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Verleihung des Preises der Europäischen Kirchenmusik 2009 an Sofia Gubaidulina

Die russische Komponistin Sofia Gubaidulina ist Trägerin des Preises der Europäischen Kirchenmusik 2009. Gestern Abend wurde der Preis in der Augustinuskirche im Rahmen des Kirchenmusikfestivals und übergeben.

Mittwoch, 22. Juli 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 35 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (hs). Die Festivalstadt Schwäbisch Gmünd ehrt das Lebenswerk der Komponistin, das geprägt ist von hochrangigen, sehr eigenwilligen und deshalb ausdrucksstarken Beiträgen zur Geistlichen Musik. Mit tiefer Spiritualität, mit humanistischer Einstellung und Gottesfürchtigkeit hat die 1931 in Tschistopol geborene und seit 1992 in Hamburg lebende Komponistin und Kirchenmusikerin weltweit anerkannte Horizonterweiterungen für die Sakralmusik geschaffen. Die Preisverleihung fand im Anschluss eines Konzertes mit Aufführung mehrere Werke Gubaidulinas in der bis fast auf den letzten Platz besetzen Augustinuskirche statt, was natürlich für die Preisträgerin eine zusätzliche Würdigung und Ehrung war. Zunächst dankte Oberbürgermeister Wolfgang Leidig sowohl der Künstlerin als auch den Interpreten (Konzertbesprechung folgt) für „ein ergreifendes spirituelles Erlebnis“. Die Konzertbesucher, so die Wahrnehmung Leidigs, seien in eine ganz andere Klangwelt entführt worden — „in die Klangwelt von Sofia Gubaidulina“. Er sei tief beeindruckt und sich sicher, dass der bedeutendste Kulturpreis, den die Stadt Schwäbisch Gmünd zu vergeben habe, die richtige Empfängerin gefunden habe. „Ihre Musik geht mit der Kraft der inneren Sammlung über das rein Musikalische hinaus.“ Die Laudatio hielt Hans-​Ulrich Duffek, der den Lebens– und Schaffensweg der Komponistin beschrieb. Sofia Gubaidulina verbinde mit ihrer Musik Himmel und Erde. Duffek machte den Zuhören bewusst, dass Sofia Gubaudulina unter dem atheistischen Regime der ehemaligen Sowjetunion aufgewachsen war. KGB-​Schikanen und Aufführungsverbote schränkten kulturelle und religiöse Entfaltungen massiv ein. Doch die junge Komponistin fand Nischen und Wege sowie einige Förderer, um ihrem Geist Freiheit zu geben. „Die Religion ist das Wichtigste im Leben des Menschen“, so einer ihrer Leitformulierungen. Sie betrachtet das Komponieren, also das Erschaffen von Musik, als religiöse Handlung. Spät ließ sie sich russisch-​orthodox taufen, sieht jedoch Konfessionen als „menschengemacht“, dafür den Gottesglaube im tiefsten Kern ohne Unterschiede zwischen den Religionsgemeinschaften. Ja, sie meint: „Dass sich der Gottesglaube in so viele verschiedene Richtungen aufgespaltet hat, ist eine Fortsetzung der Kreuzigung“. Duffek: Diese Komponistin höre die Natur, den Sternenhimmel und auch ihre eigene Seele klingen und beglücke mit wunderbarer Musik. Die Geehrte dankte herzlich und forderte die Menschen dazu auf, sich in einer Zeit und Gesellschaft, in der das laute Äußere im Vordergrund stehe, nicht zu vergessen, sich auch Zeit zu nehmen, um nach innen zu hören.

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