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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Das Eisenbahn-​Wunderwerk namens „Hohenstaufen“ ist zwischen Gmünd und Lorch zu bewundern

Das „Schauspiel“ für alle Eisenbahn– und Technikfans, denn diese „Aufführung“ dürfte im Remstal sozusagen nur alle 100 Jahre stattfinden. Der selten anzutreffende Gleisschnellumbauzug „Hohenstaufen“ sorgt seit gestern Morgen für die Komplettsanierung der Remsbahn bis nach Schorndorf. Von Heino Schütte

Dienstag, 11. August 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 59 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND. Mit dem Einsatz des monsterhaft anmutenden Gleisbauzugs tritt die Komplettsanierung der bis 15. Oktober gesperrten Bahnstrecke in ihre heiße Phase. Rund 50 Millionen Euro investiert die Bahn AG in diese regionale Netzmodernisierung, die bis nach Nördlingen reicht. Eine Flotte von 30 Omnibussen stellt derzeit den Schienenersatzverkehr zwischen Gmünd und Schorndorf sicher. Dank guter Vorbereitung hat sich dieser Pendelverkehr ganz gut eingespielt. Beschwerden gibt es kaum und die Verspätungen für die Bahnkunden halten sich in Grenzen.
Gestern Morgen war nun am Gmünder Bahnhof in Fahrtrichtung Schorndorf Abfahrt eines der ungewöhnlichsten Sonderzüge, die in Europa zu sehen sind. Die in Göppingen beheimatete Bauunternehmung Leonhard Weiss ist mit der Gleissanierung betraut. Insgesamt drei Schnell-​umbauzüge umfasst die Flotte der Großmaschinen, die das Unternehmen im In– und Ausland im Einsatz hat. Alle Bauzüge haben Namen, die auf ihre Herkunft schließen: „Hohenstaufen“, „Schwoba-​pfeil“ und „Edelweiss“. Ins Remstal wurde der „Hohenstaufen“ geschickt. Die Arbeit erfolgt im Zusammenspiel mit mehreren Loks und zahlreichen Transportwaggons. Die gesamte Anordnung dieser rollenden Gleismontagefabrik umfasst eine Länge von fast 1000 Metern, die gestern bei Tagesanbruch am ehemaligen Güterbahnhof Aufstellung nahm. In den folgenden Wochen wird sich dieser Schienentross langsam in Richtung Westen bewegen. Ganz ideal vom Remstalradweg aus und natürlich mit dem gebotenen Sicherheitsabstand können die Arbeiten schon in den nächsten Tagen auf der Strecke Gmünd-​Lorch beobachtet oder auch mit der Kamera festgehalten werden.
Der eigentliche Schnellumbauzug im Mittelpunkt der Anordnung umfasst eine Länge von 136 Metern und hat ein Gewicht von 360 Tonnen. Er bewegt sich auf 28 Achsen, wobei acht von Dieselmotoren angetrieben werden. Die Schichtleistung (acht Stunden) umfasst den Umbau einer Streckenlänge von bis zu 2500 Metern. Vorneweg rollt ein Wagen zum Lösen und Sammeln von Kleineisen. Dann folgt die Sektion mit Übergabebühne für Alt– und Neuschwellen. Herzstück ist der Wagen mit Schotterpflug, Neuschwellenablage und „Einfädelung“ der neuen Schienenstränge mitsamt Steuer– und Antriebseinheit. Dahinter angekoppelt ist eine komplette Werkstatt mit Tank– und Messwagen. Der vordere Teil des Schnellumbauzugs rollt noch auf den alten Schienen, während der hintere auf den neuen Gleisen steht. Das Schienenmaterial wurde in den vergangenen Wochen bereits 25 Kilometer weit bis nach Schorndorf im Bereich der alten Gleise ausgelegt. Ein Voraustrupp „verzieht“ mit Bagger– und Kranhilfe die Eisenstränge passgenau, damit sie vom Gleisbauzug aufgenommen und auf die neuen Schwellen gelegt werden können. Spannend anzusehen ist die Logistik des Zu– und Abtransportes des Schwellenmaterials. Hierzu wird der Gleisumbauzug von einem Transportzug begleitet. Auf diesem sind Tausende Schwellen gelagert. An den Seiten der Waggons sind Schienen angebracht. Auf diesen sausen vierbeinige Portalkräne hin und her, um für den Schwellennachschub am Gleisbauzug Sorge zu tragen. Mit diesem Fließbandverfahren werden auch die alten Schwellen abtransportiert.

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