Sechs Radsportler aus dem Remstal mit moderner Technik auf Wanderwegen und Hirtenpfaden unterwegs

Ostalb

Rems-Zeitung

Durch Rumänien mit dem Mountainbike! Klingt im ersten Moment nicht gerade aufregend. Doch ohne moderne Technik wären die sechs Radsportler aus dem Remstal bei ihrer etwas anderen MTB-​Tour – eine grandiose Zeitreise – aufgeschmissen gewesen.

Freitag, 10. Juli 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
104 Sekunden Lesedauer

LORCH (pm). Durch Maramures immer Richtung Süden, durch Siebenbürgen bis an die Nordflanken der Karpaten führte der Weg. Nach umfangreicher Routenplanung und akribischer Vorbereitung starteten drei Lorcher und drei weitere Biker aus dem Rems-​Murr-​Kreis mit ihrem eigens dafür neu ausgerüsteten Kleinbus als Begleit– und Servicefahrzeug.
Über Passau-​Wien-​Budapest ging es in den äußersten Norden Rumäniens direkt an die Grenze zur Ukraine. Dort bezog man Quartier bei einer landestypischen Familie, die sich wie fast alle auf dem Lande lebenden ausschließlich selbst versorgt. Kühe, Schweine, Schafe, Ziegen und Hühner beleben den Hinterhof. In ihren Gärten wächst fast nur Essbares.
Nach dem Besuch des weltbekanntesten Friedhofes im Ort Sapanta, erfolgte eine leichte Eingewöhnungsrunde mit den modernen Bikes. Auf asphaltierten Hauptstraßen gab es natürlich überhaupt kein Problem.
Doch sobald man abbog, waren sämtliche Seitenstraßen, Feldwege und Forststraßen grob-​schotterig und vom Regen stark ausgeschwemmt — das passende Terrain für die Hightech-​Bikes.
Zielsicher wurden die Biker dank GPS-​Navigation sogar über die entlegensten Wanderwege und Hirtenpfade zu ihrem nächsten Übernachtungsquartier geleitet. Die detaillierte Routenplanung zahlte sich aus, und so diente das mitgeführte Kartenmaterial eigentlich nur noch zur groben Orientierung.
Auf diese Weise kamen die Remstäler in die entlegensten Ortschaften und Gehöfte. Sahen uralte Gebäude, wie man sie bei uns nur noch in den Freilichtmuseen findet! Staunten über die stehengebliebene Zeit, Wäsche wird großteils von Hand gewaschen, das Wasser holt man im Brunnen. Pferdekutschen und Ochsenkarren waren ständige Weggefährten, die Feldarbeit wird hier durchweg von Hand erledigt. Maschinen, die Lärm machen, sind eine absolute Seltenheit. Der ständige Lärmpegel, den die Gruppe von zu Hause gewohnt war, fehlte ganz.
Auf der Nord-​Süd-​Tour traf sie durchweg auf gastfreundliche und hilfsbereite Menschen, alle machten einen ruhigen und zufriedenen Eindruck.
Ob einfache Bauern, Hirten, Zigeuner oder Waldarbeiter – allesamt haben sie noch sehr viel Zeit, kennen keinen Stress und wissen nicht, was ein Acht– bis Zehn Stunden-​Arbeitstag ist.
Nach einer Woche Zeitreise in eine bei uns längst vergangene Zeit, „beamten“ sich die Remstäler mit einer 15-​stündigen Autobahnfahrt wieder zurück ins Jahr 2009.
Montagmorgens klingeln die Wecker, man steht auf, geht wieder an seine Arbeit und denkt, man hat alles nur geträumt. Eine Zeitreise zwischen zwei Welten. Teilnehmer waren Ulrich Gieger, Lorch; Joachim Rochau, Beutenmühle; Walter Munz, Waldhausen; Uwe Meyer, Urbach; Dieter Obertautsch, Althütte; Markus Schäfer, Waiblingen.