Direkt zum Inhalt springen

Nachrichten Ostalb

Theaterprojekt der Leinzeller Hauptschule

Manchmal erübrigt sich ein Blick auf die Bühne. Wenn sich das Jungvolk in der ersten Reihe wegschmeißt vor Lachen ist klar: Der richtige Ton wird getroffen, immer wieder. Krabat ist ein Theaterprojekt der Hauptschule, das dem Leinzeller Festjahr gerecht wird.

Freitag, 17. Juli 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 36 Sekunden Lesedauer

LEINZELL (bt). Der Leinzeller Krabat schimpft, kalauert, fürchtet und verliebt sich mit dem Vokabulars eines Jugendlichen im 21. Jahrhundert. Um den Übermut der Zauberschüler zu zeigen, werden keine Landser des 30jährigen Krieges sondern zwei schwäbisch Wanderer bemüht – denen nicht Sägemehl sondern „Leinzeller Katzenbräu“ vorgesetzt wird. Der historische Hintergrund fehlt in dieser Inszenierung. Was bleibt, ist Ottfried Preußlers unsterbliche Geschichte von Freundschaft und Versuchung und davon, dass es sich lohnt, die wichtigen Dinge im Leben nicht einfach preiszugeben.
Wer Aufführungen der Leinzeller gesehen hat, weiß, dass solche Botschaften hin– und mitreißend verpackt werden. Dass auf einen Michael Jackson-​Titel getanzt wird, ist Zufall, ansonsten aber sorgte der Musikgeschmack der jugendlichen Theatermacher für die Aktualität. Und was kann nicht alles tanzend dargestellt werden, vor und hinter der Schattenwand: Raben und Nebelgeister, die Dorfschönen und die Müllerburschen, die Handlanger der Gevatterin Tod. Von exzellent choreografierten Schneeflocken– und Mehlstaubtänzen gar nicht zu reden.
Ein Jahr lang haben die Klassen 6 bis 8 an dieser Produktion gearbeitet. Ein Riesen-​Aufwand. Eigentlich wollten sie ja ein bisschen kürzer treten, die Lehrenden und die Lernenden in Leinzell. Die Dornröschen-​Inszenierung im vergangenen Jahr – insbesondere die Hans Jorda-​Kompostionen sind unvergessen – hatte den Rahmen einer Schulaufführung gesprengt und alle Beteiligten an ihre Grenzen gebracht. In diesem Schuljahr standen zudem einige andere große Veränderungen und Ereignisse an. Aber kaum waren die Sommerferien vorbei, drängte das Jungvolk auf eine Wiederholung dieses Erfolgserlebnisses; die Einführung der Ganztagesschule, so wurde argumentiert, brachte mehr Zeit für die Vorbereitungen, und Leinzells großes Jubiläum und die Verabschiedung der Schulleiterin waren in erster Linie Anlass, die Schule nach Kräften glänzen zu lassen.
Die Geschichte zu erzählen, ist gar nicht so leicht. Um die Dreikönigszeit kommt Krabat auf sonderbaren Wegen in die (Leinzeller) Mühle, wo er eine Ausbildung beginnt. Dass Lehrjahre keine Herrenjahre sind, weiß er, aber was ihm da aufgebürdet wird, buchstäblich, ist ungeheuer. Am Fegen der Mehlstube droht er endgültig zu scheitern. Wie gut, dass die anderen Gesellen größtenteils das Herz auf dem richtigen Fleck haben und den Neuzugang mit der Zeit als einen der ihren akzeptieren. Jetzt erst erfährt er, dass die Mühle eine Zauberschule ist. Zuerst zeigt er kein Interesse; was ihn überzeugt ist die Gleichgültigkeit der immer perfider werdenden Meisterin: Wer nicht lernt, kann eben nicht zaubern. Und wie leicht der Hokuspokus das Leben macht! Eigentlich könnte es Krabat jetzt gut gehen. Wären da nicht Menschenopfer, eine tote Freundin und die ganz große Liebe, die er zu verlieren droht.
Bettina Schnitker-​Stolle entschied sich aus mehreren Gründen dafür, ihrer Theater– AG „Krabat“ anzubieten – die Klassen 6 und 8 lasen’s im Deutschunterricht, es gab einen Film, den die ganze Schule besuchte, und vor allem, wie gesagt, hatte sie hier einfach hervorragenden Stoff, mit dem zu arbeiten eine Freude war. Unter der Leitung von Simone Lappka entstanden die Choreografien; die BK-​ler haben dass Bühnenbild geliefert, die HTW-​Schülerinnen übertrafen sich gegenseitig darin, die Kostüme zu nähen. Rund 60 junge Leute sind an der eigentlichen Inszenierung beteiligt. Schnitker-​Stolle sieht mit Stolz, wie sich ihre Eleven entwickeln: „In einer Zeit, in der sich die Menschen unablässig präsentieren müssen, und das fängt bereits bei der Lehrstellensuche an, bietet das Theaterspiel ideale Möglichkeiten.“

Aufführungen sind am Montag, 20. Juli, um 10 und um 18 Uhr (für diesen Termin gibt’s noch Karten – im Schulsekretariat, Tel. 07175 99821 – 11, und bei der Bäckerei Weith) sowie am Dienstag, 21. Juli, um 10 und um 17 Uhr. Die letzte Vorstellung geht nahtlos über in den Festakt zur Verabschiedung der Schulleiterin Christa Holdt.

14 Tage kostenlos und unverbindlich testen?
Das RZ-Probeabo - digital oder klassisch mit Trägerzustellung

3611 Aufrufe
624 Wörter
5395 Tage 14 Stunden Online

Beitrag teilen

Hinweis: Dieser Artikel wurde vor 5395 Tagen veröffentlicht.


QR-Code
remszeitung.de/2009/7/17/theaterprojekt-der-leinzeller-hauptschule/