Massenschlägerei bei der Ipfmesse
Neun verletzte Polizeibeamte und sechs Festgenommene, die von ihren „Kumpels“ anschließend wieder befreit wurden – das ist das Ergebnis einer Massenschlägerei am Freitagabend bei der Ipfmesse in Bopfingen. Von Bernhard Kohn
Montag, 06. Juli 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
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Und auch als genau um diese Zeit der Sicherheitsdienst die patrouillierende Polizei auf eine Schlägerei im Festzelt aufmerksam machte, schien es sich um einen Routineauftrag für die gut aufgestellten Ordnungshüter zu handeln. Im Zelt waren zwei Personen handgreiflich aneinander geraten, weshalb die Polizei gezielt zwischen diese beiden treten und den Streit beenden wollte.
Noch bevor die Beamten die beiden Kontrahenten erreicht hatten, entlud sich explosionsartig von einer Sekunde auf die andere, die geballte Aggression einer zunächst unbestimmbaren Menge anderer anwesender Gäste. Mit Fäusten und Fußtritten wurden die jetzt zahlenmäßig unterlegenen Polizisten von der Meute angegriffen, der sich sofort weitere Personen anschlossen, die mit Bierkrügen, Flaschen und Steinen warfen und mit Bierbänken auf die Polizei losgingen.
Die Polizei setzte Schlagstöcke und Pfefferspray gegen die Angreifer ein und wurde nun schnell und effektiv durch den entschlossen auftretenden Sicherheitsdienst unterstützt. In der Folge gelang es der Polizei, sechs der Angreifer festzunehmen. Auf dem Weg zur Festwache konnte zunächst einer dieser Sechs nochmals flüchten, wurde aber von der Polizei eingeholt und überwältigt.
Mehrere Personen aus der Gruppe der Angreifer überfielen daraufhin die festnehmenden Polizeibeamten und konnten den Festgenommenen aufgrund ihrer zahlenmäßigen Übermacht befreien und gemeinsam flüchten.
Bei diesen Überfällen auf die Polizei wurden neun Polizeibeamte verletzt, zwei mussten im Krankenhaus ärztlich versorgt werden, konnten aber inzwischen wieder nach Hause entlassen werden.
Bei den bislang bekannten Beteiligten des Überfalls handelt es sich durchweg um russischstämmige Personen, die alle in Bopfingen wohnhaft sind. Gegen sie und eine derzeit noch unbestimmte Anzahl unbekannter Beteiligter ermittelt die Polizei nun wegen des Verdachts einer ganzen Reihe von Straftaten, wie Landfriedensbruch, Gefangenenbefreiung, gefährlicher Körperverletzung und der Beteiligung an einer Schlägerei. Die Strafandrohung für diese Taten liegt bei Freiheitsstrafen von bis zu zehn Jahren.
Nur durch das gut abgestimmte Sicherheitskonzept zwischen der Stadt Bopfingen, den Verantwortlichen der Ipfmesse und der Polizei konnte ein derartiger Exzess, wie er sich hier entlud, noch so gemeistert werden. Aufgrund ihrer Erlebnisse in der Nacht geht die Polizei inzwischen davon aus, dass es sich bei dem Szenario im Festzelt um eine gezielte Falle für einschreitende Polizei und Sicherheitskräfte gehandelt haben könnte.
Nichtsdestotrotz sollen die Besucher dieses traditionsreichen, so fest in der Bevölkerung verankerten Festes, dieses auch in den nächsten Tagen der Messe sicher und unbeschwert genießen können. Die Polizei hat – dank eines auf solche Ausreißer vorbereiteten Personalkonzepts – schon im Laufe des Samstages zum einen unmittelbar auf dem Festgelände reagiert, zum anderen hat sie, in Zusammenarbeit mit der Stadt Bopfingen, bereits mit der Erteilung von Platzverweisen und Betretungsverboten an derzeit individuell bestimmbare Personen begonnen und trifft darüber hinaus im unmittelbaren Umfeld der Beteiligten weitere Maßnahmen.
„Wir wollen den gewohnt unbeschwerten Festverlauf garantieren: Das Recht des anständigen Bürgers und friedlichen Festbesuchers wird dem Unrecht einiger Weniger nicht weichen müssen“; verspricht der Leiter der Aalener Polizeidirektion, Polizeidirektor Volker Schindler.
Und auch Bopfingens Bürgermeister Bühler zeigte sich entsetzt darüber, wie es einer doch vergleichsweise kleinen Gruppe gelingen kann, am Sicherheitsgefühl einer große Menge grundvernünftiger Menschen aller Bevölkerungsschichten zumindest zu rütteln. „Wir werden uns unser schönes Fest, mit dem sich die gesamte Bürgerschaft Bopfingens und des ganzen Umlands so stark identifiziert, nicht kaputt machen lassen.“
Darüber hinaus sprach er den beteiligten Polizisten und Sicherheitskräfte seine Hochachtung für „ihr entschlossenes Auftreten, in so absolut selbstloser Weise“ aus und wünscht den verletzten Beamten „eine schnelle Genesung, ohne Nachwirkungen“.
Die Polizeidirektion Aalen hat eine kriminalpolizeiliche Ermittlungsgruppe (EG) eingesetzt, die noch am Samstag ihre Arbeit aufgenommen hat. Für die laufende Veranstaltung wurden bislang 14 Platzverweise ausgesprochen und zugestellt. Die Durchsetzung des damit verbundenen Betretungsverbots für den Fest-Bereich obliegt den vor Ort eingesetzten Polizeikräften. Die örtliche Polizei wurde dabei durch nochmals verstärkte Kräfte der Bereitschaftspolizei unterstützt.
Die Beamten der „EG Messe“ legen momentan den Schwerpunkt ihrer Arbeit auf die Identifizierung der Mitglieder und des Umfeldes der angreifenden Gruppe vom Samstagfrüh und die Ermittlung von Zeugen, die über den Geschehnisablauf der Schlägerei und der Angriffe auf die Polizei und den Sicherheitsdienst Auskunft geben können. Zeugen werden gebeten, sich unter der Telefonnummer 07361/5800 bei der Polizei zu melden.
Mittlerweile hat die EG Messe auch einige Hinweise darauf erlangt, dass während der Schlägerei möglicherweise vielfach Handyaufnahmen oder sogar Videoaufzeichnungen gemacht wurden. Die Ermittlungsgruppe hat großes Interesse an solchen Aufnahmen und bittet die Besitzer derartiger Bildsequenzen, diese der Polizei zu überlassen. Die Aufnahmen können bei der Polizei in Bopfingen, Ellwangen oder Aalen abgegeben werden, oder auch direkt per Mail an die Adresse aalen.pd@polizei.bwl.de überspielt werden.
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