schen Wohltätigkeitsstiftung und Wegführer des „Weiterwegs“ in die Runde. Gerade hatte die Gruppe die Station des „Engen“ und des „Weiten Wegs“ durchschritten. Beide Wege werden von Wänden aus parallelen Holzstämmen flankiert. Beim Engen Weg laufen die Wände über den Köpfen wie ein Dach zusammen, während sie beim Weiten Weg den Blick zum Himmel öffnen.„Schutz und Freiheit“, assoziiert eine Teilnehmerin. Andere fühlten sich im „Engen Weg“ bedrückt: „Ich gehe diesen Weg heute das erste Mal mit Regenschirm, da muss man schon sehr jonglieren, um nicht an den Holzstämmen anzustoßen“, staunt Matthias Rebel. Dann erklärte er der Gruppe seine eigene Interpretation. „Der Enge Weg ist unten zwar viel breiter, aber er wird eng, wenn die täglichen Sorgen um Besitz, Auto, Haus und Versicherung alles dominieren. Sind diese Dinge mein Ein und Alles, können sie mich schnell eng machen. Beim „Weiten Weg“ mit den nach oben geöffneten Wänden spielt dagegen noch etwas anderes in mein Leben hinein, die Himmelsoffenheit oder göttliche Dimension. Der Weg ist zwar schmal, aber auf ihm geht es mir gut, weil mich die Dinge des Lebens nicht völlig gefangennehmen,“ so Rebel. Seit einem Jahr hat die Graf von Pückler und Limpurg‘sche Wohltätigkeitsstiftung unter Vorsitz von Matthias Rebel ihren neu geschaffenen „Weiterweg“ im Privatwald der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Hier gedeihen junge und bis zu 170 Jahre alte Bäume einträchtig nebeneinander. Auf dem Erlebnis– und Besinnungspfad kann sich der Besucher an zehn von Martin Burchard gestalteten Stationen inspirieren lassen. Jeder Station sind eine Texttafel mit Lebensweisheiten und eine mit christlichem Inhalt zugeordnet. Die evangelisch geprägte Graf von Pückler und Limpurgische Wohltätigkeitsstiftung möchte mit diesem kostenlosen Angebot möglichst viele Menschen ansprechen, sie zur Ruhe und zum Nachdenken über den Sinn des eigenen Lebens anregen. Der mehrdeutige Titel „Weiterweg“ ist Programm: So thematisieren die zehn Stationen neben Enge und Weite auch die Frage, wie es „weiter geht“, was uns Halt und Orientierung gibt oder wie wir zur Balance zwischen Anspannung und Ruhe finden können, um Burnout zu vermeiden — Themen, die im privaten und beruflichen Umfeld immer wieder eine Rolle spielen. Besonders beeindruckte der 16 Meter lange „Tisch des Friedens“. Anklänge an das christliche Abendmahl als Versöhnungsmodell sind beabsichtigt, aber nicht zwingend. Bedeutsam sei, dass der Tisch unterhalb der Wegkreuzung stehe, an dem in den 80er Jahren die Pershing 2 Raketen stationiert gewesen seien, berichtet Rebel, damals ein idealer Platz, weil die Raketen von Aufklärungsflugzeugen nicht hätten eingesehen werden können. Heute solle der Tisch daran erinnern, dass Frieden nicht selbstverständlich sei.
Eine Teilnehmerin breitete selbst gebackenen Hefezopf und Apfelschorle für alle auf dem Tisch aus. Dem Ort angemessen wurde das Brot paarweise gebrochen. Die imposante Tischplatte ist aus einer einzigen Douglasientanne gefertigt. Die Sitzbänke sind kürzer, so dass an jeder Schmalseite auch drei Menschen im Rollstuhl Platz finden können. „Hier muss man zusammensitzen und kommt automatisch ins Gespräch“, erklärt Rebel.
Ins Gespräch kamen auch die 29 Teilnehmer. So erkannten viele im Angesicht des Engen und Weiten Weges, dass intakte Beziehungen und Freundschaften das Wichtigste im Leben seien. Neue Beziehungen zu gewinnen, den eigenen Horizont zu erweitern, das nennen die örtlichen Leiter auch als Hauptgründe für ihr ehrenamtliches Engagement.

Der Besinnungs– und Erlebnispfad „Weiterweg“ ist ca. 5 km lang und kann in 2,5 bis 3 Stunden erwandert werden. Neben einem Rundwander– und Kinderwagenweg gibt es auch eine kürzere Variante für Menschen mit Einschränkungen. Anfahrt: Von Gschwend Ortsmitte Richtung Rotenhar fahren, dort Richtung Schönberg auf die K2662/​3330 abbiegen. Nach ca. 500 Metern befindet sich ein Parkplatz.