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16 Kinder untersuchten im Sommerferienprogramm den Lauf des Klotzbachs

Auch dieses Jahr beteiligte sich der Böbinger Albverein am Sommerferien-​Programm der Gemeinde. Die Kinder waren dabei sehr motiviert.

Donnerstag, 27. August 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 37 Sekunden Lesedauer

BÖBINGEN (pm). 16 interessierte Kinder, ausgestattet mit Gummistiefeln, Wasserbehältern, Sieben, Keschern und Becherlupen trafen sich zur Einweisung vor dem Rathaus. Unter Anleitung des Naturschutzwarts Ingo Feile untersuchten sie den Lauf des Klotzbachs zwischen Ober-​und Unterböbingen und unternahmen an einer geeigneten Stelle eine biologische Gewässeruntersuchung.
Schon von Weitem machte der Klotzbach den Eindruck eines naturnahen Fließgewässers. Zwei Bachabschnitte wurden sogar in das neue Biotopschutzgesetz des Landes Baden-​Württemberg aufgenommen. Der saubere Uferbereich sei zum großen Teil den alljährlichen Bachputzeten des Albvereins zu verdanken, meinte der Naturschutzwart. Die Bachuferpflanzen, die angrenzenden Auwäldchen, Hecken und Obstgärten dienten als „Grüne Lunge“ zwischen den beiden Ortsteilen.
Verschiedenartige Vogelnisthöhlen und Schlafhöhlen für Fledermäuse säumen die Uferstreifen. Das größte Interesse weckte ein selbst gebauter Wasseramselkasten unter einer Brücke. Aus unerfindlichen Gründen wurde im Frühsommer das hauptsächlich aus Moos bestehende, kompakte Höhlennest von Unbekannten herausgezerrt und zerstört. Die starengroßen, mit dem Zaunkönig verwandten Wasseramseln seien die einzigen einheimischen Singvögel, die tauchend ihre Nahrung erwerben. Sie stürzen sich kopfüber ins strömende Wasser, klammern sich fest und ziehen Flohkrebse, Insektenlarven und andere Kleinlebewesen unter den Steinen hervor, erfuhren die aufmerksamen Zuhörer. Sie lernten auch etwas über die Bedeutung der Uferbefestigung. Die verheerenden Bodenverluste seien eine Folge der falschen Uferbepflanzung. Als vorteilhafte Uferpflanzen erkannten fachmännische Beobachter die Weiden und Erlen. An einer Prallhangestelle hatte das Hochwasser das mächtige Wurzelwerk einer Schwarzerle freigelegt. Man konnte sich gut vorstellen, dass dieses fein verzweigte, tief reichende Wurzelgewirr den Uferboden bei Hochwasser gut festhalten und schützen kann.
Der vom Klotzbach abzweigende Mühlkanal hat sich dank seiner undichten Sperrvorrichtung im Laufe der Jahre zu einem klaren stehenden Gewässer entwickelt, einem idealen Biotop für die Entwicklung von Froschlurchen. Beim Herannahen der Beobachter huschten hunderte von Kaulquappen mit stark entwickelten Hinterbeinen und ebenso viele winzige Jungfrösche in ihre schützenden Verstecke aus schwimmendem Reisig und altem Falllaub.
Alle Froschlurche, also alle Frösche, Kröten und deren Larven stehen unter strengem Naturschutz, dürfen also nicht gefangen und mitgenommen werden.
An einer seichteren Stelle des Klotzbachs, an einer sogenannten Furt, erfolgte schließlich die biologische Gewässeruntersuchung. Die jungen Forscher konnten es kaum erwarten, mit ihren einfachen Hilfsmitteln vorsichtig auf Unterwasserjagd zu gehen. Im Glasgefäß oder Eimerchen wurden die Fangergebnisse zur Sammelstelle gebracht.
Nun galt es, mit den Becherlupen und mit Hilfe einer Bestimmungstabelle die Namen der Kleinlebewesen ausfindig zu machen. Wie die zukünftigen Gewässerbiologen erfuhren, gibt das Vorkommen bestimmter Wassertierchen Auskunft über die Wassergüte, weil sie ganz bestimmte Anforderungen an die Qualität des Wassers, also ihrer Lebensumwelt stellen. Die häufig gefangenen Köcherfliegenlarven, Bachflohkrebse, Napfschnecken und Eintagsfliegenlarven sowie vereinzelte Funde von Steinfliegenlarven, Strudelwürmern und Rollegeln deuten auf eine verhältnismäßig gute Zensur im momentan wasserarmen Klotzbach hin: Güteklasse II in der viergliedrigen Skala.
Beim näheren Kennenlernen dieser sogenannten Zeigerorganismen stellte sich heraus, dass sie geeignete Vorrichtungen und Tricks haben, um sich gegen die Wasserströmung festzuhalten. Köcherfliegenlarven beispielsweise bauen um ihren Körper herum Gehäuse aus winzig kleinen Steinchen und kleben es an die Unterseite größere Steine am Bachgrund. Eine besondere Faszination übten die flinken Rollegel aus, die in einer flachen Glasschale gleich Jagd auf ihre Beutetiere machten. Als Sensation des Tages stellte sich der Fang einer Groppe heraus, eines kleineren, dickköpfigen Fisches, der als sein bevorzugtes Umfeld die klaren Bäche der Forellenregion bevorzugt.
Nach so vielen wissenschaftlichen Erkenntnissen verlangte das leibliche Wohl sein Recht. Ein kurzer Marsch am schattigen Schlierbach entlang brachte die gestiefelten Wanderer rasch zum Grillplatz, der von den Motorradfreunden wieder mietfrei zur Verfügung gestellt wurde. Das knisternde Feuer, die bruzzelnden Grillwürste, die prächtige Aussicht auf den Albtrauf und das optimale Wetter schufen eine traumhafte Ferienatmosphäre. Bevor die Eltern pünktlich ihre Kinder abholten, bedankte sich der Veranstaltungsleiter bei seinen Assistenten Gretel und Alfons Dennochweiler sowie Irmgard Feile.

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