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Nachrichten Kultur

Ökumenischer Gottesdienst auf dem Münsterplatz beschloss das Festival der Europäischen Kirchenmusik

Mit einem beeindruckenden ökumenischen Abschlussgottesdienst auf dem Münsterplatz wurde am gestrigen Sonntag das Festival der Europäischen Kirchenmusik beendet.

Montag, 10. August 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND (kos). Viele verfolgten den Abschlussgottesdienst bei bestem Wetter unter freiem Himmel, wo ein großes Segelflugzeugmodell auf das Motto „Zwischen Himmel und Erde“ des EKM-​Festivals Bezug nahm wie es auch das Thema des Gottesdienstes, dass der Glaube Flügel verleihen kann, tat. Das Ludwigsburger Blechbläserquintett auf dem Umgang des Münsters eröffnete mit einem Vorspiel den stimmungsvollen Gottesdienst und umrahmte ihn auch weiter mit musikalischen Zwischenspielen und beim Gesang der Gemeinde. Münsterpfarrer Robert Kloker begrüßte die zahlreichen Teilnehmer. Heute wolle man sich emporschwingen und inspirieren lassen durch die Erfahrung, dass der Glaube Flügel verleihen und die Sprache der Musik mehr als Worte sagen könne.
Ausgehend von der Schriftlesung, dass Glaube und Gottvertrauen eine entscheidende Kraftquelle sind für das Aufwärtsstreben, dass die, die auf den Herrn harren, neue Kraft bekommen, „dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler“, begann Dekan Nau seine Predigt. Heute habe man zwar keinen Adler zur Verfügung, aber es schwebe als Symbol für das Phänomen des Fliegens ein Modellsegelflieger über der Gemeinde. Mit „Warten auf das Starten“ war der erste Abschnitt der Predigt überschrieben. Und zwar sei das ein Warten, das mit Hoffnung verbunden sei. „Welche Rolle spielt das Harren, also das Warten und Hoffen beim Segelflug?“ Bevor dies Dekan Immanuel J.A. Nau deutete, zitierte Münsterpfarrer Robert Kloker getreu dem Segelflugzeug als Symbol, einen Experten: „Ein Segelflugzeug kann nicht alleine starten. Man braucht dazu entweder eine Seilwinde oder ein Motorflugzeug zum Anschleppen.“ Das Angewiesensein auf einen anderen, also das Harren oder Warten, sei eine Erfahrung, die der Pilot vor jedem Start erlebte.
Ähnliches gelte für den Hintergrund der prophetischen Botschaft des Predigttextes, nach dem die Hoffnungen und Erwartungen des Volkes Israel zusammengebrochen waren und die Frage, wie es wieder hoch komme, unlösbar schien und sich Lethargie und Depression breit machten. Dekan Immanuel J.A. Nau verglich das mit der Situation mit einem, der sich ins Segelflugzeug gesetzt habe aber nicht wirklich erwarte, dass es wieder in die Luft gehen würde. Diese Situation gleiche der vieler Menschen, die zu einer Notlandung gezwungen werden und nicht wissen, wie sie nach oben kommen können. Die entscheidende Frage, die weiterführen könne, laute dabei: „Hat mein Warten noch eine Richtung, ein Ziel, eine Hoffnung?“ Wer aus Notlandungen, den Niederungen und Depressionen des Lebens herauskommen wolle, der müsse Erwartungen entwickeln, solche, zu denen der Prophet im Text die Erwartungslosen ermuntert habe: „Hebt eure Augen in die Höhe und seht! Das sollte man nicht nur als Redewendung, sondern als eine verhaltenstherapeutische Empfehlung verstehen, denn wer psychisch nichts mehr zu erwarten habe, der könne physisch wenigstens den Kopf hochheben. Am besten soweit, dass der Blick in den Himmel gerichtet werde, um dadurch empfindsam zu werden für die Wirklichkeit Gottes und das Wirken Gottes in diesem Dasein und auch in den Tiefpunkten des Lebens Vom Aufwind und Wetter handelte ein weiterer Abschnitt der Predigt: Habe uns eine Kraft nach oben gezogen, mache man oft die Erfahrung, dass es wieder nach unten gehe. Das sei wie beim Segelfliegen ein ständiges Auf und Ab. Wieder zitierte dazu Münsterpfarrer Kloker den Experten, nach dem Aufwind das A und O des Segelfliegens ist und man die Wetterbedingungen so nutzen müsse, dass die Anziehungskraft nach unten überwunden werde. Auch unser Leben sei Grunde genommen ein einziges Auf und Ab, so Dekan Immanuel J.A. Nau weiter. Doch fälschlicherweise würden viele in der Vorstellung leben, dass nur das, was oben ist, das Eigentliche sei. Aber vielmehr komme es auf das richtige Verhältnis zwischen Auf und Ab an. Man könne nicht immer im Aufwind bleiben, und je mehr vor uns liege, um so mehr würden uns Zweifel beschleichen oder Rückschläge ereilen. „Dann müssen wir warten und beten und — wenn überhaupt möglich — nach Aufwindstellen suchen.“ Und Aufwind zu bekommen, sei ein Geschenk. Und ausgerechnet das, was wir nicht selber machen könnten, sei das, was unser Leben trage. Jedoch vom Glauben her wisse man, dass wir letztlich von Gott getragene Menschen sind.
Im letzten Teil der Predigt hieß es dann, wo man Erwartungen an Gott habe, hebe das nach oben, und dann dürfe man die Erfahrung machen, dass man von ihm getragen werde. Dies zu verdeutlichen, diente dem Dekan das erhebende Erlebnis der 9. Mahler-​Sinfonie beim Beginn des Kirchenmusik-​Festivals. Darin sah er die letzte große Aufwärtsbewegung beschrieben, die uns von der Erde und dem „Zwischen Himmel und Erde“, endgültig in den Himmel führen werde, in die ewige Leichtigkeit des Seins. „Wer dies sehen und glauben kann, der hat etwas zu erwarten bis zu seinem letzten Atemzug.“

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