Feier zum Zonta-​Tag in Schwäbisch Gmünd: „Das Jahrhundert der Frau“ angekündigt

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

„Die Welt soll ihre Sorgen für sich behalten“ interpretierte Brigitta Wanner begleitet von Manfred Disam an der Gitarre ein Knef-​Lied. Es war Sonntagvormittag und der Schwäbisch Gmünder Zonta Club hatte zu einer Matinee zum Thema „Das Jahrhundert der Frau“ in die Stadtbibliothek eingeladen. Von Dorothee Wörner

Dienstag, 07. Juli 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
171 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND. Dass es ein Anliegen des Clubs ist, dass niemand seine Sorgen für sich behalten muss, machte Präsidentin Juliane Maus in ihrer Begrüßung deutlich. Seit dem Jahr 2005 gibt es die Organisation auch in Schw. Gmünd, die vor neunzig Jahren in den USA gegründet wurde mit dem Ziel gesellschaftspolitische Aufgaben mit sozialem Engagement zu verbinden. In Gmünd sind es 22 Frauen, welche die unterschiedlichsten Frauenprojekte vorantreiben und unterstützen. Im Berufsleben sind sie Künstlerinnen, Beamtinnen, Selbstständige, im Schuldienst oder im Gesundheitswesen tätig. Neben ihrer Profession widmen sie sich dem sozialen Engagement bei Zonta. Präsidentin Juliane Maus spricht über die Leitgedanken; ZONTA — abgeleitet aus indianischen Symbolen — bedeutet Licht, Freundschaft, Gemeinsamkeit, Schutz und Vertrauen. Voraussetzung für eine zuverlässige Freundschaft seien Offenheit und ein Interesse daran, die Welt mit den Augen des anderen zu sehen.
Die Präsidentin berichtete vom aktuellen Projekt in Liberia, bei dem schwangere und gebährende Frauen unterstützt werden und von den Aufgaben in Schwäbisch. Gmünd. Beispielhaft wurde die a.l.s.o.-Frauenwerkstatt erwähnt, die Gefangenenzeitschrift „Weiße Frau“, oder eine Aktion für Migrantinnen: „Mama, lern deutsch“. Finanziert wird diese Hilfe mit Erlösen aus Bazaren und weiteren Veranstaltungen.
Oberbürgermeister Wolfgang Leidig dankte in seinem Grußwort für die Aktivitäten des Clubs: „Sie haben Wertvolles für Schw. Gmünd geleistet“, meinte er und betonte die gute Zusammenarbeit mit der Stadt. Besonders begrüßte er die neue Leiterin der Stadtbibliothek Sybille Bruckner-​Schmidt, die mit ihrem weiblich dominierten Mitarbeiterstab ein schönes Beispiel für Frauenaktivitäten darstelle. Chancengleichheit sei ihm wichtig, meinte der OB und berichtete über das „Schülerforschungslabor“ für Chemie, Technik und Informatik in das Schülerinnen und Schüler gleichermaßen eingebunden werden. Die Abschlüsse an den verschiedenen Bildungseinrichtungen bestätigten Prognosen der Zukunftsforscher, die voraussagen, das 21. Jahrhundert werde zum Jahrhundert der Frauen. Ob dies eine neue Entwicklung ist, oder ob sich Parallelen ziehen lassen zu vergangen Jahrhunderten darüber referierte, nach einer Einführung von Ada Isensee, Dr. Rotraut Wolf, die zum Thema „Zur Frau im frühen Mittelalter“ sprach.
Interessant und kompetent berichtete Dr. Wolf, bis 2001 Oberkonservatorin beim Landesmuseum Stuttgart, über Frauen, die im 6. und 7. Jahrhhundert hier gelebt haben. Anhand von Grabbeigaben und Knochenuntersuchungen versucht die Wissenschaft sich einen Einblick in das das Leben der hellhäutigen Alemanninnen zu verschaffen. Dabei konnten anhand von knöchernen Verwachsungen und Verschleißerscheinungen erstaunliche Kenntnisse über deren Gesundheit gewonnen werden. Die Lage der Schmuckstücke ließen Rückschlüsse darüber zu, wie sie an der Tracht angebracht worden seien. Auch die verwendeten Stoffe und Gewebe, Halsperlen aus Glas und Amulette geben uns Auskunft darüber, wie wir uns das Erscheinungsbild dieser Frauen vorzustellen haben; blond, mit blauen Augen und sehr bunt bekleidet, meinte Frau Dr. Wolf und regte mit ihren Ausführungen die Phantasie der Anwesenden an. Innerhalb der germanischen Gesellschaft hatten Frauen zwar eine beachtete, aber keineswegs gleichberechtigte Stellung, für Verletzungen an Frauen, so ergaben Forschungen, wurde doppelt gesühnt.
„Sich für Frauen stark machen“, auch nach Jahrhunderten immer noch eine wichtige Aufgabe. Von einem aktuellen Projekt des Zonta-​Clubs berichtete am Rand der Veranstaltung der stellvertretende Schulleiter an der Adalbert-​Stifter-​Realschule, Thomas Krieg. Finanziert vom Club gibt es dort „Mädchen unschlagbar“, ein Selbstbehauptungsprojekt, in dem im vergangenen Jahr Achtklässlerinnen von einer Sozialpädagogin und einem Kampfsportler ausgebildet wurden um zu helfen. Als Ansprechpartner für ihre Mitschülerinnen und Mitschüler bieten nun 12 ausgebildete Mädchen ihre Hilfe an, wenn diese sich benachteiligt oder gemobbt fühlen. „Ein sehr erfolgreiches und wichtiges Angebot, das wir als Schule ohne die Unterstützung des Zonta-​Clubs nicht hätten leisten können“, so Krieg.
„Für mich soll’s rote Rosen regnen, mir sollten sämtliche Wunder begegnen“, Brigitta Wanner ließ dem Chanson von Hilde Knef noch viele weitere Lieder folgen. Mit Hilfe der Frauen des Zonta-​Clubs könnte diese eine Liedzeile aber für viele benachteiligte Menschen in unserer Gesellschaft Wirklichkeit werden.

In einer Fotoausstellung auf Stellwänden in den Räumen der Stadtbibliothek
(Erdgeschoss) können sich die Besucher noch bis 1. August über die Frauenprojekte des Zonta Clubs informieren.