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Mutlanger Heilpraktikerin Rita Frey geht neue Wege

Dass die Chinesen weltweit, ob in Industrie und Wirtschaft, Patente und Errungenschaften kopieren ist seit je her bekannt. Laut der konfuzianischen Philosophie, sei das aber kein „Klau“, sondern ein Lernen. Die Mutlanger Heilpraktikerin, Rita Frey, macht es identisch, aber offiziell. Sie lernt an der Universität Nanning (Guangxi) die traditionelle Chinesische Medizin (TCM), und strebt dabei ihren „Master-​Abschluss“ an. Dafür muss sie aber zahlen. Von Giovanni Deriu

Samstag, 11. Juli 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

MUTLANGEN. Mit großen Augen angeschaut wird die 40-​jährige ausgebildete Heilpraktikerin, Rita Frey, aus Mutlangen immer – manchmal möchten sie die Menschen auch einfach nur anfassen. Da muss sie nun durch, wenn die Alternativ-​Heilerin im Oktober dann wieder zum „fünften Mal“ in China weilt. Rita Frey bereitet sich nach rund fünf Semestern auf ihren baldigen „Abschluss“ zum Master in der traditionellen chinesischen Medizin vor.
Das macht sie aber gern, und genießt den Umgang mit den Chinesen. In Mutlangen praktiziert Frey bereits seit 1996 als staatlich geprüfte Heilpraktikerin. Man kann schon behaupten, ihr Leben ist bewegt – denn sie hat vor der Ausbildung zur Heilkunde-​Expertin als Logistik-​Kauffrau gearbeitet. Eine ganz andere Branche. Wie so oft im Leben der Menschen, bedarf es manchmal Warn-​Signale des Körpers und des Geistes, um neue Wege zu gehen, alte Strukturen zu verlassen. Der Stress war auch Freys Begleiter in der freien Wirtschaft. Eine „schwerwiegende“ Erkrankung, man kann schon sagen „Krebs im Anfangsstadium“ , nickt Rita Frey, ließ sie grübeln. Im nachhinein aber, „das Beste“, was ihr passieren konnte, fügt sie hinzu, im Wissen, dass ihr Gegenüber nun große Augen macht. Ja, sie wisse, das höre sich „für viele Ohren“ krass an. Für Frey bedeutete diese Grenzerfahrung, einen Einschnitt zu wagen, das eigene Leben zu überdenken, und letztendlich „auch umzukrempeln“. Die Diagnose bedeutete natürlich erst einen „Schock“, doch sie lernte auch viele nette und intensive Menschen kennen. Schon ihr erster China-​Aufenthalt anno 1998, bei dem sie über vier Wochen lang „täglich Qi Gong“ übte, ließ sie wieder aufblühen und positiv denken. Durch eigenes „Zutun“, wie Frey ihre Erfahrung beschreibt. Nach der überstandenen Krankheit blieben starke Rückenschmerzen. Es galt auch, den eingefahrenen Kreislauf aus Fango, Massagen und den Schlingentisch, zu durch brechen – oder wenigstens, zu ergänzen. Weshalb nicht nach alternativen Methoden suchen, fragte Frey sich selbst. Hinterfragen sei wichtig, ist Rita Frey heute mehr denn je überzeugt. Vom Qi Gong, der alten chinesischen Körper– und Atemtechnik, ließ sie nicht mehr ab. Qi Gong zu praktizieren tat ihr gut – heute ist Frey zertifizierte Qi Gong-​Lehrerin, und bringt es ihren Patienten bei, oder hält Seminare. Wieso sollte sie (oder sollten andere) auf eine „jahrtausende alte Tradition“ verzichten?, fragt Frey eher rhetorisch. Ja, die uralte Schriften, das traditionelle Wissen des alten China habe es ihr dann angetan, sie wollte einfach mehr wissen und sich hinein arbeiten. Das macht sie nun intensiv mit einem Aufbau-​Studium. Lernen und praktizieren daheim, die Prüfungen und Praxisabfrage dann vor Ort, 12 000 Kilometer fern der Heimat.
Die traditionelle chinesische Medizin ist in Freys Augen einfach umfassender, sie sei auf „Balance halten“ ausgelegt. Auch das „Alltagsleben“ der Patienten würde in China beleuchtet. Des weiteren spiele die Ernährung und der Zusammenhang von Wohl– und Unwohlsein im Körper eine große Rolle. Schon seit geraumer Zeit, besteht für Patienten (oder „nur“ gesundheitsbewussten Menschen) auch in Mutlangen die Möglichkeit, der Heilpraktikerin Frey die Zunge und die Hand entgegen zu strecken. Rita Frey bietet nämlich auch die „Zungen– und Puls-​Diagnostik“ an. Sage und schreibe 28 verschiedene Pulsarten könne der chinesische Mediziner heraus fühlen. Rita Frey hat es gelernt, auch wenn sie sich im Understatement übt: „Zwei Leben wären zum Lernen notwendig.“ Die Zunge lügt nicht, und der (rasende) Puls gleich gar nicht. Akupunktur steht bei den Patienten Freys schon länger hoch im Kurs. In Hollywood wurde die chemische „Schönheitskur“ Botox bekannt, Rita Frey dagegen sieht eine Alternativen in „Akupunktur und Meridian-​Stimulationen“.
Rita Frey schwärmt zwar von den Erfahrungen mit der chinesischen Medizin, aber sie ist keine Ideologin, die unsere „Humanmedizin“ verteufelt. Im Gegenteil. Frey sieht sich vielmehr als „Vermittlerin“, als Bindeglied. Unsere Medizin sei genial im „Diagnostizieren“, oder in der Unfallchirurgie, erklärt Frey. Doch bei Fragen, wie die Gesundheit auf längere Sicht zu erhalten sei, das Bewusstsein dafür zu entwickeln, selbst für das Wohlbefinden zuständig zu sein, das fehle unserer Medizin. Auch würden die chinesischen Ärzte „echten Respekt“ vor allen Patienten haben, egal welcher Gesellschaftsschicht diese angehören. Die Mutlangerin, die ursprünglich aus Lauterburg kommt, ist davon überzeugt, dass „einfach jeder“ ein Recht habe, die chinesische Heilmethoden kennen zu lernen. Frey betont aber auch, dass nicht alles der „TCM“ „eins-​zu-​eins auf uns Westler“ adaptierbar sei. Kurios sei, wenn ausgerechnet Chinesen, die dem westlichen „Way of life nacheifern“, mit den selben Krankheiten wie Europäer zu kämpfen hätten (Hirnschlag, Übergewicht). Viele besinnen sich daher wieder auf ihre Wurzeln. Insgesamt fehle uns manchmal die Geduld. Die „TCM“ beanspruche je nach Beschwerdebild einen längeren Therapieverlauf. Heilt Zeit nicht Wunden? Rita Freys anstehende „Master“-Abschlussarbeit befasst sich übrigens mit dem „Chronischen Rückenschmerz“. Und der muss nicht unbedingt „made in China“ sein. Therapiert wird er in Mutlangen.

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