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EKM : Das Ensemble La Fenice bot Barockes in authentischer Interpretation

Die Klosterkirche Lorch war Gastgeber des Sonntagskonzerts der Europäischen Kirchenmusik: Das Ensemble La Fenice mit sieben Mitgliedern bot ein Programm mit vierzehn Beiträgen, davon vier rein instrumental, zu Himmel und Erde. Von Peter Skobowsky

Mittwoch, 22. Juli 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
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MUSIK. Die Stücke stammten allesamt aus dem 17. Jahrhundert von italienischen Komponisten, kreisend um die Opernerstlinge Monteverdi und Peri. Man durfte also Originale in authentischer Interpretation erwarten.
Das Ensemble mit dem Rekurs auf den sagenumwobenen Phönix hat sich ganz auf barockes Musizieren mit Originalinstrumenten spezialisiert: Zink, Blockflöte, Violine, Viola da Gamba und deren 16-​saitige Abart Lirone, Theorbe, Cembalo und Orgel. Dies ließ ein vielfarbenes Spiel aller Charaktere zu. Damit war die Kurzweil des Konzerts garantiert. Und die Gliederung in drei Programmteile tat ein Übriges zur Ausleuchtung des EKM-​Mottos: 1. Von schönen Himmelslegenden, 2. Im Himmel und auf Erden, 3. Von der wunderbaren Natur.
Ensembleleiter und Zinkenist Jean Tubéry hatte im Programmheft wertvolle Hinweise zum Verständnis der Kompositionen gegeben. Konkretes und Allegorisches verschmolzen zu köstlichen Kleinodien, die in den drei Hauptkriterien solcher Musik kunstvoll verwoben sind: Melodie, Rhythmus und Akkorde. Deshalb spielten meist je zwei Melodieinstrumente zum Generalbass in je dreifacher Besetzung — ganz nach dem intendierten Ausdruck gewählt.
Auch die Vokalstimmen, Claire Lefilliâtre (Sopran) und Arnaud Richard (Bass), standen hinsichtlich des Affekts in nichts zurück. Aus Monteverdi-​Opern ist ja bekannt, mit welcher Virtuosität facettenreich musiziert wird. Koloraturen und entsprechende Dynamik erschlossen die unterschiedlichen Texte auf höchst originelle Weise. Der Tonumfang des Bassparts belegte allein schon die geforderte Flexibilität. Beide Vokalkünstler hatten ein treffsicheres Gespür für alle Anforderungen. Die Sopranistin sang mit schier unerschöpflicher Kraft, dafür in der Höhe zuweilen eruptiv scharf. Der Bassist überzeugte von Nummer zu Nummer mehr, wobei die Intonation nicht immer sauber geriet.
Bei den italienischen Texten ist man immer wieder erstaunt ob der Zusammenziehung ganzer Zeilen: eine kaum glaubliche Sprachakrobatik, die in der Fügung der Musik umso packender zur Geltung kommt.
Sehr schön gelangen die differenzierten Duette, und die reinen Instrumentalwerke waren ausgesprochene Kabinettstückchen: je schwieriger auszuführen, umso leichtfüßiger wahrzunehmen. Die eineinhalbstündige Aufführung war eine geistige und musikalische Meisterleistung. Interessant, dass die martialische Batalla den einzigen Zwischenbeifall erhielt — kein Wunder bei so zupackend interessantem Spiel. Der Reiz der Klänge vermochte ordentlich zu verzaubern.
Das entzückte Publikum erklatschte zwei Zugaben: ein „Jubilate Deo“ eines deutschen Komponisten, der in Italien großes Ansehen genoss, und die Wiederholung von Monteverdis „Quando l’alba in Oriente“, des einzigen Beitrags mit Blockflöte.
Man darf gespannt sein auf die Wiedergabe der SWR-​Aufzeichnung am 6. Oktober um 13.05 Uhr in SWR 2.

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