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Gestern Abend letzte Sitzung des alten Lorcher Gemeinderats

Sogar die eine oder andere Abschiedsträne war nicht zu übersehen, als sich der Lorcher Gemeinderat gestern Abend zu seiner letzten Sitzung in alter Besetzung traf. Stehende Ovationen galten besonders Roland Schaffert (FWV), der dem Gremium nach 37 ehrenamtlichen Dienstjahren ade sagte. Von Heino Schütte

Freitag, 24. Juli 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 20 Sekunden Lesedauer

LORCH. Durch eine ganze Reihe von Anfragen und Abschiedsworten von erfahrenen Bürgervertretern wurde die denkwürdige Sitzung auch zu einer Standortbestimmung für Gegenwart und Zukunft der Klosterstadt.
Gleich zu Beginn wurde in der Bürgerfragestunde auch ein Thema angesprochen, dass sich in der abschließenden Aussprache wiederholen sollte: Protokolle der Gemeinderatssitzung, so der einhellige Wunsch, sollten im Sinne einer besseren Teilhabe der Bürgerschaft an der Kommunalpolitik zukünftig schneller geschrieben und veröffentlicht werden, nicht erst, wie geschehen, erst nach zwei Monaten. Bürgermeister Karl Bühler verwies auf Zeit– und Personalknappheit im Rathaus. Hierauf meinte Stadtrat Mario Capezzuto (SPD), dass die Verwaltung für die Aufgabe ja gewiss nicht eine Vollzeitstelle schaffen müsste, sondern vielleicht reiche ja da eine 400-​Euro-​Kraft für die Aufgabe.
Der aus dem Amt scheidende Stadtrat Ralf Gernoth (CDU) kam auf eine andere Sorge zu sprechen, als er selbstkritisch Rückschau hielt: Im Bereich der Innentadt habe man in den letzten Jahren „nichts hingekriegt“, um einer bedenklichen Entwicklung gegenzusteuern. Er deutete im Vergleich auf die neugeschaffenen und attraktiven Ortszentren in Welzheim, Urbach oder auch zukünftig in Alfdorf und äußerte die Befürchtung, dass dadurch der Kundenstrom von Lorch weiter abgelenkt werden könnte. Schon jetzt sei die Klage der Einzelhändler deutlich, wonach „in Lorch alles rückläufig“ sei. Der Einwurf fand unterschiedliche Resonanz. Doch Tenor: Lorch habe Potenzial, das allerdings geweckt werden müsse. „Die Botschaft ist rübergekommen“, kommentierte Stadtrat und Fraktionschef Gerhard Hackner (CDU). Und dessen Gegenüber Manfred Schramm (SPD): „Das möchte ich als Auftrag in den neuen Gemeinderat gerne mitnehmen.“ Hackner und auch Stadträtin Jutta Proks (FWV) sahen im bereits auf den Weg gebrachten Verkehrsentwicklungsplan für die Innenstadt Chancen für Aufwertung und Stärkung der Einkaufs– und Erlebnisstadt Lorch. Nicht zu sehr alles schlechtreden, baten andere. Mario Capezzuto (SPD) verdeutlichte, dass es ja der Bürger sei, der entscheide, wohin er zum Einkaufen gehe. Und dass sich gegenwärtig das Einkaufsverhalten aus den Innenstädten raus auf die grüne Wiese verlagere, das sei ganz gewiss nicht nur ein Lorcher Problem. Dann bekannte sich der altgediente Stadtrat Roland Schaffert zu Melancholie, als er zu einer kleinen Abschiedsrede ausholte. Diese fiel ihm sichtlich schwer. Als sich alle Stadträte applaudierend von den Stühlen erhoben, um dem geschätzten Bürgervertreter zu ehren, konnte er Tränen der Rührung nicht verbergen. Nicht nur aus seiner, sondern auch aus den Worten von Stadträtin Erika Hanko und besonders auch Karl Dalheiser (beide FWV) klang dann wiederholt heraus, dass im Lorcher Bürgerparlament trotz oft kontrastreicher Standpunkte immer fair und ohne persönliche Angriffe diskutiert und die beste Lösung gesucht werde — ganz im Gegensatz zur politischen Tonart beispielsweise im benachbarten Schwäbisch Gmünd.
Bürgermeister Karl Bühler hielt Rückschau auf die stolze Arbeitsbilanz der zu Ende gehenden Legislaturperiode, darunter Neubau der Mehrzweckhalle, der B 297, der Hochwasserschutzmaßnahmen und vieles mehr. „Da war gewiss kein Stillstand drin!“ betonte der Bürgermeister. Es seien fünf spannende Jahre gewesen. Für jeden der Ausscheidenden fand Bühler sehr persönliche Worte. Besonders herzlich fiel die Laudatio für Roland Schaffert aus. Die Erfahrung und das Wissen dieses Lorcher Urgesteins seien eigentlich unersetzlich. Ähnlich würdigte er auch Karl Dalheiser, der dem Gremium 29 Jahre angehörte. Auch verabschiedet wurden: Ralf Gernoth, Erika Hanko, Thomas Wüst und Margit Herb.

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