Landesseniorenrat stellt Kriterien fürs Gastgewerbe vor

Ostalb

Rems-Zeitung

Nach den Einzelhandelsgeschäften soll es nun auch eine Auszeichnung für seniorenfreundliche Hotels und Gaststätten geben. Die Kriterien und Richtlinien dafür wurden am Mittwoch beim Regionaltag des Landesseniorenrates in Aalen mitgeteilt und diskutiert. Von Johannes Müller

Freitag, 10. Juli 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
126 Sekunden Lesedauer

OSTALBKREIS. Keine Stolperfallen in den Zimmern, ebenerdige Duschen, Betten in Stuhlhöhe, eine telefonische Notruftaste, kleine Seniorenportionen auf der Speisekarte sind nur einige des vom Landesseniorenrat geforderten Qualitätsstandards. „Wir haben gerade begonnen mit den sternenklassifizierten Betrieben Baden-​Württembergs“, sagte Anett Küßner von der Gesellschaft zur Förderung des Tourismus (GFT).
Zuvor konnte die Vorsitzende des Kreisseniorenrates, Monika Lindenberg-​Kaiser, und die Altenhilfe-​Fachberaterin des Ostalbkreises, Petra Pachner, im großen Sitzungssaal des Landratsamtes über 50 Mitglieder des Landesseniorenrates zum Württembergischen Regionaltag begrüßen. Im Namen des Landrats führte Sozialdezernent Josef Rettenmaier in die Tagesordnung ein.
Bei der pflegerischen Versorgung stehe der Ostalbkreis mit dem Kreis Tübingen an der Spitze des Landes. Auf der Ostalb seien 750 Pflegeplätze neu geschaffen worden, hob Rettenmaier hervor. Als dringliche Aufgabe erwähnte er die Verbesserung der ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum Das neue Projekt „Pflegebegleiter“ des Stadtseniorenrates Aalen könne das pflegerische Umfeld besser organisieren.
Den Hintergrund zum Thema „Interkulturelle Kommunikation“ im Hinblick auf die Seniorenarbeit erläuterte Dr. Jürgen Wasella, Leiter der Volkshochschule Aalen. Während bei der Assimilation die Herkunft der zugewanderten Menschen oft gering geschätzt werde, was zu Spannungen bis hin zur Kriminalität führe, empfahl Wasella das Modell der Integration. Zugang zu vorhandenen Diensten und Angeboten müsste auch für „Senioren aus der Fremde“ stärker geöffnet werden.
Depressionen durch die Trennungserfahrung sei häufig bei solchen Senioren festzustellen, wusste Marcel Faißt vom Bezirksverband Württemberg der Arbeiterwohlfahrt. Fehldiagnosen und falsche Behandlung beim Arzt seien nicht selten die Folge von sprachlichen Missverständnissen. Mehrsprachige Faltblätter und deutschsprachige „Schlüsselpersonen“ könnten das verhindern, meinte Faißt.
Den Herausforderungen der nicht mehr in ihre Heimat zurückkehrenden alternden Migranten müsse man sich dringend stellen, forderte Michael Felgenhauer vom Amt für Zuwanderung und Integration der Stadt Aalen, wo Menschen von 110 verschiedenen Nationalitäten leben. Er riet zur Vernetzung von Akteuren der Integrationsarbeit. In Aalen biete man jetzt anlässlich des internationalen Festes am Wochenende eine interkulturelle Wanderung an.
Zwei Türkinnen aus Schwäbisch Gmünd, Cedim Erdogan und Hürü Celebi, berichteten von gemeinsamen Kochkursen und Reisen in die Türkei, um die fremde Kultur kennenzulernen. Das Personal in den Alteneinrichtungen von Diakonie und Caritas bestehe schon bis zu 70 Prozent aus Migranten, teilte der Landesseniorenrat mit. „Wir brauchen die dritte Ausländergeneration für die Arbeit in unseren Heimen, wir kriegen nämlich sonst keine mehr“, sagte Dietrich Eckhardt, der stellvertretende Vorsitzende.
Von geplanten Pflegestützpunkten auf Landkreisebene berichtete Josef Rettenmaier. Der Ostalbkreis sei einer der ersten, der gewillt sei, eine solche Einrichtung zu schaffen, sobald im September die Landesregierung und die Sozialministerin Monika Stolz „grünes Licht“ dafür gebe, kündigte der Sozialdezernent an. Aufgabe sei Beratung und Vermittlung von Hilfsmöglichkeiten bei Pflegefällen.
Das Land gebe jährlich 80 000 Euro zur Finanzierung, die weiteren Kosten seien zu je einem Drittel von den Trägern, den Krankenversicherungen, den Pflegekassen und dem Landkreis zu übernehmen. Die Gespräche mit den Kommunen im Kreis würden demnächst beginnen.