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Kulturverein Schloss Laubach führt in Hohenstadt „Lysistrata“ von Aristophanes auf

Sind Frauen die besseren Männer? Zumindest wenn rohe Gewalt hinter weiblicher List zurückstehen muss, hat die resolute Athenerin Lysistrata den Männern einiges voraus. Glücksgöttin Tyche sorgte dafür, dass die Premiere nicht dem Regen zum Opfer fiel und zum Erfolg wurde. Von Wolfgang Fath

Dienstag, 07. Juli 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 33 Sekunden Lesedauer

THEATER. Athen lag am Freitagabend in Hohenstadt, ein Baugerüst mit leuchtenden Neonröhren diente an der Wand des Eiskellers als Akropolis. Die Frauen haben den seit 20 Jahren ohne Unterbrechung wütenden Bruderkrieg zwischen Athen und den Städten auf dem Peloponnes gründlich satt. Lysistrata ergreift nun die Initiative, ruft Frauen aus ganz Griechenland zusammen und trägt ihnen ihren Plan vor, wie man die kriegssüchtigen Männer kurieren kann: konsequenter Liebesentzug, bis in ganz Griechenland wieder Frieden herrscht.
Schweren Herzens schwören die versammelten Frauen Enthaltsamkeit und begeben sich auf die Akropolis, um sich dort zu verbarrikadieren. Bei Schwur der Frauen lässt Regisseurin Susanne Reng die Spartanerin Lampito in breitem Schwäbisch reden. Eine Gruppe empörter Greise versucht, die Streikenden dort auszuräuchern, wird aber mit Wasser übergossen und mit unwiderlegbaren Argumenten, darunter Wurfgeschossen in Form von Salatköpfen des Besseren belehrt. Dem Phallos Befriedigung zu verschaffen sei zwingender als das Schwert zu führen, meinen die Frauen. Sie machen sich ein Vergnügen daraus, die Männer in Hitze zu bringen, um sie dann eiskalt abzuweisen. Und den Ratsherrn lassen sie nicht an die Kriegskasse.
Nur Myrrhine scheint ihrem Mann gegenüber schwach zu werden, es ist eben doch nicht so einfach, standhaft und enthaltsam zu bleiben. Heldenmütig wiedersteht sie dennoch der Versuchung. Da es inzwischen in Sparta wie in Athen zugeht, wo Lampito die Frauen anführt, schickt man eine Abordnung triebgeplagter Männer zu Verhandlungen zu Lysistrata, die nach langem Hin und Her erreichen was Lysistrata erreichen wollte: den Sieg der Liebe über den Krieg und Frieden für ganz Griechenland.
Farbige überdimensionierte Brüste reizen die Männer in der Dunkelheit. Deren wippende Phalli, ebenfalls leuchtend, sorgen für Heiterkeit unter den Zuschauern. „ Es steht eben , wie es steht, aufrecht steht es bei uns in Sparta“, stellte der Gesandte aus dem gleichfalls triebgeplagten Sparta stoisch fest
Regisseurin Susanne Reng hat für ihre Inszenierung eine Version von Dieter Dorn ausgewählt und diese den Gegebenheiten vor Ort angepasst. Das Besondere der Aufführung ist, dass nicht die Einzelpersonen herausragen, sondern dass die Chöre der Männer und der Frauen den Hauptpart übernehmen. So gibt es im ganzen Stück nur zwei größere Einzelszenen, sonst prägen die Chöre die Handlung. Sehr gelungen ist die Aufteilung der Rolle der Lysistrata in die Einzelpersonen von Mutter, Tochter und Mutter der Tochter, womit sie sie überschäumende Jugend, Leichtigkeit, aber auch Reife und Vernunft der Frauen in Person von Lysistrata zum Ausdruck bringt.
Zweideutig, witzig und frivol sind die Dialoge die von den Laiendarstellern, darunter alten Theatererfahrenen aus den ersten Laubacher Tagen, aber auch dieses Mal vielen neuen Gesichtern vorgetragen wurden.
Als Lysistrata, Mutter der Mutter spielte Marie Luise Gnannt, als Lysistrata Mutter Silke Scherner und als Lysistrata Tocher Franziska Benkendörfer. Der Chor der Frauen setzte sich aus Claudia Harder (Kalonike), Karin Starczewski (Myrrhine), Pia Leis (Rhodippe) und Karin Sinner (Nikodike)zusammen. Diese spielte auch die Spartanerin Lampito. Weiter wirkten Maggy Döring als Thebanerin und Simone Schmid als Korintherin mit.
Reiner Jedlicka spielte den athenischen Ratsherren, Matthis Tröster den Kinesias, Felix Reil einen Athener. Die spartanischen Gesandten waren mit Kai Forster und Reinhard Epple vertreten, beim Chor der alten Männer wirkten Askan Hendrischke, Walter Gutbrod, Otto Bauer, Helmut Pache-​Moldmann und Kai Forster mit.
Regie führte Susanne Reng, für Maske war Martina Ebel zuständig, Grafik Barbara Bommas und Technik Ingmar Knop.

Weitere Aufführungen finden am 10./11. Juli, 17./18.Juli, 24./25. Juli sowie am 31. Juli/​1. August statt. Spielbeginn ist jeweils um 20.30 Uhr beim Eiskeller in Hohenstadt.

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